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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Zuber
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Niemals zuvor in seinem Leben hatte er eine so schwerwiegende Entscheidung treffen müssen. Er war nur ein einfacher Krieger, ein Schwertkämpfer, weshalb lag diese schwere Bürde auf seinen jungen und unerfahrenen Schultern?
    Ein übermächtiges Gefühl des Versagens drohte ihn zu lähmen.
    Andererseits, was hatte er schon zu verlieren? Nicht viel. Wenn er den Drachen tötete, war auch sein eigenes Schicksal unweigerlich besiegelt. Zwar rettete er damit Schwarzholm vor dem Untergang, wenn der Drache dagegen die Wahrheit gesprochen hatte …
    Seit Beginn ihres Gespräches hatte der Drache keinerlei Anstalten mehr gemacht, ihn anzugreifen oder abzuschütteln. Die Worte klangen ernst gemeint und ehrlich, soweit Aidan dies beurteilen konnte. Wenn er an ihre ersten Begegnungen zurückdachte, musste er zugeben, dass der Drache durchaus mehr als einmal die Möglichkeit gehabt hatte, ihn zu töten. Warum hatte er es nicht getan?
    Und – das war das Ausschlaggebende - Aidan wollte seinen Worten Glauben schenken. Es war nicht nur der primitive Überlebenswille, der ihn antrieb, es war auch die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit seinen Freunden, der Wunsch, eine Zukunft zu haben, eine Familie zu gründen und alt zu werden. All dies war Aidan zum ersten Mal in seinem Leben wirklich bewusst geworden.
    Im Angesicht des Todes lernte er, was es bedeutete, zu leben. Lernte, den Wert des Lebens zu schätzen.
    Der Drache schien zu verstehen, was in ihm vorging, denn er ließ Aidan gewähren. Er bedrängte ihn keineswegs, sondern wartete schweigend die Antwort des Kriegers ab.
    Aidan fasste seinen Entschluss.
    »Höre zu, Drache, ich vertraue dir. Deine Worte haben mich überzeugt und ich bin fest entschlossen, den Pakt einzugehen. Lass es mich nicht bereuen«, sagte Aidan voller Ingrimm und steckte das Schwert in die Scheide zurück.
    »Und jetzt bringe mich zurück nach Schwarzholm, ich werde mit den anderen reden.«
    » Ein weiser Entschluss. Aber werden sie auf dich hören? «
    Aidan schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich dir nicht versprechen. Finden wir es einfach heraus!«
    » Einverstanden. Halte dich irgendwo an mir fest «, fauchte der Drache, legte die Schwingen an und tauchte ohne zu zögern ab.
    Dieses Mal genoss Aidan die berauschende Aussicht.
     
     
    Das neuerliche Auftauchen des Drachen löste ein heilloses Durcheinander in Schwarzholm aus. Als er mit Aidan verschwunden war, hatten Bogothar und Shakrath widerstrebend die Führung der abgekämpften Streitmacht übernommen. Sie wiesen einen Teil der überlebenden Krieger an, die Verwundeten zu versorgen und Gräber für die Toten auszuheben, die übrigen sollten die Feuer löschen, die der Drache in seiner Wut entfacht hatte. Ein Teil der Palisade brannte noch immer lichterloh und sandte eine dichte schwarze Rauchwolke zum Himmel. Sie bildeten eine Kette zum Brunnen und kämpften Eimer um Eimer gegen die Ausbereitung der Flammen.
    Und sie hatten nicht damit gerechnet, dass der Drache nochmals auf das Schlachtfeld zurückkehren würde.
    Bevor sie die Gelegenheit hatten, ihre Waffen zu holen und gegen ihn zu erheben, stürzte der Drache schlagartig herab und setzte zur Landung auf dem Dorfplatz an. Als Bogothar Aidan sah, der auf dem Rücken des Drachen ritt, hielt er die panisch umhereilenden Krieger auf und verhinderte einen unbedachten Angriff.
    »Es ist Aidan«, rief er mit freudiger Stimme. »Nicht angreifen, es ist Aidan, und er reitet auf dem Drachen!« Aidan sah, wie der Zwerg die anderen ungeduldig verscheuchte, um den Platz für die Landung freizumachen.
    »Bogothar«, rief Aidan und schwang sich von dem riesigen schuppigen Leib herab, sobald die Füße des Drachen den Boden berührten.
    »Kommt alle her, ich habe gute Neuigkeiten«, rief er freudestrahlend, und erzählte der Menge, die sich innerhalb von Augenblicken um ihn herum bildete, mit hastigen Worten von dem Pakt, den er mit dem Drachen geschlossen hatte. Je mehr er erzählte, desto schweigsamer wurden die Helden. Der eine oder andere sah betreten zu Boden, einige starrten den Drachen mit unverhohlener Bewunderung an.
    Der Drache hingegen stand regungslos mit stolz erhobenem Haupt hinter Aidan und beäugte die Kämpfer mit seinen glühenden Augen. Niemand zweifelte daran, dass er sie ohne Mühe hätte vernichten können, wenn er dies gewollt hätte.
    »... und so habe ich den Pakt mit dem Drachen geschlossen«, kam Aidan schließlich zum Ende seines unglaublichen Berichts. »Es wird einen

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