Drachenkaiser
gestern nach Sankt Petersburg gesandt hatte. Oh, und wie ihr beide euch noch wundern werdet. Ich habe Zeit. Er dachte an Ddraigs Worte. Warfe nur, rote Drachin. Wir sehen uns bestimmt wieder!
XXIII.
Februar 1927, Hauptstadt Beijing, Verbotene Stadt, Kaiserreich China
Silena schlug die Dolche des Chinesen zur Seite, dessen geschuppte Haut der einer Schlange oder eines Drachen glich. Die geschlitzten Pupillen funkelten, und eine gespaltene Zunge huschte über die Lippen. Sie trat ihm in den Bauch – aber ihr Stiefel flog ins Leere, und sie machte einen erzwungenen Ausfallschritt.
Wo ist er… Sie ahnte, dass er hinter ihr stand und schlug aus der Drehung heraus in die Körpermitte; dabei ging sie auf ein Knie herab und betete zum heiligen Georg, dass der feindliche Angriff sie verfehlen möge.
Ihr Drachenzahnschwert hackte in die Seite des Chinesen. Er schrie gellend auf, knickte ein und stürzte auf die Fliesen.
Ein Dolch hatte Silena am Schlüsselbein erwischt. Die Panzerung hatte den größten Teil des Stoßes abgefangen, doch sie fühlte den schmerzhaften Stich. Ein Preis, den ich gern zahle, dachte sie und zog die Schneide aus dem Körper, um dem Mann den Kopf von den Schultern zu schlagen. Sie traute diesem Wesen zu, dass es sich regenerierte.
Silena sah zum Drachenkaiser.
Pü Yi umkreiste Donatus noch immer lächelnd. Eine Hand lag auf dem Rücken, die andere hielt das Schwert aufreizend nach vorne gestreckt und forderte ihn zum Duell.
»Bei meinem Ahnen, ich schneide dir ein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen geht, Schlitzauge!« Donatus griff an, ließ Hieb um Hieb folgen, die der Drachenkaiser blitzartig parierte. Die Bewegungen sahen sehr elegant und routiniert aus, als bestreite er jeden Tag einen Kampf auf Leben und Tod.
Plötzlich war Brieuc wieder da, schwang seinen Zweihänder und stand Donatus bei.
Ahmats Schrei brachte Silena dazu, sich zu ihm umzudrehen.
Der Ägypter strauchelte und fiel. Sein Gegner rammte ihm das Schwert noch im Fallen durch die Brust. Die Klinge trat zusammen mit einem Schwall Blut aus dem Rücken aus. Regungslos blieb er liegen, während der Chinese sich ihr zuwandte.
Nein! Die Bestürzung über den jähen Tod lähmte sie für Sekunden, in denen ihr neuer Feind herbeisprang und zuschlug. Sie hielt dagegen, es gab ein splitterndes Geräusch, und das obere Drittel ihres Drachenzahnschwertes war abgebrochen.
Der Chinese, dessen Haut mehr und mehr eine grünliche Jadefarbe annahm, stieß ein raues Lachen aus und drosch aus Leibeskräften auf sie ein. Sie konnte sich nur mit Mühe behaupten, vermochte die Augen nicht von Ahmats Leichnam abzuwenden. Sein Ableben zerstörte ihre Kampfreflexe.
Die Geschwindigkeit war zu hoch, um zu bestehen. Ein Schlag gegen den Brustharnisch ließ sie nach hinten fallen.
Silena lag am Boden und wich der herabstoßenden Waffe mit einer leichten Körperdrehung aus. Sie klemmte das gegnerische Schwert unter dem Arm fest, rollte sich herum und zwang es dem Chinesen aus der Hand; gleichzeitig schlug sie gegen seine Knie, die sich in der Reichweite ihrer gekappten Waffe befanden, und traf.
Schreiend taumelte er einen Schritt von ihr weg und stürzte.
Du stirbst, Drache! Sie warf sich nach vorn, die Klinge mit beiden Händen führend, und stach ihm mit aller Kraft und ihrem gesamten Gewicht durch die Brust. Er ächzte und riss die Augen weit auf, umklammerte ihren Hals und würgte sie sterbend; die langen Fingernägel durchbohrten ihre Haut.
Silena vermochte den Griff nicht zu sprengen. Röchelnd schlug sie ihm die Unterarme durch, und erst dann schwand die Kraft aus den toten Fingern.
Sie streifte sie mit Gewalt ab. Etwas kratzte sie schmerzhaft. Sie sah auf ihre roten Hände: Ich blute! Warm lief der Lebenssaft seitlich an ihrem Hals herab. Sie hatte sich mit den Nägeln eine Wunde zugefügt. Hastig drückte sie die Hand dagegen.
Brieuc und Donatus beschäftigten Pü Yi, der trotz aller Bedrängnis sein schrecklich sicheres Lächeln nicht verlor. Silena wollte zu Ahmat eilen, unter dem sich eine rote Lache ausbreitete.
Nein. Ich muss den anderen beistehen. Ahmats Tod soll nicht umsonst sein. Sie eilte zu den Drachenheiligen.
»Für die Christenheit!« Brieuc führte einen mächtigen Schlag mit dem gesegneten Zweihänder, den der Drachenkaiser nicht mehr aufhalten konnte. Die Schneide fuhr von vorn in seinen Bauch, Teile des Gewandes fielen herab. Blaues, heißes Blut besprengte zischend den Boden.
Pü Yi schrie auf und
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