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DrachenHatz

DrachenHatz

Titel: DrachenHatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Haese
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endlich anfing zu reden. Zum Glück brauchte ich mich nicht lange zu bezähmen.
    »Für sie besaß sie doch keinen Wert mehr. Wenn sie sie mir einfach gegeben hätte, wäre doch gar nichts passiert.«
    Er sprach nicht zu mir, der Adressat war eindeutig er selbst. Ich rührte mich nicht.
    »Aber sie wollte nicht. Hat gemeint, dass ich selbst schuld sei und mehr aus meinem Leben hätte machen können. Aber wie denn? Wenn sie sie mir bloß geschenkt hätte, wäre doch alles in Ordnung gewesen.« Er klang weinerlich und voller Selbstmitleid, und das ist eine Kombination, die ich nur schlecht vertrage. Zumal dann, wenn sich ein Mörder lauthals bedauert und so mal eben dem Opfer die Schuld zuschiebt. Doch ich hielt rigoros den Mund.
    »Dabei hat sie mir jahrelang erzählt, welchen immensen Wert sie hat«, fuhr Bebensee brütend fort. »Jahrelang. Und schon damals hätte ich sie gern gehabt. Greta und ich hätten sie gut gebrauchen können. Aber die alte Schachtel hielt sie uns immer nur sozusagen vor die Nase und feixte sich dann eins.«
    Ein Auto fuhr im Schritttempo vorbei und hielt schließlich zwei Häuser weiter. Eine Frau und ein Mann stiegen aus und grüßten verhalten-neugierig. Ich winkte ihnen stürmisch zu, Arthur Bebensee nahm sie jedoch gar nicht wahr, sondern schwieg und brütete offenbar weiter über das geheimnisvolle, Reichtum versprechende Objekt nach.
    »Was wollte Frau Pomerenke Ihnen nicht geben, Arthur?«, fragte ich leise.
    »Na, die Perle natürlich.« Er blickte mich mit ehrlichem Erstaunen an.
    Welche Perle denn, um Himmels willen? Wovon sprach der Mann? Greta hatte nie etwas davon erwähnt, und ihre Mutter ebenfalls nicht. Ich holte schon tief Luft, um Bebensee mit Fragen zu löchern, doch dann mahnte mich eine professionelle Stimme zur Ruhe. So kurz vor dem Ziel war Hast, die mein Opfer zuklappen lassen konnte wie eine Auster, in der Tat gänzlich unangebracht. Also wartete ich vorbildlich und bemühte mich dabei um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck. Was mir einiges abverlangte.
    »Es war ein Unfall«, behauptete er jetzt trotzig, »ich wollte die Alte bloß ein bisschen erschrecken. Aber plötzlich hat sie keinen Muckser mehr getan.«
    Der arme Mann. Konnte einem ja richtig leidtun, wie er so dasaß, alte Frauen umbrachte und sich dabei als der eigentlich vom Schicksal Geschlagene zu inszenieren versuchte. Mit anderen Worten: Er überspannte den Bogen. »Mich haben Sie gezielt verprügelt«, erinnerte ich ihn scharf. »Das war kein Unfall. Sie sind mir nachgefahren, haben mich verfolgt und gewartet, bis ich allein war, um dann gefahrlos über mich herfallen zu können.«
    Er fing an zu gestikulieren. »Das ist doch etwas völlig anderes. Sie haben Ihre Nase in alles gesteckt und sich in Angelegenheiten eingemischt, die Sie nichts angingen. Überall schnüffelten Sie herum, jeden mussten Sie befragen. Ich hatte keine andere Wahl. Und Greta war genauso störrisch wie ihre Mutter. Kein Wort hat sie über diese blöde Perle verraten. Kein Wort«, stieß er erbittert hervor, »nicht einmal, als ich ihr ein bisschen Angst eingejagt habe.«
    »Ein bisschen Angst!«, schnaubte ich gereizt. »Sie haben die Frau telefonisch bedroht, ihr eine erschlagene Ratte vor die Tür gelegt und mal eben ihre Wohnung verwüstet!«
    »Na und?«, fragte er entnervt zurück. »Greta hat sich halt ein bisschen gefürchtet. Das ist doch nichts.«
    »Sie hat sich zu Tode gefürchtet«, korrigierte ich ihn wütend, während gleichzeitig ein anderer Gedanke in meinem Kopf Form annahm. »Und sie hat wirklich nicht gewusst, was Sie von ihr wollten, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Und wieso nicht?«, stellte ich die naheliegende Frage.
    Er seufzte; ein armer Mann, der es furchtbar schwer hat in seinem miesen, kleinen, beschissenen Leben. Er tat mir kein bisschen leid. »Keine Ahnung«, grantelte er, um dann aber doch gnädig fortzufahren: »Sie hielt die Perle wohl für verschollen oder für ein Märchen, das ihre Mutter immer wieder gern zum Besten gab. Und außerdem … na ja, wenn ich bei den Anrufen deutlicher geworden wäre, hätte sie doch gleich gewusst, dass ich es war.«
    »Weil Ihre Schwiegermutter außer Greta nur noch Ihnen so weit vertraute, um von der Perle zu sprechen. Ich verstehe«, meinte ich arglos. Ich hatte jedoch den komplett falschen Knopf erwischt. Arthur Bebensee explodierte regelrecht.
    »Nein, Sie verstehen gar nichts. Niemand versteht etwas von dem, was in mir vorgeht. Der hausbackene Arthur,

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