Drachenkampf - Zwergenkrieger
vielleicht tot.«
»Hilfe ist unterwegs«, antwortete Mala. »Es war das erste, was ich tat, nachdem das Ungeheuer weggeflogen war.«
In dem Augenblick kam der alte Devon durch die Ruinen gehumpelt. Als der Heiler die Prinzessin untersuchte, fragte Elyn: »Wer hat mich von der Mauer fortgeschleppt, wo Kalgalath der Schwarze mich niedergeschlagen hat?«
Mala antwortete: »Ich holte dich von dort weg, als er das Tor abzureißen begann ...«
»Hier, verschafft ihr irgendeine Bettschaft und gebt ihr das«, unterbrach Devon und reichte Mala ein kleines Fläschchen aus seiner Heilertasche. Und ehe Elyn protestieren konnte: »Keine Widerrede, meine Prinzessin. Ihr habt einen argen Schlag wegstecken müssen. Schwarz und blau werdet Ihr morgen sein. Das Reich braucht Euch, aber es braucht Euch gesund, nicht zerschlagen. Jetzt geht! Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich mit einer störrischen Frau herumzustreiten.«
Aus anderen Teilen der Ruinen kamen Männer der Burgwache, die Opfer Kalgalaths des Schwarzen trugen und nach Heilern riefen. Devon wandte Elyn den Rücken zu und stieg über die Trümmer, um den anderen Verwundeten zu helfen.
Mala führte Elyn zu einem der Außengebäude, wo sie eine Pritsche fand, auf der die Prinzessin sich niederlegen konnte. Elyn schluckte den Inhalt von Devons Fläschchen, und als ihre Tante vorsichtig den Schmutz von ihrem Gesicht wusch, fiel die Kriegsmaid in Schlaf.
Den Rest des Tages und den ganzen nächsten Tag hindurch schlief die Prinzessin, wachte nur ein- oder zweimal auf, um etwas zu trinken und sich zu erleichtern. Und kurz vor Sonnenaufgang am folgenden Morgen erwachte sie vollends. Im matten Licht einer kleinen Öllampe konnte Elyn Mala in einem Sessel neben ihrem Bett schlafen sehen; die scharfen Linien im Gesicht ihrer Tante waren im Schlummer weicher geworden. Leise stand Elyn auf und entdeckte, daß der alte Devon recht gehabt hatte: Sie war schwarz und blau; große Blutergüsse bedeckten Rücken und Seite und auch einen Teil ihrer Beine. Und es tat weh. Es tat weh, still zu sitzen, und es tat weh, wenn sie sich bewegte. Dennoch stand sie auf und suchte ihre Sachen zusammen und zog sich langsam und mühsam an, denn sie hatte gewaltigen Hunger.
Sie schlüpfte aus der Tür, biß die Zähne zusammen gegen die Schmerzen und stolperte in die Richtung, wo die Messe der Schloßwache lag; Mahlzeiten für die Wachen wurden dort zu allen Tageszeiten aufgetragen. Sie fand eine Halle, die von Gesprächen summte, denn ein Wachwechsel stand gerade kurz bevor. Als sie auf die Schlage an der Essensausgabe zuhumpelte, verstummte das Gerede in der Halle schlagartig, und die alten Männer und jungen Burschen sprangen auf, um ihr Hilfe anzubieten. Der erste, der sie erreichte, war Ardu, der vierzehnjährige Bruder Reynors.
»Prinzessin, laßt mich Euch helfen«, Ardus Worte sprudelten nur so hervor, und der schlanke blonde Jüngling nahm eines der hölzernen Brettchen samt Messer und Löffel auf und führte Elyn an der Reihe vorbei. Dabei redete er die ganze Zeit, von dem Drachenüberfall und Elyns wohlgezieltem, aber vergeblichen Schuß gegen das mächtige Untier. »Niemand sonst hatte den Mut, gegen die Bestie aufzustehen, Prinzessin. Aber, bei Adon, Ihr habt es gewagt! Hai! Davon werden die Barden einst singen: daß eine Kriegsmaid sich einem Drachen stellte mit nichts als Pfeil und Bogen!«
Während des ganzen Morgenmahls überstürzten sich Ardus Worte, und sie hörte, daß Mala die Rettungstrupps befehligt wie auch die Instandsetzungsarbeiten in die Wege geleitet hatte. »Sie war nicht nur die lenkende Hand bei allem, sie hat auch jede Stunde an Eurem Bett gesessen, wenn sie nicht die Arbeit anderer beaufsichtigt hat. Diese Mala ist schon ein zäher alter Vogel, Prinzessin, wenn Ihr den Ausdruck verzeiht«, bekannte Ardu, seine Stimme voll des Wissens der Jugend. »Alle Wachen springen, wenn sie einen Befehl gibt, und das gern, denn sie scheint immer genau zu wissen, was zu tun ist; während wir anderen uns noch den Kopf zerbrechen, womit wir anfangen sollen, hat sie alles schon durchdacht und entschieden, was wichtig ist und was nicht. Dann knallt sie mit der Peitsche, und wir hüpfen; und, wißt Ihr, der alte Devon sagt, Frau Mala habe öfter recht als unrecht, und das sei alles, was zähle.«
Nachdem sie gegessen hatte, humpelte Elyn, begleitet von Ardu, in der Burg umher und sah sich den Schaden an. Das Morgenlicht warf lange Schatten über den Burghof. Und als sie voller
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