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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und Situationen hat.« Zwei Meter von ihr entfernt blieb er stehen, steckte die Hände in die Taschen. »Ich habe mich schon weitaus schlimmeren Gegnern gegenübergesehen als einer bewaffneten Frau und auch damals nicht nachgegeben. Mein Tod würde nichts mehr ändern. Das, was meine Aufgabe war, läuft. Unaufhaltsam.« Voss wippte auf den Zehenspitzen. »Einen schönen Abend.«
    »Gut gebrüllt, Drache.« Leida gab ihren Leuten ein Zeichen. »Sie müssen wissen, dass ich auch schon weitaus schlimmeren Dingen als einem fetten Industriellen gegenübergestanden habe und mich weder durch Ihren Anblick noch Ihren Mundgeruch, noch Ihre faulen Worte beeindrucken lasse.« Sie wandte sich an die Nackte. »Wer immer Sie sind, Schätzchen: Vergessen Sie, was Sie gesehen habe. Alles andere tut Ihnen nur weh.«
    Die Frau starrte sie an, nickte verängstigt. Leida ging hinaus, die Stufen hinunter. Dabei sah sie auf die Uhr. Keine zehn Minuten. »Was haben Sie vor?«
    »Ich nehme Sie mit, Voss, und spendiere Ihnen einen Rundflug mit der Ramachander. In etwa dreitausend … nein, sagen wir viertausend Meter Höhe werde ich Sie mit einem Fallschirm auf dem Rücken hinauswerfen, und die Jagdpiloten werden Schießübungen auf Sie absolvieren. Das«, sie lächelte über die Schulter, »ist schon alles. Sehen Sie? Ich habe nicht mal weitere Fragen an Sie.«
    »Pah«, machte er abfällig. »Sie machen mir keine Angst.«
    »Das habe ich auch nicht nötig.« Ihre restlichen Männer befanden sich bereits auf dem Rückzug und schleppten bergeweise Akten und Pläne hinaus. Sie wechselte ein paar leise Worte mit einigen von ihnen. »Oh, Herr Voss! Sie hatten einen Tresor hinter der Vertäfelung im Kaminzimmer! Und einen weiteren im Billardraum«, sagte Leida fröhlich. »Wir haben uns die Freiheit genommen, diese Dinger mitzunehmen. Ich bin sicher, dass wir aus den Unterlagen schlauer werden als aus den Lügengeschichten, die Sie uns auftischen.«
    Bevor sie die Villa verließen, wurde Voss geknebelt und bekam einen Sack über den Kopf. Sie erreichten den Lastwagen und schwangen sich hinauf, Voss wurde hochgehievt und hingesetzt. Die Einheit rückte ab und fuhr zum Flughafen.
    Leida fand, dass es eine rundum gelungene Aktion war. Niemand war verletzt worden, und sie hatten jede Menge Papier erbeutet, von dem sicherlich etwas wichtig sein würde.
    Gleichzeitig mit der Ramachander gelangten sie auf das freie Feld. Der Lastkorb wurde heruntergelassen und die erste Fuhre der Havock’s Hundred in die Höhe gezogen; derweil wachte die Lena über das Beladen.
    Nachdenklich sah sie zu, wie ihre Leute nach oben in das Luftschiff gehievt wurden. Das Hauptproblem hatte sich noch nicht gelöst. Wo stecken Silena und Fayence?
    Sobald auch sie an Bord war, schweißten die Techniker die beiden Panzerschränke mit viel Feingefühl auf, damit der Inhalt nicht Feuer fing.
    Leida freute sich, dass ein Teil ihrer Hoffnung erfüllt worden war: Sie fand jede Menge Quittungen, Belege und Wechsel, aus denen ein Finanzexperte gewiss Voss‘ Manipulationen erkennen konnte. Was tue ich damit? Dem Geheimdienst des deutschen Kaisers bringen?
    Litzow sichtete in der Zwischenzeit mit einigen Offizieren weitere Papiere. »Mrs. Havock«, rief er sie zu sich an den Kartentisch, auf dem sich die Blätter türmten. »Haben Sie eine Vorstellung, was das zu bedeuten hat?« Er legte eine Karte hin, auf der eine römische Eins aufgemalt war. Sie zeigte Deutschland und verschiedene Stollenanlagen sowie Bergwerke, deren Namen durchgestrichen waren.
    »Ich habe zu zwei Bergwerken Hinweise gefunden, dass die Fördermenge des Erzes zu gering sei und der Abbau eingestellt wurde. Mit dem Bernsteinbergwerk Anna verhält es sich ähnlich«, sagte er und hielt ihr das Blatt hin. »Aber gleichzeitig fand ich eine bestätigte Anweisung, dass die
    Schächte vertieft werden sollen.« Litzow reichte ihr seinen Fund. »Sowie eine Aufstellung, wie viel Dynamit für Sprengungen vorgesehen ist.«
    »Er macht also weiter.« Leida sah auf die Karte. »Das schauen wir uns an. Für mich klingt das nach einem optimalen Versteck für die Drachenfreunde, um in aller Ruhe ihre Anschläge vorzubereiten und Bomben zu bauen. Voss kommt leicht an die Substanzen.« Sie tippte auf Palmnicken. »Angeblich wurde es vor zwei Jahren geschlossen. Sehen wir uns den Stollen an.«
    »Palmnicken, sehr wohl!« Litzow eilte auf die Brücke, um der Mannschaft den neuen Kurs der Luftschiffe anzugeben.
    Halte durch, Silena.

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