Drachenkampf - Zwergenkrieger
Tränen in den Augen. »Zu spät.«
In entsetztem Schweigen standen sie wie angewurzelt, während draußen das Gemetzel immer weiter ging. Und Menschen und Zwerge hielten sich die Hände vor die Ohren, um die schrecklichen Laute nicht hören zu müssen.
Und dann hörte das Sterben auf.
Doch einen Augenblick später donnerte es wie von einem riesigen Rammbock gegen das Tor, und wieder und wieder, und die mächtigen Eisenflügel zitterten und bebten und dröhnten wie ein Amboß unter wuchtigen Hammerschlägen. Menschen und Zwerge taumelten zurück, und Pferde bäumten sich auf, und der Stein selbst, auf dem sie standen, zitterte und bebte. Und es klang, als würde der Berg selbst auseinandergerissen.
Plötzlich hörte das Hämmern auf, und abgesehen von dem Geklapper von Hufen auf dem Boden und dem Keuchen von Châkka und Vanadurin herrschte wieder Stille in der Halle.
Und die Tore von Kachar standen immer noch.
Als ihm dünkte, daß Kalgalath der Schwarze mit seinem Werk zu Ende war, fand Baran seine Stimme wieder. »Öffnet das innere Portal«, befahl er. »Hauptmann Bolk, führt diese Ridder in ihre Zuflucht.«
Und mit einem fernen Knirschen von Gewinden schwangen die großen Tore am anderen Ende der Eingangshalle auf. Dahinter erstreckte sich ein breiter, dunkler Gang ins Innere. Dort hinein zogen die Harlingar, hinab in ein Labyrinth steingehauener Tunnel, hinab in das Innere des Berges, in die Tiefen von Kachar. Und als die Überreste der stolzen Vanadurin-Heerschar tiefer und tiefer in das Geberg vordrangen, kamen manch einen unheilvolle Sagen von der Unterwelt in den Sinn, und argwöhnische Blicke spähten in die Dunkelheit, in der unbekannte Gefahren lauern mochten, und manch einer fragte sich, ob er je die grünen Ebenen von Jord wiedersehen würde.
»Kruk! Es gefällt mir nicht, diese Ridder hier drinnen zu haben«, fluchte Thork und ging in der Kammer hin und her. »Es ist, als hätten wir uns eine Natter an den Busen gelegt.«
Die versammelten Hauptleute grummelten zustimmend.
»Ja«, knurrte der rothaarige Bolk, an Baran gewandt, »Prinz Thork hat recht, DelfHerr. Jetzt schon versuchen diese Weichlinge uns für alle Taten des Drachen verantwortlich zu machen. Beim nächsten, der sagt, wir hätten die Tore aus Angst geschlossen, werde ich dafür sorgen, daß er nie mehr solche Lügen verbreitet.« Der Châk-Krieger prüfte mit dem Daumen die Schärfe seiner Axt. Haß glomm in seinen dunklen Augen.
Baran saß auf seinem Platz an der großen runden Tafel und starrte auf deren polierte Steinfläche. Als Bolk schwieg, blickte der DelfHerr auf. »Mir gefällt es genausowenig, daß diese plündernden Ridder in unseren Höhlen hocken, doch die Ehre verlangt es so. Ein Drache ist auf Raubzug aus, und wir haben alle gesehen und gehört, was eines Drachen Zorn vermag. Warum Kalgalath der Schwarze sich entschlossen hat, Tod und Zerstörung zu unseren Toren zu tragen, kann ich nicht sagen, doch es ist so.«
Baran wandte sich an Dokan, den Grubenmeister. »Wir müssen uns ansehen, was der Drache mit unseren Toren gemacht hat. Sie lassen sich nicht öffnen, und ich vermute, daß sie von außen mit Steinen blockiert sind, die er vom Berg heruntergeschaufelt hat. Stellt einen Arbeitstrupp zusammen, Grubenmeister, führt ihn morgen in aller Frühe durch die Geheimtür am Taleingang und macht Euch daran, die Steine zu entfernen, sofern dies wirklich der Fall ist.«
»Ja, Herr«, antwortete Dokan, ein älterer Châk, dessen weißer Bart und Haupthaar in dem phosphoreszierenden Glimmer der feuerlosen Zwergenlaternen blaugrün leuchtete. »Ich werde gleich um die hundert Leute mitnehmen: Hauer, Bohrer, Schlepper. Wenn mehr erforderlich sind, werde ich sie holen lassen.«
Baran wandte sich Bolk zu. »Hauptmann Bolk, daß jemand über die Menschen wachen muß, läßt sich nicht leugnen. Diese Aufgabe ist Euch und Eurer Truppe zugefallen. Ihr und Eure Männer werdet zweifellos viele Lügen in ihrem Quartier hören, viele Beleidigungen. Doch ich erwarte, daß Ihr Euch zurückhaltet, Euren Zorn zügelt. Wir kennen die Wahrheit: Ich war es, der die Tore schließen ließ. Es wäre nicht zu verantworten gewesen, einen Drachen in Kachar einzulassen. Wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre vielleicht Kachar ebenso einem Drachen zur Beute gefallen wie Schwarzstein vor sechzehnhundert Jahren. Die Angst hiervor hat mich dazu bewegen, den Befehl zu geben, und so haben die Ridder in gewisser Hinsicht recht, wenn sie sagen, ich hätte
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