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Drachenjagd

Drachenjagd

Titel: Drachenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Zuber
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Teil der absplitternden Palisade erhob sich der Drache in die Luft, die Ketten fielen an beiden Seiten seines Körpers herab, am einen Ende hingen die Katapulte, am anderen die lauthals fluchenden Krieger. Einer nach dem anderen ließ die Kette los und stürzte schreiend in die Tiefe, als sich der Drache höher und höher hinauf in den Himmel schwang.
    Durch die ungleiche Verteilung des Gewichtes rutschten die Ketten ab und verschwanden mitsamt den Katapulten in der Tiefe. Aidan hörte einen dumpfen Knall, als sie auf dem Boden aufschlugen und in tausend Stücke zersplitterten.
    Aidan war gerade rechtzeitig nach oben gesprungen und bekam das hornige Rückgrat des Drachen zu fassen, an dem er sich festkrallte. Seine Füße suchten auf den ledrigen Schwingen nach Halt, rutschten aber immer wieder ab.
    Wie viele tapfere Männer sie gerade verloren hatten, wusste Aidan nicht zu sagen. Er wollte es auch nicht wissen. Jeder Einzelne von ihnen war einer zuviel.
    Aidan bekam keine Gelegenheit zu trauern.
    Er war der einzige Krieger, der es geschafft hatte, sich auf den Drachen zu schwingen. Nun lag es an ihm, das Ungeheuer zu besiegen.
    Der Drache hatte ihn längst auf seinem Rücken bemerkt. Zuerst versuchte er, nach Aidan zu schnappen, doch der brachte sich außer Reichweite der scharfen Zähne. Als das Biest erkannte, dass es ihm auf diese Weise nichts anhaben konnte, schüttelte es sich und bockte wie ein ungezähmtes Pferd, um den unerwünschten Reiter abzuwerfen. Aidan kämpfte verbissen gegen die wilden Eskapaden des Drachen an und klammerte sich fest an die Hörner seines Rückgrats.
    Da er ihn auch nicht abwerfen konnte, ging der Drache urplötzlich in einen Sturzflug über, drehte sich auf den Rücken und trudelte in einem unkontrollierten Sturz abwärts. Aidan kämpfte gegen die Übelkeit an und schloss die Augen, erwartete den unvermeidlichen Aufprall. Kurz bevor er auf dem Boden aufschlug, drehte der Drache ab und stieg wieder auf.
    Er änderte seine Taktik und stieg immer höher nach oben, ließ die Wolkendecke unter sich zurück und stieg weiter und weiter hinauf. Die Luft wurde eisig kalt, Aidan begann zu frösteln. Er verstand, was der Drache vorhatte. Wenn er seinen Reiter nicht abwerfen konnte, würde er ihn erfrieren lassen. Machtlos musste Aidan es geschehen lassen.
    Es gab nichts, was er dagegen hätte unternehmen können.
    Endlich war der Aufstieg des Drachen beendet, höher schien selbst er nicht mehr aufsteigen zu können. Die Welt sah von oben hier so winzig aus, sie breitete sich wie ein kolossaler Teppich in allen Himmelsrichtungen vor ihm aus.
    Unter anderen Umständen hätte Aidan diesen Anblick zweifelsohne genossen.
    Jetzt hatte er keine Zeit mehr zu verlieren. Verzweifelt kämpfte sich Aidan das Rückgrat hinauf, jeder Zentimeter eine kolossale Herausforderung. Ohne sich eine Sekunde auszuruhen, kletterte er unerbittlich weiter. Er saß rittlings auf dem Hals des Drachen, zog das Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken und setzte es an genau der Stelle an, die Soreena ihm zugerufen hatte.
    »Mach deinen Frieden, Drache, jetzt fährst du geradewegs zur Hölle«, schrie Aidan mit tränenerstickter Stimme und setzte das Schwert zum tödlichen Stoß an.

Der Pakt
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Kapitel 10
     
    » Halte ein, Mensch «, rumpelte der Drache. Der donnernde Klang seiner Stimme hallte schmerzhaft in Aidans Ohren nach, genau wie das Ungeheuer selbst war sie von einer unglaublichen Macht, die unaufhaltsam durch Mark und Bein drang.
    »Was willst du von mir, elende Kreatur?«, schrie Aidan gegen den heulenden Wind an, setzte das Schwert aber nicht ab. Er bekam kaum noch Luft, gleichwohl schien diese Höhe auch dem Drachen nicht gut zu bekommen, denn er röchelte schwerfällig und der Schlag seiner Schwingen wurde zunehmend unregelmässiger.
    » Ich will leben «, kreischte er. Aidan spürte die ungezügelte Wut, die wie ein Schauder durch den gewaltigen Leib lief.
    »Das wollen wir auch. Aber du lässt uns nicht in Frieden, du hast unser Dorf dem Erdboden gleichgemacht.«
    » Lasst ihr mich denn in Frieden? «, konterte der Drache.
    Darauf wusste Aidan nichts zu sagen.
    » Ihr dringt in meine Höhle ein, einer nach dem anderen, und wollt mich erschlagen. So viele von meiner Art habt ihr bereits getötet, ohne einen Grund. Was haben wir euch so Schlimmes angetan, dass ihr uns so beharrlich auszurotten sucht? «
    Auch darauf wusste Aidan keine Antwort.
    » Du schweigst? Auch Schweigen ist eine Form der Antwort,

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