Drachenkampf - Zwergenkrieger
lag, die von einem heißen Wortgefecht zwischen ihnen zeugte -, »daß du Rurics Befehl zum Trotz heimlich in den Kampf geritten bist und so beide Erben des Thrones in Gefahr gebracht hast. Tochter, du hättest getötet werden können. Hast du dazu etwas zu sagen?«
Ein großer Blitz ging unmittelbar neben ihnen nieder; sein blendend weißes Licht stach durch die hohen Steinfenster in das Halbdunkel des Saales und löschte alle Schatten aus. Donner folgte fast unmittelbar darauf und ließ das Geschirr eines Mahles von Fleisch, Wein und Brot klirren.
Als die Schatten in den Raum zurückkehrten, kam leise Elyns Antwort: »Vater, wäre ich nicht gegangen, läge dein Haupterbe, Elgor, jetzt tot auf dem Schlachtfeld, und du würdest über seinen Verlust trauern, statt deine Tochter einer peinlichen Befragung zu unterziehen.«
Verwunderung stand in Aranors Gesicht geschrieben, und er blickte zu Elgor.
»Es ist wahr, Vater«, gab Elgor zu verstehen. »Wäre sie nicht just im rechten Augenblick gekommen, hätte ich jetzt einen Naudron-Pfeil im Herzen. Doch ihr Pfeil war schneller und traf den Feind hinter mir genau in die Kehle, daß er nicht mehr zielen konnte.«
»Hál, Kriegsmaid!« rief da Ruric, und seine folgenden Worte erstaunten Elyn zutiefst, denn unter vier Augen hatte er zu ihr ganz anderes geredet, weil sie seinem Befehl zuwidergehandelt hatte. »Doch das ist nicht alles, Herr, denn sie hat mit uns gekämpft und drei weitere Naudron erschlagen, einem mit dem Speer und zwei mit dem Schwert.«
Nun war es Gannor, der rief: »Hál, Kriegsmaid!« Die Augen des Stallmeisters schienen wie von einem inneren Feuer zu leuchten, als er sie ansah.
»Dann ist das wahr, meine Tochter?« Aranor stand vom Thron auf. »Du hast in der Schlacht gekämpft? Und hast Elgors Leben gerettet?«
Elyn nickte nur. Da trat Aranor zu ihr und nahm sie fest in die Arme. »Dann bist du in Wahrheit eine Kriegsmaid, die erste seit tausend Jahren.« Sein Mantel war feucht, sein Bart naß, seine Reitkleidung klamm, aber Elyn hatte nie etwas so gewärmt wie diese Umarmung ihres Vaters.
»A-aber, Aranor, Ihr meint doch gewiß nicht ernsthaft, daß sie jetzt eine wirkliche Kriegsmaid ist«, stammelte Mala. »Wenn man nur daran denkt, was das bedeutet, sobald wir einen angemessenen Ehemann für sie ...«
»Bei Hèl, Mala« - Aranor ließ Elyn los und fuhr herum -, »meine Tochter ist eine Kriegsmaid! Eine wirkliche Kriegsmaid! Und ich werde es nicht dulden, daß irgend jemand ihr auch nur eines der Rechte verweigert, die einer Kriegsmaid zustehen.«
Mit vorgeschobener Unterlippe und schäumend vor Wut raffte Mala ihre Röcke und stürmte aus dem Audienzsaal.
»Das hat sie nun davon«, sagte Aranor. »Bei Adon! Ich kam heim, durchnäßt, müde, kalt, hungrig, aber es scherte sie nicht. Das einzige, was ihr wichtig war, war dein >unschickliches Verhalten<, Elyn. Und jetzt«, fuhr er fort, während er die Arme um die Schultern seines Sohnes und seiner Tochter legte, »erzählt mir von der Schlacht zu Arnsfelden. Ich möchte alles darüber erfahren.«
Am Abend jenes Tages gab Aranor Elgor und Elyn jeweils ein Auerochsenhorn, zum Zeichen dafür, daß sie jetzt vollwertige Krieger waren. Elgors Horn trug ein goldenes Band, Elyns eine silberne Rune.
Und niemals mehr wurden Elyns Rechte als Kriegsmaid von irgend jemandem in Frage gestellt.
Flammender Himmel
Mittwinternacht, 3Æ1600 [Zwei Jahre zuvor]
Immer wieder kehrte Elgors stolzer Sinn zu der Frage zurück, wie man den großen Kältedrachen töten und seinen Hort gewinnen mochte. Ein Jahr ging vorbei, dann ein weiteres, und noch eines und weitere, bis insgesamt sechs ins Land gezogen waren. Und jedes Jahr in den langen Winternächten, wenn Schleier von Werlicht mit seltsamen Farben am Nordhimmel wallten und flammten, wanderten seine Gedanken hin zu großen Taten und Wagnissen. Und sein umtriebiger Verstand ersann Mittel und Wege, diese Taten zu vollbringen. Er fing Flammenfell, den roten Hengst, und schenkte das mächtige Roß seinem Vater. Er entführte die schöne Arianne aus Hagors eigener Feste, nahm sie als willige Braut. Er erschlug Golga im Zweikampf, denn er vergaß nie Rurics Worte über seine Verantwortung für das Leben anderer. All dies tat er und mehr, und großer Ruhm ward ihm zuteil; doch immer wieder kehrten seine Gedanken zu Glaum und dem Töten eines Drachen zurück.
Und er dachte an all die Dinge, die Ruric gesagt hatte und Elyn, und selbst an die Worte Trents, und er
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