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Drachenkaiser

Drachenkaiser

Titel: Drachenkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Meine besten Empfehlungen an den Tyrannen, doch meine Frau erwartet mich. Und Sie wissen, dass man Frauen nicht warten lassen darf.« Mit diesen Worten warf er sich unmittelbar nach rechts, gegen eine spaltbreit geöffnete Tür.
    Er sprang in einen Korridor, in dem ein ängstlicher alter Mann wohl darauf gewartet hatte, wie die Straßenschlacht verlief. »Verzeihung, Väterchen.« Er rannte weiter und hörte das Getrappel von Sohlen. »Kommen Sie, meine Herrn von der Ochrana«, rief er gut gelaunt. »Fangen Sie mich!«
    Es entspann sich eine wilde Jagd durch das Haus, zum Hintereingang hinaus, viele Straßen entlang, bei der sich seine drei Verfolger nicht abschütteln ließen.
    Gut, dass ich mit dem Haschisch aufgehört habe. Mit vernebeltem Geist hätte ich das nicht durchgestanden. Grigorij sah ein Automobil, das sich mit langsamer Fahrt zum Abbiegen bereit machte, und hüpfte aufs Trittbrett der Beifahrerseite. »Zum Flugfeld«, bat er den erschrockenen Fahrer seelenruhig. »Ich gebe Ihnen fünfzig Silberrubel.« Er hielt sich mit einer Hand am Dach fest, in der anderen hatte er den Spazierstock. »Und fahren Sie nicht langsamer, bis ich es Ihnen sage.«
    Seine Verfolger tauchten dreißig Meter hinter ihnen auf und erkannten, dass er sich absetzen wollte. Alle zogen langläufige Pistolen unter den Mänteln hervor.
    »Schneller, guter Mann«, sagte Grigorij und machte sich klein.
    »Wieso?«
    Es knallte mehrmals, die Kugeln verfehlten ihn, einige krachten in den Wagen.
    »Ah, ich verstehe. Deswegen.« Der Fahrer trat aufs Gas und bog ab.
    Grigorij kletterte bei voller Fahrt in den Innenraum. »Ich ersetze Ihnen natürlich den Schaden«, sagte er äußerlich ruhig, doch mit rasendem Herzen.
    Seine Bedenken, dass ihn die Ochrana bei seinem neuesten Luftschiff LS V Anastasia erwartete, erwiesen sich als unbegründet. Der Zeppelin hatte in Sankt Petersburg Passagiere aus Deutschland abgesetzt und letzte Hochgeschwindigkeitsversuchsfahrten unternommen. Er stand ihm allein zur Verfügung.
    Rasch bezahlte er seinem unfreiwilligen Chauffeur fünfzig Rubel und stürmte in die kleine Gondel. »Abheben«, befahl er knapp und sah aus den Fenstern zur Straße, ob sich die Automobile der Verfolger näherten.
    »Sehr wohl, Knjaz.« Der Kapitän ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken und gab Befehle, die Bodenmannschaft löste die Vertäuung. Knatternd beschleunigten die Rotoren, ihr Surren klang wütender als das der Zadornov oder eines anderen Luftschiffs.
    LS V war gebaut worden, um lange Strecken schneller als Schiffe und herkömmliche Zeppeline überbrücken zu können. Der schnittige Heliumkörper glich einem Torpedo und hob nur eine Last von zehn Passagieren sowie deren Gepäck; dafür erreichte das Schiff mit eigenem Schub satte einhundertsechzig Stundenkilometer.
    Als sie sich bereits auf vierhundert Meter Höhe befanden und das Flugfeld weit hinter ihnen lag, durchschnitten die Scheinwerfer von vier Wagen die Nacht.
    Grigorij grinste. »Und das ist der Grund, warum der Zar die Umstürzler nicht in den Griff bekommt«, sagte er. »Die Ochrana ist zu langsam.« Er wandte sich zum Kapitän. »Haben Sie unsere Passagiere aus Deutschland gut abgesetzt?«
    »Ja, Knjaz. Es gab keine Beschwerden auf dem Flug. Sie haben viele Fragen gestellt, aber ich habe nichts beantwortet, aus dem die Ingenieure von Herrn Voss etwas ableiten können.«
    Voss! Grigorij sah den feisten Geschäftsmann vor sich. »Es waren Ingenieure?«
    »Ja, Knjaz.« Der Kapitän grinste. »Bergbauingenieure, sagten sie. Sie kaufen alte, ausgebeutete Minen, nach allem, was ich so hörte. Keine Ahnung, was Voss damit will. Aber einer von denen hat sich verdächtig lange umgeschaut. Ich denke schon, dass er Ahnung von Luftschifftechnik hatte. Aber ich nannte ihm nur falsche Zahlen.«
    Grigorij legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. »Gut gemacht.«
    »Wohin darf ich Sie fliegen, Knjaz?«
    »Nach Hause. Nach Bilston.« Er zog Mantel und Zylinder aus und reichte beides einem Steward, der ihm dafür ein Glas Limonade gab.
    Grigorij sah die vielen Lichter der Festungsinsel Kronstadt, also befanden sie sich bereits dreißig Kilometer westlich von Sankt Petersburg. Hoffentlich ist Mutter ihr Treffen mit mir nicht übel bekommen. Während er sich in Sicherheit befand, war sie in dem Hexenkessel zurückgeblieben.
    Er machte sich selbst Vorwürfe, sie nicht dazu gedrängt zu haben, mit ihm zu kommen, doch er verstand auch ihre Ansicht. Er wäre am liebsten

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