Drachenkampf - Zwergenkrieger
hast, bringst du uns auch gewiß wieder hinaus.«
»Prinzessin« - Thorks Stimme klang gepreßt -, »ich weiß nicht, wie ich in die Zaubererfeste hineingelangt bin. Ich erinnere mich nicht mehr. Alles, woran ich mich zu erinnern glaube, ist, daß mein Vater meinen Namen rief, aber das kann nicht sein. Ich war völlig erschöpft, geistig wie körperlich.«
»Ja«, sagte Elyn leise, »weil du mich getragen hast.« Die Prinzessin setzte sich auf den Fußboden, mit dem Rücken gegen die Wand. »Rach! Wenn ich nur bei Bewußtsein gewesen wäre, dann könnte ich vielleicht weiterhelfen. Aber so ...«
Thork schlug mit der Faust gegen die Eisentür. »Bei Adon!« stieß er hervor. »Diese Tür ...«
— Und in dem Augenblick begann das Tor sich nach außen aufzutun, und durch den sich weitenden Spalt sah man hellen Sonnenschein auf dem Schnee.
Elyn war aufgesprungen. »Wie hast du das gemacht?«
»Ich weiß es nicht genau«, antwortete Thork, »aber ich beginne es zu ahnen. Warte!«
Sie warteten, bis das Tor sich ganz geöffnet hatte, dann traten sie zurück in das Innere der Kammer. Langsam schloß sich das Tor. Als die mächtigen Flügel sich gänzlich geschlossen hatten, trat Thork heran und sagte leise nur: »Adon.« Und wieder begann das Tor sich zu öffnen.
Voll Staunen strich der Zwerg über das gehämmerte Eisen. »Allein durch ein Wort«, flüsterte er, »öffnet sich dieses Tor. Ich kenne nur ein einziges anderes, das auf ein Wort gehorcht: das Dämmertor am westlichen Ausgang des mächtigen Kraggen-cor.«
»Wort, Winde oder Klinke, es ist mir gleich«, sagte Elyn, »denn wenn wir nicht bald etwas zu essen finden, dann wird der nächste Gast in dieser Zuflucht nur zwei Skelette vorfinden: eines, das an kaltem Stein nagt, und ein anderes, das eine eiserne Tür bewundert.«
Sein Lachen zurückhaltend, bot Thork Elyn seine Hand dar, und gemeinsam gingen sie hinaus in den hellen Sonnenschein und den Berg hinab.
Und in einer dunklen Burg im hohen Norden begann ein unsichtbarer Nimbus um einen Kriegshammer aus Silveron zu pulsieren, doch es war niemand da, der es hätte sehen können.
Der untrügliche Instinkt des Zwergs hatte sie zuerst zu Steiger geführt und dann zu Windsbraut; beide lagen unter tiefem Schnee begraben. Elyn und Thork hatten sich durch die Wächten gewühlt und den vom Sturm getöteten Tieren Satteltaschen und Zaumzeug abgenommen, um es zurück mit in die Zaubererfeste zu nehmen. Doch Elyn konnte es nicht übers Herz bringen, den Leichnam von Windsbraut zurückzulassen, der Gewalt der Elemente ausgesetzt, obwohl sie wußte, daß es keine andere Wahl gab.
Thork räusperte sich. »Erinnere dich an die Geschichte von dem Winterkönig und der Sommerkönigin und von den großen, edlen Tieren, die sie beschützten. Deine Windsbraut war ihnen gleich, denn auch sie beschützte ihre Königin. Laß sie sich zu den anderen im Eis gesellen, wie auch meinen braven Steiger, und vielleicht, eines Tages, wenn sie wahrhaft wiederauferstehen, dann werden unsere Tiere bei ihnen sein, werden sich ihr großes Herz und ihr edler Geist erneut mit Leben füllen.«
Elyn erhob sich aus dem Schnee und warf die Arme um Thork und weinte, und nach einer Weile nahmen sie das Geschirr auf und machten sich durch den Schnee wieder auf in den Schutz des Schwarzen Berges.
Der Aufbruch: Elyn
Früh- und Hochsommer, 3Æ1602 [Im Jahr der Legende]
Elyn öffnete die Augen. Vor dem blauen Himmel schoben sich Malas Züge in ihr Blickfeld, und die Prinzessin wunderte sich, warum sie auf dem Rücken lag, mit dem Kopf im Schoß ihrer Tante. Verwirrt blickte Elyn nach links und sah eine zerstörte Steinmauer. Und plötzlich wußte sie wieder alles: Kalgalath der Schwarze! Die Burg! Die Prinzessin wollte sich aufrichten, und ein Schmerz stach durch ihren ganzen Körper - »Nein, nein!« rief Mala. »Beweg dich nicht! Devon ist auf dem Weg!« -, und Elyn fiel zurück. Jetzt erinnerte sie sich daran, wie der Drache sie gegen die Mauer geschleudert hatte.
Langsam, vorsichtig, trotz aller Proteste Malas, rollte sich Elyn nach links und schob sich zu einer sitzenden Stellung hoch. Ringsum lag die Feste in Trümmern; das Hauptgebäude der Burg war nur noch ein Haufen Geröll. Stöhnend stand die Kriegsmaid auf, und Mala erhob sich ebenfalls, um die Prinzessin zu stützen.
Elyn konnte Stöhnen aus den Trümmern hören. »Holt sie da raus!« zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Sie sind eingeschlossen, verletzt, einige
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