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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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welcher Ruhm könnte einem solchen Mann genug sein? Aber vielleicht bewirkt das Alter, was der Lauf der Welt nicht erreichen kann, und mit den Jahren verliert sich Napoleons schlimmster Ehrgeiz.«
    Â»Du kannst dir sicher sein: Selbst wenn Bonaparte irgendwann Eroberungen und Ruhm satthätte, sähe es bei Lien anders aus. Und sie wird noch sehr lange nicht zu alt sein«, erwiderte Temeraire düster. »Außerdem scheint es mir nicht klug, wenn wir einfach herumsitzen, abwarten und hoffen. Wir sollten Napoleon lieber aufhalten und dafür sorgen, dass er nicht noch mehr Schaden anrichten kann.«
    Â»Wenn Napoleon sich auf jedem Thron in Europa niederlassen will, dann, schätze ich, sollten wir jeden einzelnen davon wieder unter ihm wegziehen«, sagte Laurence in scherzhaftem Ton. Er war sich sehr bewusst, dass er gerade mutterseelenallein von Temeraires Rücken abstieg und sich somit wieder an Bord eines Schiffes mitten auf dem eisigen Meer am anderen Ende der Welt befand, während er den anerkannten Herrscher einer großen Nation und den Eroberer halb Europas aufs Korn nahm.
    Die Tischgesellschaft, mit der er am Abend speiste, war etwas seltsam. Laurence und Granby waren stillschweigend übereingekommen, Demane so zu behandeln, als hätte er tatsächlich den Rang inne, der ihm kraft seines Drachen zustünde. Nur dass weder seine Manieren noch seine Fähigkeit, Konversation zu betreiben, dazu reichten, ihn in Kopfnähe der Tafel sitzen zu lassen. Aber das war ein Übel, welches im Dienst nicht selten vorkam und auch bei Männern zu finden war, die das nicht mit ihrem zarten Alter entschuldigen konnten. Bei Demane würden wenigstens im Laufe der Zeit Ermahnungen etwas bewirken, ebenso wie das Gefühl der Verlegenheit, welches ihm die Tatsache bescherte, dass er mit einem Mal unter stärkerer Beobachtung stand, als er es immer als Läufer und auch später gewesen war, als er in Sydney demonstrativ nicht beachtet worden war.
    Aber Hammond war ein genügsamer Gast, und es fiel ihm überhaupt nicht auf, wenn Demane vier Gänge in Folge in tiefem Schweigen zu sich nahm oder wenn man ihn nur mit einem Ellbogenstoß dazu bringen konnte, sein Glas zum Toast zu erheben. Hammonds eigene Redseligkeit war mehr als ausreichend, um jede denkbare Unzulänglichkeit der restlichen Gesellschaft auszugleichen. Er war vier Jahre lang der verantwortliche englische Abgesandte am chinesischen Hof gewesen, was ihm einiges an zusätzlichem Körpergewicht beschert und sein früher etwas bemüht wirkendes Auftreten in eine gelassene Selbstsicherheit verwandelt hatte. Allerdings ließ er sich noch immer nicht bremsen und war voller Leidenschaft, wenn es um ein Thema ging, das ihm am Herzen lag.
    Â»Den Berichten zufolge sind sie bereits mit zwei Transportern eingelaufen, die sich momentan noch im Hafen befinden«, sagte er und legte mit den Krümeln seines Zwiebacks, aus denen er die Getreidekäfer herausgeklaubt hatte, die Umrisse von Rio auf die Tischdecke. »Ganz offensichtlich haben die Tswana sich in den Ruinen der Stadt eingenistet.«
    Â»Sie können Bonaparte nicht freundlicher gesinnt sein als uns«, gab Granby zu bedenken. » Er hat der Sklaverei ebenfalls nicht abgeschworen; sind sie denn wirklich seine Verbündeten?«
    Â»Ich denke, man kann es nicht unbedingt einen Bund nennen, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne des Wortes«, sagte Hammond. »Man sollte wohl eher sagen, dass sie ihm einen Waffenstillstand gewährt haben, und zwar im Austausch gegen Reparationszusicherungen. Aber da Napoleons Reparationszahlung darin besteht, dass er die Tswana übers Meer schafft, damit sie ihre Feinde angreifen können, welche gleichzeitig auch seine eigenen sind, macht das wohl kaum einen Unterschied. Sie werden weiterhin die spanische und auch die portugiesische Küste angreifen«, fügte er hinzu und warf Laurence einen bedeutsamen Blick zu: Solche Angriffe würden auf jeden Fall auch für alle Truppen, die die Engländer dort hinzuschaffen gedachten, eine Gefahr darstellen.
    Â»Ob wir sie vielleicht am Kap abfangen könnten?«, fragte Granby. »Oder auch etwas näher an ihrer Heimat? Das Mittelmeer ist weit weg vom Süden Afrikas, und ich glaube kaum, dass es leicht für sie ist, die Versorgung sicherzustellen.«
    Â»Die Aussicht darauf, eine neue Front in einem vollkommen unbekannten Gebiet zu haben, ohne

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