Drachenkampf - Zwergenkrieger
immer, und schickten den fliehenden Ostländern Pfeile nach.
Doch Ruric stieß in sein eigenes Horn und rief zum Halt. Und sie warteten, bis Arlans Truppe zu ihnen gestoßen war. Der Jäger grinste von einem Ohr zum anderen. Und der Heermarschall gebot Hauptmann Weyth, den Befehl über die Krieger aus der Ostermark zu übernehmen und den Eindringlingen zu folgen und dafür Sorge zu tragen, daß sie in ihr eigenes Reich zurückkehrten — sie zu bedrängen, soweit nötig; sie zu töten, wenn erforderlich; aber so viele zu verschonen, wie die Klugheit gebot. »... Denn mit eingezogenem Schwanz sollen diese Hunde Bogar unsere Botschaft überbringen: daß die Harlingar keine fremden Armeen auf ihrem Boden dulden. Doch wenn ihr sie auch vor Euch hertreibt, Weyth, stoßt nicht über den Fluß Jura und in das Land des Feindes vor; denn wir wollen Bogar keinen Grund geben, einen Gegenangriff zu beginnen. Jetzt fort mit Euch, Hauptmann, und treibt die Eindringlinge zurück über die Grenze; denn sie sollen nicht länger auf unserem Boden verweilen als nötig.«
Unter Jubelrufen, in denen sich Erleichterung mit wilden Kampfschreien mischte, ritten Weyth und Arlan und der Heerbann der Ostermark hinter den fliehenden Naudron her, die nur noch als winzige Punkte in der Ferne zu sehen waren. Die Vanadurin folgten ihnen zunächst wie eine wilde Horde, doch ehe sie aus dem Blickfeld entschwunden waren, hatten sie sich sich schon zu Reihen formiert, deren aufgestellte Speere in den Himmel stachen.
Ruric, Elgor und Elyn wandten sich mit ihrer eigenen siegreichen Heerschar gen Südwesten, den Weg zurück, den sie gekommen waren; sie hielten nur so lange inne, um ihre Wunden zu verbinden. Und als sie auf das ferne Arnsfelden zuritten, blieb Ruric der Ausdruck des Frohlockens auf den Gesichtern des Prinzen und der Prinzessin nicht verborgen. »Weidet Euch nicht an Eurem Sieg«, sagte der Waffenmeister, »denn ich habe Euch etwas zu zeigen.« Doch was er damit meinte, wollte er ihnen nicht sagen.
Als die untergehende Sonne den westlichen Rand der Erde berührte, kam Elgors Heerschar in das Dorf Arnsfelden. Dort machte Ruric seinen Schützlingen die Bedeutung jener Worte klar: »Bleibt bei mir, ihr beiden« — Rurics Stimme war ernst -, »und du auch, Leichtfuß. Ich möchte euch etwas zeigen, das ihr sehen solltet.«
Während der Rest der Truppe in das Dorf weiterritt, lenkte der Heermarschall sein Pferd zur Seite, nach Osten, und die drei jungen Leute folgten ihm, über das Gerstenfeld und in die angrenzenden Hügel. Dort, auf der Begräbnisstätte, hielt der Waffenmeister an, stieg vom Pferd und bedeutete Elgor, Elyn und Reynor, es ihm gleichzutun.
Ruric deutete auf eine Reihe von frischen, mit Grassoden bedeckten Grabhügeln. »Unter diesem grünen Rasen, meine jungen Freunde«, sagte er mit leiser Stimme, »liegen die Opfer des Krieges. Doch es sind noch nicht alle. Es gibt noch mehr.«
Er verweilte einen Augenblick mit gesenktem Haupt, dann stieg er wieder aufs Pferd. »Kommt!« sagte er, und wieder folgten ihm seine jungen Schutzbefohlenen.
Diesmal ritten sie zwischen den Gebäuden hindurch ins Dorf hinein. Dorfbewohner kamen herbeigelaufen, um sie zu begrüßen; viele mit Tränen in den Augen. Einige hatten durch die Naudron Verwandte verloren; alle hatten sie Freunde verloren. Denn als die Eindringlinge am Tag zuvor Arnsfelden überfallen hatten, war es zum Kampf gekommen, und die Erschlagenen hatte man unter jenen grünen Hügeln zur Ruhe gebettet.
Jetzt war das Dorf wieder frei, doch die Freiheit war teuer erkauft worden, wie schnell und bestürzend klar wurde.
Die Dorfleute hatten die meisten Spuren der Schlacht inzwischen beseitigt, doch an einer Seite der Dorfstraße waren die Leichen der Naudron aufgereiht. Dort hatte man auch die toten Harlingar aufgebahrt.
Zu Fuß führte Ruric die drei jungen Leute an den Erschlagenen vorbei.
»Seht Euch diesen Jungen an«, befahl er. »Er kann nicht älter gewesen sein als du, Reynor.«
Die drei blickten auf die Züge eines jungen Naudron. Schwarzes Haar umgab sein Gesicht, und seine Haut hatte die Farbe von blassem Bernstein. Seine Augen waren leicht schräggestellt. Er war vielleicht fünfzehn oder sechzehn.
»Und hier ist einer mit einer Pfeilwunde in der Kehle, Prinzessin. Vielleicht hat er kein Kind, das ihn vermissen, keine Frau, die ihn betrauern wird — vielleicht aber doch.
Der hier starb durch einen Speer. Was mag er sich wohl vom Leben erträumt haben? Einen kleinen Hof?
Weitere Kostenlose Bücher