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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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er fort: »Und ich begreife auch nicht, warum wir nicht einfach genau das tun, was du vorgeschlagen hast, Laurence. Wenn die Tswana die Sklaven sowieso wieder zurückholen, dann können die Portugiesen sie stattdessen auch gleich freiwillig herausrücken und so verhindern, dass all ihre Städte in Schutt und Asche gelegt werden.«
    Â»Die Tswana können nicht ernsthaft glauben, dass es ihnen gelingt, ganz Brasilien nach ihren Leuten zu durchkämmen«, entgegnete Laurence, »jedenfalls nicht rechtzeitig genug, um die Verschleppten zu retten, die überhaupt noch am Leben sind, falls es das ist, worum es ihnen in erster Linie geht.«
    Obwohl Laurence Zweifel anmeldete, hegte er doch ganz eigene Hoffnungen: Die Tswana hatten ihren Zorn selbst gegen jene Sklavenhäfen gerichtet, die niemals auch nur einen einzigen Angehörigen dieses afrikanischen Volkes verschifft hatten und die weit entfernt von ihrem Königreich lagen. Dies wiederum ließ darauf hoffen, dass man sie davon würde überzeugen können, das Angebot anzunehmen, das Laurence persönlich ihnen unterbreiten wollte: eine generelle Befreiung aller Sklaven im ganzen Land, anstatt nur denjenigen eine Rückkehr zu ermöglichen, die zu den Tswana gehörten.
    Er hatte nicht vor, diese Bestrebungen irgendjemand anderem als Temeraire gegenüber zu offenbaren; Laurence konnte sich Hammonds Reaktion lebhaft vorstellen. Eine allumfassende Abschaffung der Sklaverei würde den Portugiesen kaum gefallen, und vielleicht würde sie nicht einmal die Tswana zufriedenstellen. Aber die bloße Aussicht darauf, einen solchen Umsturz bewirken zu können, war es wert, alles daranzusetzen, die Sache voranzutreiben.
    Â»Wir müssen es wenigstens versuchen, auch wenn wir keinen Erfolg damit haben«, fügte er hinzu.
    Â»Natürlich müssen wir das. Und ich bin mir sicher, dass die Portugiesen es sich gut überlegen werden, ob sie den Vorschlag ablehnen oder nicht, ganz besonders dann, wenn die Tswana noch ein paar mehr ihrer Städte niedergebrannt haben werden«, sagte Temeraire aufgeregt. »Und ich glaube auch nicht, dass Hammond irgendeinen Grund finden wird, sich zu beschweren, wenn es uns gelingen sollte, für Frieden zu sorgen, wie er es wünscht. Dann können wir nach England zurückkehren und endlich Napoleon besiegen. Laurence, glaubst du, das da drüben ist eine Prise?«
    Nein, das war es nicht. Der Walfänger in der Ferne war beinahe mit Sicherheit neutral. Er war zu klein, um Temeraires Gewicht zu tragen, und zweifellos würde er durch einen Besuch ihrerseits nur erschreckt werden, selbst wenn es sich lohnen würde, sich bei der Besatzung nach Neuigkeiten zu erkundigen. Temeraire schaute sich fragend um, und Laurence schüttelte als Antwort den Kopf; sie drehten ab und flogen weiter, ohne sich tiefer hinabsinken zu lassen und gesehen zu werden.
    Ansonsten war das Meer vollkommen ruhig und verlassen, genauso wie schon letzte Woche und auch die Wochen davor. Sie passierten einige wenige Inseln auf ihrem Weg, die zumeist nur aus Lava bestanden, welche an die Oberfläche gelangt war, und mit der Zeit von Algen halb zerfressen worden waren. Da Temeraire und Laurence nichts zu tun hatten, fiel ihnen ihre Einsamkeit viel mehr als in ihrem abgelegenen Tal in Australien auf, und Laurence überließ sich bereitwillig diesem Gefühl. Damit hatte er rechnen müssen, als er sich entschloss, sich nicht der Obrigkeit zu unterwerfen und von Temeraire das Gleiche zu verlangen, sondern sich nur von seinem eigenen Urteil leiten lassen wollte.
    Als sie zur Allegiance zurückkehrten, konnte Laurence nicht verhindern, dass er einen halb wehmütigen, halb erstaunten Blick auf das Schiff unter ihnen warf. An Bord entdeckte er die wohlgeordneten Abläufe seines früheren Lebens – eines ganz gewöhnlichen, verlässlichen Lebens. Plötzlich dachte er an Bonaparte, an einen Mann, der ein solches Leben bedenkenlos weggeworfen hätte, und zwar nicht einmal aufgrund des unerbittlichen Drucks von Pflichtgefühl und Ehre, sondern nur wegen plötzlich aufkeimender, rücksichtsloser Gier. Und er dachte verständnislos daran, dass dieser Mann sich aus einem solchen Motiv heraus auch ohne Bedenken freiwillig aus der Gesellschaft seiner Kameraden ausgeschlossen hätte. »Ich glaube nicht, dass ihn jemals etwas zufriedenstellen wird«, sagte er zu Temeraire. »Welcher Sieg,

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