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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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Augenblick zögern würden, ihre eigenen Kameraden den Drachen zum Fraß vorzuwerfen, wenn sie auf diese Weise ihre eigene Haut retten oder auch nur an ein Glas Rum gelangen könnten. Tagträume von Letzterem beschäftigten die Seeleute beinahe die ganze Zeit über, außer in den bescheidenen Arbeitszeiten, zu denen die Flieger sie antreiben konnten.
    Es brauchte nicht viel, um das Lager in Ordnung zu halten, aber selbst dieses Wenige wurde nicht erledigt. Jeden Morgen waren frisches Treibholz und Seetang ans Ufer gespült worden, Palmenwedel wurden ständig vom Wind auf den Boden geweht, und die Seemöwen, die kreischend dagegen protestierten, dass eine derart laute Gruppe in ihr Reich eingedrungen war, hinterließen überall ihre Exkremente. Laurence hatte den Versuch aufgegeben, den Dreck häufiger als alle drei oder vier Tage wegschaffen zu lassen. Stattdessen schoben die Männer den Unrat mit den Füßen beiseite oder rutschten darauf aus.
    Â»Wenn Sie nicht arbeiten, werden Sie auch nichts essen«, hatte Laurence den Männern verkündet; das war die einzige Drohung, die sie zu überhaupt einem Handschlag bewegte, und Laurence war klar, dass sie nicht ewig Wirkung zeigen würde. Ein dürrer Oberfähnrich von sechzehn Jahren mit hängenden Schultern wie Cavendish konnte wenig ausrichten gegen einen Richard Handes – ein vierunddreißigjähriger Kerl mit Fäusten in der Größe von Melonen und einem Mund voller Zähne, die ihm in zahllosen Hafenschlägereien abgebrochen waren. Demane gelang es, sich zu behaupten, wenn es sein musste. Laurence war sich sicher, dass das mit einer gewalttätigen Auseinandersetzung zu tun hatte, die außerhalb seiner Sichtweite ausgetragen worden war. Auch Emily Roland konnte einige der Männer allein durch ihre Persönlichkeit in Schach halten. Jedenfalls könnte sie das, wenn Laurence es auf ein solch gefährliches Experiment würde ankommen lassen. Stattdessen nutzte er jede Gelegenheit, sie noch vor Sonnenaufgang mit irgendeinem Auftrag vom Lager fortzuschicken, und er achtete peinlich darauf, dass sich keiner der Seeleeute in dieselbe Richtung verirrte.
    Laurence hätte eine Menge dafür gegeben, wenn in dem Haufen auch nur ein einziger Bursche gewesen wäre, den er zum Bootsmann hätte erklären können. Aber wenn es irgendwelche vertrauenswürdigen Männer geben sollte, dann hatten sie sich noch nicht hervorgetan. O’Dea und Shipley gehörten nicht direkt zu den Matrosen, sondern standen eher auf Laurence’ Seite. O’Dea hatte es während ihres Aufenthaltes auf der Triomphe spürbar genossen, düstere Prophezeiungen über die Teufelskraft des Alkohols von sich zu geben – er sprach da durchaus aus Erfahrung – und sich über die schlimmen Auswirkungen auf den Charakter von Seeleuten zu äußern, die diesem Laster verfallen waren. Seine eigene Beteiligung an der Plünderung der Vorräte bestritt er heftig: Er hatte keine Wache gehabt, hörte man ihn tugendhaft beteuern.
    Shipley war in der Zwischenzeit ehrgeizig geworden. Er hatte zu begreifen begonnen, wie schlecht bestückt die Flieger zahlenmäßig waren, dass ein Mann, der sich ein wenig geschickt und arbeitswillig zeigte, sehr schnell seine früheren Erwartungen übertreffen konnte. Er war Schneider gewesen, ehe unglückliche Umstände zu seiner Verurteilung und seiner Zwangsverschiffung geführt hatten. Mit dem Verlust von Fellowes bestand ganz offensichtlich Bedarf an einem neuen Geschirrmeister. Zwar gab es im Augenblick überhaupt kein Geschirr, an dem er hätte arbeiten können, aber er machte sich trotzdem nützlich und hielt sich gewissenhaft von den Matrosen fern. Von ihnen unternahm ebenfalls keiner den Versuch einer Annäherung.
    Wenn überhaupt, dann wäre Mayhew der beste Kandidat, ein altgedienter Bursche und einer der rar gesäten fähigen Seeleute, der sogar einmal in den Rang eines Kapitänsgehilfen befördert worden war, ehe er wegen Trunkenheit wieder degradiert worden war. Er mochte sich durchaus als brauchbar erweisen. Aber er hatte eine Menge Rauch eingeatmet, ehe er vom Wrack der Allegiance gerettet worden war, und noch immer hustete er sich schier die Seele aus dem Leib. Auf jeden Fall hatte er noch keinerlei Anstrengungen unternommen, sich bei seinen Kameraden Respekt zu verschaffen.
    Stattdessen erfreuten sich Urquhart und

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