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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Zuber
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und es ist selten eine ehrenhafte. «
    »Ich weiß es nicht«, musste Aiden widerwillig zugeben. »Ich habe niemals darüber nachgedacht.«
    Der Drache schnaubte.
    »Du hast viele von uns getötet«, rechtfertigte sich Aidan, aber selbst in seinen Ohren klang es lahm.
    » Ich habe mich gegen eure Angriffe verteidigt. Habe ich nicht das Recht, mich zu wehren, wenn ich angegriffen werde, das Recht, den Fortbestand meines Leben und meiner Art zu bewahren? Ich habe Nachsicht mit euch walten lassen, habe eure armseligen Leben verschont, wo immer es in meiner Macht stand. Auch du, Mensch, kannst dies bezeugen. Ich habe mich damit begnügt, eure Tiere zu töten, als Warnung für euch, aber ihr wolltet sie nicht verstehen. Habe ich dich nicht mehrmals ziehen lassen, obwohl es mir ein Leichtes gewesen wäre, dich in meiner Höhle zu vernichten? «
    »Nun ...«, begann Aidan, doch er wusste nicht, was er dem Drachen antworten sollte.
    » Das dachte ich mir «, zischte der Drache. Aidan glaubte, einen bitteren Unterton in seiner Stimme herauszuhören.
    » Es waren die Menschen, die diesen Zwist begonnen haben, nicht Zwerge, Elfen oder Trolle. Ich bin weder der Letzte noch der Mächtigste meiner Art, es gibt noch unzählige andere. Wenn ich sie riefe, würden sie ohne zu zögern an meiner Seite in die Schlacht ziehen. Die Menschen haben diesen Krieg begonnen, und sie werden ihn verlieren, aber sie werden die anderen Völker mit sich in den unausweichlichen Untergang reißen. «
    Der Drache wandte seinen Kopf zurück zu Aidan.
    » Wirst du mich töten und damit die Rache des Drachenvolks über diese Welt bringen oder wirst du mich verschonen und ein Zeitalter des Friedens erschaffen? Es liegt nun in deinen Händen, was wirst du also tun? «
    »Du wirst das Ende dieses Konfliktes nicht mehr erleben, Drache«, schrie Aidan und setzte das Schwert wiederum zum Todesstoß an.
    Wiederum zögerte er.
    » Auch du wirst sterben, wenn du zustößt. «
    »Das ist mir bewusst. Ich bin bereit zu sterben, wenn ich dadurch das Leben meiner Freunde retten kann.«
    » Ihr seid so begierig, zu töten und zu sterben, selbst wenn es nur ein fatales Missverständnis ist, das unsere Völker in einen vernichtenden, scheinbar niemals mehr endenden Krieg verwickelt hat. Wollt ihr denn nicht viel lieber in Frieden mit uns leben? «
    »Natürlich wollen wir das, Drache!«
    Der Drache heulte auf. Es dauert einen Moment, bis Aidan erkannte, dass das Untier zu lachen schien.
    » Dann lebe! Wenn ich sterbe, fällst du mit mir in den Abgrund und stirbst. Dein Körper wird nur einen hässlichen blutigen Fleck auf den Felsen hinterlassen. Ist es das, was du willst? Ist das der Heldentod, den deine Waffenbrüder in ihren Liedern besingen werden? «
    So genau wollte Aidan sich das gar nicht vorstellen. Seine Selbstsicherheit geriet ins Wanken.
    »Nein«, sagte er und meinte es so. »Aber wie soll es jemals einen Frieden zwischen uns geben? Es ist viel Blut geflossen, auf beiden Seiten.«
    » Dann schließen wir einen Pakt «, schlug der Drache vor, der seine Gelegenheit witterte. » Du verschonst mein Leben, dafür verschone ich dich und deinesgleichen. Im Gegenzug werdet ihr niemals wieder eure Waffen gegen mich und mein Volk erheben. «
    »Wie könnte ich dir vertrauen?«, fragte Aidan, »Du bist ein Drache. Ihr seid hinterlistige und trügerische Ungeheuer, man darf euch keinen Glauben schenken.«
    Der Drache gab einen durchdringenden Schrei von sich.
    » Ihr Menschen «, stieß er verächtlich aus, » nur, weil ihr ohne Unterlass lügt, mordet und betrügt, denkt ihr, dass alle Wesen auf Erden so sind. Ich bin einer der Uralten. Nach eurem Verständnis sind wir unsterblich, aber auch unser Dasein hat irgendwann ein Ende, sogar wenn es Jahrhunderte oder Jahrtausende eurer Zeitrechnung währen mag. Wir haben diese Welt seit Urzeiten bevölkert, lange bevor die Götter den Einfall hatten, Elfen, Menschen und Zwerge zu erschaffen. Wir sind eine alte und stolze Rasse, nicht wie ihr Kurzlebigen. Unser Wort ist uns heilig, wir würden eher sterben, als es zu brechen. «
    Der Drache schwieg, gab seinem Widersacher die Zeit, das Gesagte zu überdenken. Durfte Aidan dem Drachen vertrauen? Oder war es nur ein Ablenkungsmanöver, um ihn in Sicherheit zu wiegen? Würde der Drache die Gelegenheit ausnutzen und ihn töten, sobald er das Schwert senkte?
    Aidan wusste nicht weiter. Er haderte mit seinem Schicksal, das ihn in diese scheinbar ausweglose Situation gebracht hatte.

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