Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
Vom Netzwerk:
erdulden. Sie stritt sich beinahe eine Stunde lang mit Granby herum, während die dunkle Wand immer näher und näher herankroch und Riley anfing, den untätig herumstehenden Männern und den noch immer ungesicherten Drachen besorgte Blicke zuzuwerfen. Schließlich sagte Granby in seiner Verzweiflung: »Meine Liebe, wir müssen jetzt zu einer Entscheidung kommen. Ich werde diesen Mantel anziehen, wenn du mir dafür diesen Gefallen tust. Bitte leg dich hin und lass dich von den Männern sichern.« Bei diesem Mantel handelte es sich um ein monströses Kleidungsstück aus Goldbrokat, das über und über mit Perlen und Edelsteinen besetzt war und auch im letzten Jahrhundert in Versailles nicht fehl am Platze gewesen wäre. Iskierka war es in Indien gelungen, Granbys neuen Ersten Leutnant, Mr Richards, der sich seitdem großen Vorwürfen durch seinen Kapitän ausgesetzt sah, dazu zu bringen, den Mantel in Auftrag zu geben. Granby hatte sich rundheraus geweigert, sich in solch übertriebener Pracht in der Öffentlichkeit zu zeigen, was eine stete Quelle großer Unzufriedenheit für Iskierka darstellte.
    Sie stürzte sich sofort auf dieses Angebot. »Du ziehst ihn an, wann immer ich es wünsche?«, fragte sie eifrig.
    Â»Solange er nicht völlig ungeeignet für den Anlass ist«, versuchte Granby abzuwiegeln.
    Â»Nun gut, wenn ich entscheiden darf, ob der Mantel angemessen ist oder nicht«, sagte Iskierka, und Granby fügte sich resigniert und ohne große Anstrengung, sein Gesicht zu wahren. Immerhin ließ sich Iskierka daraufhin großmütig zu Boden sinken und streckte sich auf dem Deck aus, sodass die Matrosen ein riesiges Netz über ihren zusammengerollten, schwarz-roten Körper ausbreiten und mit darübergelegten Ketten befestigen konnten.
    Granby wich Laurence’ Blick aus, zog sich zurück und beobachtete die hastige Aktion von der vorderen Reling aus. Laurence wusste, dass er zutiefst beschämt war, weil er sich gezwungen gesehen hatte, auf Erpressung und Winkelzüge zurückzugreifen, um Iskierkas Temperament so weit zu zügeln, dass sie sich den Erfordernissen des Dienstes fügte. Nicht besser machte es die Sache, dass Kulingile, der ein ganz anderes und weitaus friedfertigeres Gemüt hatte, lediglich erwiderte: »Oh, nun ja, wenn du es für richtig hältst, dann musst du mich wohl anketten. Aber wie soll ich denn dann auf die Jagd gehen?«, als Demane ihn bat, unter die Persenning zu rutschen. Man musste ihm nur versichern, ihn zu füttern, falls er hungrig werden würde, und schon war er mit dem ihm bislang unbekannten Verfahren einverstanden.
    Â»Das wird alles andere als bequem«, warnte Temeraire ihn unglücklich, während er sich ebenfalls ausstreckte, und das war zwar eine pessimistische, vor allem aber eine zutreffende Bemerkung. Er und Kulingile würden den Sturm über links und rechts neben Iskierka liegen, um ihren Körper von beiden Seiten abzupuffern, da ihre unpraktischen Stacheln es erschwerten, sie richtig zu sichern. So würden die beiden also nicht nur dem Toben des Sturmes ausgesetzt sein, sondern auch den ständigen Dampfausstößen aus ihrem Körper.
    Â»Wir sollten lieber dafür sorgen, dass sie sich noch mal richtig die Mägen vollschlagen«, sagte Granby bei seiner Rückkehr, während die Ketten auf dem Deck festgemacht und mit Tauen verstärkt wurden. Die vorausgegangenen Auseinandersetzungen hatten den Großteil der Zeit verschlungen, die ihnen in der unnatürlichen Windstille noch blieb, und inzwischen begannen die Wellen in einem warnenden Rhythmus gegen die Seitenflächen des Schiffes zu branden. Selbst die Matrosen, die gewöhnlich jeden Kontakt mit den Drachen scheuten, kletterten eilfertig über die Klauen und Schuppen hinweg, um die Sicherungen festzuziehen. Das Gewicht der Drachen konnte das Schiff leicht zum Kentern bringen, wenn die Tiere nicht wirklich gut angekettet an Ort und Stelle gehalten wurden. »Am besten wäre es, wenn sie mindestens den ersten Tag verschliefen. Und später könnte es zudem schwierig werden, das Futtervieh aufs Deck zu schaffen.«
    Temeraire war wild entschlossen, keinerlei Schwierigkeiten zu machen. Er hatte Granbys schamvoll glühende Wangen gesehen, und Laurence sollte auf keinen Fall einen Grund haben, seinetwegen zu erröten, selbst wenn Temeraire die Ketten wirklich – und zwar

Weitere Kostenlose Bücher