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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Fahrstuhl. Ich komme nach.« Leida rannte auf den Zug zu, der jetzt in Schrittgeschwindigkeit fuhr.
    Leida lief parallel zum ersten Waggon und öffnete das Schloss mit zwei Schüssen, sprang auf eine Trittstufe und schob die Tür auf.
    Darin lag ein Drache, ein halb junges Exemplar von geschätzten sieben, acht Metern, das sich zusammengerollt hatte. Es hatte die Augen geöffnet, die Pupillen glänzten und waren riesig. Sie haben ihn für den Transport betäubt. Sie richtete die Pistole auf das Auge. Bringen wir dich mal auf die Beine, Bestie. Sie schoss das Magazin in das empfindliche Sinnesorgan leer.
    Der Drache zuckte beim zweiten Treffer zusammen, grollte und richtete sich benommen auf. Brüllend warf er sich nach vorn, auf die Frau zu. Der Waggon geriet ins Kippen.
    Leida sprang ab und tauchte unter dem rollenden Zug hindurch, entging knapp den Rädern und sah, wie der Waggon umkippte. Rumpelnd krachte er auf den Beton und wurde einige Meter Funken sprühend weitergeschleift, bis die Lok angehalten hatte.
    Der Zugführer gab ein Dauersignal ab, um Hilfe herbeizurufen.
    Ein wütendes Brüllen erklang, dann splitterte die Wand des Waggons, und die Schnauze des erwachten Drachen durchbrach sie. Das grelle Pfeifen machte ihn zorniger.
    Die ersten Kugeln surrten Leida um die Ohren, sie zog den Kopf ein. Der Eingang zum Tunnel lag plötzlich weit entfernt. Sie musste einen Wettlauf gegen einen Geschuppten und etliche Drachenfreunde gewinnen. Sie rannte los.
    In dem Augenblick donnerten vier Doppeldecker über das Gelände hinweg und absolvierten einen Orientierungsflug. Keine Sekunde zu spät. Leida erkannte das Zeichen der Havock s Hundred unter den Tragflächen.
    Die Maschinengewehre auf dem Wachturm eröffneten sofort das Feuer auf die Doppeldecker, die zurückkehrten und die ersten Handbomben aus den Cockpits nach unten warfen. Zwei hatten den Zug zum Ziel erkoren, einer den Wachturm, der letzte deckte die gegnerischen Kämpfer ein.
    Die Detonationen erklangen überlaut, und Leida presste instinktiv die Hände gegen die Ohren. Ich hätte die Kappe mitnehmen sollen. Betonstücke, Dreck und gefrorene Klumpen stiegen meterweit in die Luft und prasselten gleich darauf auf die Umgebung nieder.
    Der vorletzte Waggon verging in einer Explosion, heißes Blut besprengte die Umgebung und traf einige der Drachenanbeter, die schreiend zu Boden gingen. Das Blut war wie Säure auf der menschlichen Haut.
    In diesem Chaos schlug sich Leida geduckt zum Stollen durch und lud dabei die Luger nach. Zwei der Drachenanbeter, die vor ihr auftauchten und auf sie anlegten, sandte sie mit gezielten Kopfschüssen in den Tod.
    Hinter ihr brach der Drache aus seinem Gefängnis und stürzte sich rasend auf die nächstbesten Männer. Es kümmerte ihn nicht, dass er diejenigen tötete, die ihn schützen wollten.

XX.
     
17. Januar 1927, Insel Väddo, Ost-Schweden, Königreich Schweden
    Ein Tag war seit dem Telegramm nach Bilston vergangen.
    Grigorij saß in Olofs und Tildas Hütte, trank Kaffee und Wodka und wartete ungeduldig auf die Ankunft des Luftschiffs, mit dem man ihn abholen wollte. Seine Laune hatte sich nicht gebessert. Auch wenn sie im Dörfchen auf der kleinen Insel herausgefunden hatten, wer ihr Unbekannter in Wirklichkeit war, schafften sie es nicht, ihm mehr von seinem Gedächtnis zurückzubringen. Also versuchte er es mit Alkohol.
    Grigorij, wie sie ihn alle nur nannten, weil er ihnen sagte, dass sie ihn nicht als Fürst ansprechen sollten, tat sich schwer. Lasse war immer in ihrer Nähe und übersetzte jedes Wort.
    »Bald bist du wieder bei deinen Freunden«, sagte Tilda freundlich und schob ihm einen Teller mit frischem, sauer eingelegtem Fisch hin, in den gekochte, sehr pikante Gemüsestücke eingewickelt waren. »Dein Gedächtnis kommt schon wieder.«
    »Danke. Ich hoffe es. Mein Kopfweh ist inzwischen zwar vergangen, aber es … fühlt sich an, als steckte etwas … in meinem Verstand und blockiere meine Gedanken!« Grigorijs Ungehaltenheit wurde größer und wandelte sich in Zorn, ohne ihm ein Ziel bieten zu können. So vieles war ungeklärt und lag in den Löchern in seinem Verstand verborgen. Das Schlimme war: Er wusste, dass es sich dort befand.
    Zeigt euch! Er langte nach dem Wodka, den ihm Olof hingestellt hatte. Er vertrug sehr viel, wie er feststellen musste, und hatte mit dem Trinken sofort nach dem Aufstehen begonnen. Er kippte sich einen großen Schluck in die Tasse und füllte mit Kaffee auf, gab Milch,

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