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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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Handes der größten Beliebtheit und wurden nach der ersten Woche sogar losgeschickt, um mit Laurence über die Unzufriedenheit der Seeleute zu sprechen. »Es ist schwer, bei so knapper Kost gehalten zu werden, Kapitän«, begann Urquhart mit unruhigem, ausweichendem Blick, der verriet, wie wenig es ihm gefiel, sich an Laurence wenden zu müssen, anstatt einfach inmitten seiner Kameraden zu murren. »… entsetzlich schwer, nach all den Schwierigkeiten, die wir hatten. Wir hoffen, dass Sie es sich noch einmal anders überlegen …«
    Laurence hörte sich das Gerede an, die Lippen zornig zusammengepresst, während Urquhart abbrach und sich im Nachklang seiner Worte eilends ein Stück zurückzog. Handes jedoch war weniger feinfühlig und fügte mit schamloser Dreistigkeit hinzu: »Es ist nicht gut, wenn wir hier so weitermachen, als wären wir noch immer an Bord, und wenn die Offiziere nicht aufhören, so arrogant aufzutreten. Die Vorratskammern müssen geöffnet werden, und der Inhalt gehört anständig verteilt. Wir sollten lieber zwei Mahlzeiten am Tag einnehmen als nur eine, und die Drachen könnten uns auch noch ein paar Fische bringen, anstatt sie tagein, tagaus selber zu verschlingen.«
    Die Wortwahl allein zeugte schon von völliger Respektlosigkeit und enthüllte ein extremes Ausmaß an Dummheit. Die Beleidigung wurde noch dadurch schlimmer, dass Handes beim Sprechen in einem bedeutungsschwangeren Rhythmus eine seiner großen Fäuste in die andere Hand schlug, als wolle er seine Forderungen mit einer Drohung unterstreichen. Temeraire war zu diesem Zeitpunkt gerade auf der Jagd.
    Aber Laurence war weder hager, noch hatte er hängende Schultern, und er hatte einst – eine kurze und unglückliche Zeit lang – als Leutnant unter einem raubeinigen Kapitän gedient. Während seines eigenen Kommandos hatte er es nie für nötig gehalten, auf ähnliche Verhaltensmuster zurückzugreifen, was aber nicht bedeutete, dass er vor ihnen zurückschreckte. Er beugte sich vor und griff sich ein Scheit aus dem brennenden Feuer, das er Handes mit solcher Wucht in die Magengrube stieß, dass dieser sich zusammenkrümmte. Dann ließ Laurence einen Hieb auf seine Schultern niederkrachen, der Handes flach auf den Boden schickte.
    Â»Bleiben Sie dort, Handes«, herrschte Laurence, der rittlings über ihm stand, ihn an. »Bleiben Sie dort liegen. Ich garantiere für nichts mehr, wenn Sie es wagen sollten, sich zu erheben. Bei Gott, ich hätte gute Lust, Temeraire zu bitten, Sie und Ihren ganzen, verfluchten Haufen ins Meer zu jagen und den Haien zum Fraß zu überlassen. Ihre Überreste können sich dann zu den besseren Männern legen, die schon vor Ihnen gehen mussten. Und jetzt scheren Sie sich fort.«
    Es wurde kein zweites Mal eine Abordnung der Seeleute zu Laurence geschickt, und die Männer hatten schon vorher so wenig gearbeitet, dass man nicht hätte sagen können, ob sie in diesen spärlichen Anstrengungen nun auch noch nachließen. Aber Laurence gab sich nicht der Illusion hin, dass sich irgendetwas an ihrer Einstellung geändert hätte. Anständig verteilen war ein Euphemismus. Die Männer stellten sich vor – oder träumten zumindest davon –, dass sich irgendwo zwischen den Vorräten auch Alkohol versteckte. Und das hätte sogar der Fall sein können. De Guignes hatte ihnen einen kleinen Vorrat an Rum dalassen wollen, aber Laurence hatte dieses besondere Zeichen der Großzügigkeit ohne Zögern abgelehnt. Davon konnte er den Matrosen jedoch nicht berichten. Ihnen zu sagen, dass das Angebot zwar gemacht, aber nicht angenommen worden war, wäre genauso schlimm, als würde man ihnen mitteilen, dass es zwar ein Angebot gegeben habe, dass die Vorräte aber für den privaten Genuss der Flieger versteckt worden seien.
    Â»Kein Zweifel: Die Hoffnung, auf Rum zu stoßen, stand ebenso hinter der Plünderung wie der pure Hunger«, sagte Laurence, der die mageren Überreste in Augenschein nahm. »Es bleiben jetzt nicht einmal mehr zwei Stück Zwieback pro Tag für jeden, wenn wir die Rationen auf vier Monate strecken wollen. Sinnlos zu hoffen, dass die Franzosen früher wieder zurückkehren könnten.«
    Â»Ach, Laurence, schau nicht so grimmig. Vielleicht gibt es ja eine Epidemie oder ein Tropenfieber, das die Hälfte von uns dahinrafft«,

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