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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erinnerte. Hätte sie ihn früher wahrgenommen, wäre sie nicht so überrascht gewesen.
    Leida trabte weiter, die Werkzeuge klapperten im Kasten. Ein paar Schraubenzieher und Zangen. Tolle Waffen gegen Geschuppte.
    Sie näherte sich den Bestien. Das Schmatzen und Krachen von Knochen hallte von den Wänden wider, gelegentlich brüllte eine gereizt auf, eine zweite antwortete.
    Die störrische Lore stand tatsächlich an einer Weiche, die Abzweigung führte in einen neuen Gang. Leida schob sie an und stellte sich auf den äußeren Rahmen, ließ sich mitrollen.
    Sie gelangte auf eine frei tragende Brücke aus Eisen, der Boden lag zehn Meter unter ihr. Sie sprang auf die Brücke und blickte auf eine Grube voller kleiner Laufdrachen herunter, keiner länger als zwei oder drei Meter.
    Die Lore schrammte über einen Haken hinweg, der den Kippmechanismus auslöste. Fleischbrocken regneten in die Tiefe und klatschten auf den Stein. Die Drachen hopsten auf allen vieren in Richtung Beute, um sie gegen die Artgenossen zu verteidigen.
    Diese Arschlöcher züchten die Bestien! Leida schüttelte sich und ging zum Eingang in die Höhle zurück. Da kann ich lange versuchen, die Biester auszurotten.
    Zwei der Drachen, die leer ausgegangen waren, hatten die Frau gerochen. Sie hoben die Köpfe und züngelten zu ihr hoch, grollten und schnaubten und machten die Meute aufmerksam.
    Neugierig sammelten sie sich unter Leida, schoben und drängelten sich schwänzelnd, bis der erste Geschuppte auf die Schultern der anderen stieg und seine Klauen in die weiche Wand schlug. Er fauchte und zischte.
    Ich habe keine Waffen dabei. Sie trat den Rückzug an. Unterwegs streifte sie den Helm ab, es war sehr ruhig in dem Stollen geworden.
    »Meine Güte«, rief der Mann angespannt. »Du brauchst ja ewig.« Er schaltete die Lampen aus, die Dunkelheit kehrte in das Drachenlager zurück.
    »Tut mir leid. Sie hatte sich verklemmt.« Leida packte die Kiste in den Spind und stieg in die leere Kabine. Die Fahrt ging aufwärts. »Wie viele haben wir jetzt eigentlich hier in Stollen eins?«, fragte sie harmlos. »Ich habe den Überblick verloren.«
    »Ich auch. Da musst du Ringsmacher fragen. Aber ich schätze mal, es dürften so um die dreihundert sein. Die haben sich vermehrt.« Er grinste. »Wir behandeln sie ja auch bestens.«
    Sie passierten die erste Schleuse. Also haben sie bestimmt fast eintausend Drachen in dem Bergwerk Anna! »Und der Neuzugang heute, warum kommt der mit dem Zug?«
    »Weil er nicht in den Lastwagen gepasst hat. Ist ein größeres Exemplar.« Jetzt sah er prüfend an. »Du bist neu. Ich meine, an dein Gesicht hätte ich mich sicherlich erinnert.«
    »Ja, ich bin neu. Komme von der Zeche Mühlheim«, sagte sie ruhig, um sich nicht zu verraten.
    »Mühlheim? Haben wir da auch eine Station?«
    Leida wurde bewusst, dass Voss der Mann war, der die Fäden in der Hand hielt. Vermutlich wussten nur sehr wenige, wo die verschiedenen Stützpunkte der Drachenanbeter lagen. So blieb garantiert, dass sie andere nicht verraten konnten. Sie hatten sich mit dem Überfall auf den Magnaten nicht nur den dicksten, sondern auch den wichtigsten Fisch geschnappt. »Ja, haben wir. Mehr darf ich dir aber nicht sagen. Das wirst du verstehen.«
    »Ja, verstehe ich.« Sie passierten die zweite Schleuse und gelangten an den Ausgangspunkt zurück. »Waren es mehr Leute und Drachen als hier?«
    »Wie viele sind es hier noch mal?«
    »Wir sind einhundert und, wie gesagt, nach den Drachen musst du Ringsmacher fragen«, bekam sie zur Antwort.
    »Dann waren es dort mehr«, erwiderte Leida. »Wir werden die Welt beherrschen!«, fügte sie hinzu.
    Der Mann lachte, rumpelnd hielt die Kabine an. »Die Drachen, nicht wir. Wir sind nicht göttlich.« Gemeinsam stiegen sie aus.
    Leida kehrte zu ihren Leuten zurück und ging mit ihnen aus dem Tunnel hinaus. Der Lastwagen war schon wieder gefahren, und abgesehen von dem Mann, der den Fahrstuhl bediente, waren sie allein.
    »Vergesst die Bomben. Es ist viel schlimmer«, sagte sie zu ihnen. »Wir sind in einem Drachenhort, und ich meine es genau so!« Sie zeigte auf den Boden. »Unter uns wimmelt es von Geschuppten!« ‚ In aller Knappheit erzählte sie, welche Ungeheuerlichkeit sie anstelle der Werkstatt entdeckt hatte.
    Zuerst sagten die Männer nichts. Sie schwiegen und versuchten zu begreifen, was sie eben vernommen hatten. Vor dem Schock, den ihnen die Tatsachen bereiteten, waren sie bei all ihrer Abgebrühtheit nicht gefeit.

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