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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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und faul herumliegen«, sagte Temeraire. »Das ist sehr nett von dir, Kulingile, danke«, fügte er huldvoll hinzu, während er die Überreste des kleinen Wals entgegennahm, den Kulingile mitgebracht hatte und nun allen anbot, obwohl die Ränder ausgefranst und angeknabbert aussahen. Eigentlich waren Temeraire schon diese paar Bissen zu viel, aber er wollte nur ungern zugeben, dass er nicht die gleichen Mengen wie Kulingile verdrücken konnte. Es erschien ihm unfair, dass jemand, der so klein und verschrumpelt ins Leben gestartet war, nun größer als er selber werden sollte und schon bald sogar Maximus an Masse übertreffen würde.
    Â»Ich bin nicht hungrig«, meinte Iskierka pikiert. »Wenn irgendwelche Prisen in Sicht wären, dann wäre das etwas anderes, aber es ergibt keinen Sinn, herumzufliegen und nach Fischen Ausschau zu halten, auf die man gar keinen Appetit hat. Außerdem gehst du selber auch nicht auf die Jagd.«
    Â»Ich bewache das Schiff vor den Schlangen«, erwiderte Temeraire würdevoll.
    Die letzten Seeschlangen drehten im Laufe des nächsten Vormittags Richtung Sydney ab und überließen die Allegiance nun allein ihrer Fahrt in Richtung auf die stürmischen Bereiche um den vierzigsten Breitengrad herum. Das Wasser war kalt, dunkel, grau wie Eisen und von grünlichem Schaum überzogen. Laurence gesellte sich auf dem Achterdeck zu Riley, und gemeinsam schauten sie durch ihre Teleskope den Tieren hinterher. Im Schwimmen durchbrachen fortwährend glitzernde Bogen die Wasseroberfläche und verschwanden wieder, bis die Seeschlangen das Ende des Wassers erreicht hatten, das von der Allegiance aufgewühlt wurde. Dort tauchten sie tief ein und waren dann nicht mehr zu sehen.
    Von diesem Zeitpunkt an gab es nur noch die Art von Eintönigkeit, die ein Seemann liebte: Sie hatten einen gleichbleibenden, messerscharfen Wind im Rücken, und bis auf wenige Stunden am Tag stand die Sonne klein und abweisend fahl am Horizont. Laurence erwachte jeden Morgen von den Schiffsglocken und davon, dass das Deck lautstark geschrubbt wurde. Manchmal fuhr er aus der Nachtruhe hoch und fragte sich in schläfriger Verwirrung, warum man ihn nicht für die Morgenwache geweckt hatte, während er vergeblich nach seinem blauen Mantel Ausschau hielt. Er sehnte sich nach etwas mehr Beschäftigung. Schließlich war er daran gewöhnt gewesen, jeden Tag alle Hände voll zu tun zu haben, und es fiel ihm nun schwer, die Stunden an Bord des Schiffes auszufüllen, wo er keinerlei Pflichten hatte und lediglich als Passagier mitreiste. Sogar seine selbst auferlegte Verantwortung als Schulmeister war ihm von Rolands Anstandsdame abgenommen worden, und er konnte nicht abstreiten, dass sie dieser Aufgabe weitaus besser als er selbst gewachsen war, da sie vor ihrer Ehe als Gouvernante gearbeitet hatte.
    Nur Granby leistete ihm Gesellschaft. Zwar hätte er sich auch Riley anschließen können, aber ihr Verhältnis hatte sich nie so recht von den Spannungen erholt, die sich während ihrer Reise nach Afrika aufgebaut hatten. Rileys Vater war ein Sklavenhalter auf den Westindischen Inseln; Laurence’ Vater hingegen, Lord Allendale, hatte sich ja ganz der Sache der Sklavenbefreiung verschrieben. Während der Fahrt, die sie an all den abscheulichen Sklavenhäfen jenes Kontinents vorbeigeführt hatte, waren Laurence und Riley immer wieder aneinandergeraten, und sie hatten seitdem keine Gelegenheit gefunden, sich beim anderen für irgendetwas zu entschuldigen. Laurence konnte Riley gegenüber seine wahren Gefühle hinsichtlich ihrer augenblicklichen Mission nicht offen zur Sprache bringen; Riley hingegen wusste sehr genau um diese Gefühle, und so gingen sie ausgesprochen höflich miteinander um und sprachen lediglich über das Wetter und das Leben an Bord.
    Immerhin blieb Laurence das Vergnügen, mit Temeraire herumzufliegen. Die kalte Luft brannte in seinem Gesicht. Die Wolken waren schwer vom Schnee, wenn Laurence und Temeraire sich bisweilen weiter nach Süden vorwagten. Unten im Meer konnten sie hin und wieder Fischschwärme oder die dicken Leiber von Walen oder Delphinen sehen, und manchmal entdeckten sie auch die Schatten von einigen Haien. »Ich frage mich, warum sie einfach nicht schmecken, obwohl alles, was sie selber zu sich nehmen, so köstlich ist. Was für eine Verschwendung«, murmelte Temeraire vor sich hin, dann fuhr

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