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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verdrängen. Warum eigentlich nicht?
    Leida stand auf, als der Zeppelin sich dem Andockmast näherte. Er würde anlegen, die Passagiere aus seinem untergeschnallten Bauch spucken, neue aufnehmen und seine ewig gleiche Tour erneut beginnen.
    Sie schob sich mit den anderen zusammen hinaus und fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten, wo sie sich in dem kleinen Ausflugscafe mit Litzow und ihren Leuten traf. »Herrschaften, heute Nacht machen wir zur Abwechslung mal etwas anderes als Drachenjagen: Wir steigen bei Voss ein«, verkündete sie. Die Hände um den breiten Gürtel gelegt, grinste sie breit wie ein Schuljunge, der einen Streich ausgeheckt hatte. »Jeder maskiert sich und malt sich gut sichtbar das Zeichen der Drachenanbeter auf den Rücken.«
    »Wie viele werden Sie begleiten, Mrs. Havock?«, fragte Litzow.
    Leida grinste noch breiter. »Alle.«
    Wer Leida kannte, der wusste, dass sie nicht zu der Sorte Frau gehörte, die Dinge langsam anging. In diesem Punkt ähnelten sie und Silena sich, nur dass Silena mehr Wert auf Recht und Ordnung legte.
    Leida betrachtete den Überfall auf Wilhelm Voss als Notfall, bei dem sie bereit war, gegen viele Gesetze zu verstoßen und dabei noch ihren Spaß zu haben.
    Sie fuhren von zwei Seiten in Lastwagen auf die Villa zu. Fünfzig Mann würden auf der Rückseite, fünfzig auf der Vorderseite einsteigen; aus der Luft erhielten sie unauffällige Rückendeckung: Die ganze Zeit über würden die Ramachander und die Lena in sicherer Höhe über dem Gebäude schweben. Die Piloten saßen startbereit in den Flugzeugen und würden sich sofort an die Verfolgung derer machen, die dem Angriff entkamen.
    Voss wird Augen machen. Sie verdrängte, dass sich Cyrano noch immer nicht gemeldet hatte und sie voller Unsicherheit zurückließ. Ich hätte ihn heute sehr gut brauchen können. Nicht nur wegen seiner Fertigkeiten als Gargoyle.
    Der Lastwagen, in dem sie saß, hielt pünktlich um zwei Uhr morgens vor dem Haus an. Die Männer sprangen von der Ladefläche und liefen, so leise es ging, die Treppen hinauf, brachen die Tür mit einem mitgebrachten Holzklotz auf und stürmten die Villa.
    Leida hatte die Leute genau aufgeteilt, jeder Einzelne wusste, wohin er zu gehen hatte. Zwar waren alle bewaffnet, aber eine Schießerei sollte vermieden werden.
    Sie rannte mit dem vordersten Team in die Etage, dorthin, wo ihren Beobachtungen nach das Schlafzimmer lag.
    Persönlich trat sie die beiden Flügel auf, das Stechen im verletzten Fuß inorierend, und polterte in den hohen Raum, in dem ein weißes, mit Blattgold verziertes Bett stand. Darin schreckte Voss aus dem Schlaf hoch, gleich darauf kreischte die junge Frau an seiner Seite los. Sie war nackt, er trug einen hellgelbbraun karierten Pyjama, was seine Körperfülle optisch nicht kaschierte. Die grauen Haare standen verstrubbelt ab.
    »Halten Sie den Mund!«, fuhr Leida die Frau an. »Sie!« Die Luger zeigte auf den Magnaten. »Raus aus den Federn.«
    Voss bewegte sich nicht, die Blicke richteten sich auf Leida. »Was wollen Sie?«
    »Wissen, wo Sie Ihren Sohn und Zadornova versteckt haben.«
    Er grunzte. »Ein schlechter und geschmackloser Scherz. Mein Sohn ist verbrannt! Übermorgen ist seine Beerdigung.«
    »Das glaube ich nicht«, hielt Leida dagegen.
    »Dann kommen Sie vorbei und öffnen den Sarg«, bellte er zurück. »Und was diese Zadornova angeht, weiß ich nicht, was ich mit ihr anfangen sollte.« Er hob den Arm. »Raus hier! Sie hatten Ihren Auftritt, Havock. Und er war mies. Ihre Gürtelschnalle hat Sie verraten. Ich muss Ihre entstellte Visage nicht sehen, um zu wissen, wen ich vor mir habe.«
    Er hat mich erkannt! Sie zog sich die Maske vom Gesicht und streifte die blonden Haare über die Verbrennungen. »Ich werde nicht gehen, bevor ich von Ihnen die Wahrheit gehört habe, Fettsack. Meine Freundin hat einiges über Sie herausgefunden, Voss. Sie haben krumme Dinger an der Börse gedreht. Zu welchem Zweck?«
    Voss lachte schallend und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. »Sie müssten sich hören«, hechelte er. »Selbst wenn ich es Ihnen erklären würde, verstünden Sie es nicht! Sie haben keine Ahnung, was gerade vor sich geht.« Er stieg behäbig aus dem Bett und warf sich einen Bademantel über. »Sie brechen in mein Haus ein, fuchteln mit der Waffe herum und hoffen, dass mich das in irgendeiner Weise beeindruckt. Aber da haben Sie sich mehr als getäuscht, Drachenjägerin! Man wird nicht zu einem Magnaten, indem man Angst vor Menschen

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