Drachenkampf - Zwergenkrieger
gespannten Armbrust. Die Zeit dehnte sich ins Unendliche, und Elgors Augen suchten nach Reynor; aber es war nichts zu sehen.
Hat der Junge sich verlaufen ? Mehr Zeit verrann.
Wird er niemals kommen? Die Sonne kroch höher.
Hat man ihn gefangengenommen? Just als Elgor glaubte, es nicht länger aushalten zu können sank der Posten mit einem Seufzer seitwärts vom Pferd, und nur das leise Geräusch vom Aufschlag eines Pfeils, der ein fernes Ziel getroffen hatte, verriet den Grund.
Und schon war Elgors Heerschar in vollem Galopp, die Speerlanzen gesenkt, die Auerochsenhörner röhrend. Hufe donnerten auf hartgestampftem Boden, und die Erde erzitterte, als sie auf den Feind zustürmten.
Beim ersten Hornklang sprangen die Naudronkrieger auf. Viele liefen zu ihren Pferden, andere griffen nach ihren Waffen und mühten sich eilig, Bögen zu spannen und Pfeile einzulegen. Doch die Harlingar waren über ihnen, ehe sie sich versahen, und Speere, getrieben mit der Wucht von Pferden in vollem Lauf, bohrten sich in das Gemenge. Schreie erfüllten die Luft, als Lanzen gegen Knochen splitterten, und Schwerter wurden herausgerissen und der scheußliche Laut von Klingen, die lebendes Fleisch zerteilten, verging unter den Schreien der Sterbenden.
Elgors Speer war beim Zusammenstoß zerbrochen, und nun war es seine Klinge, die durch Fell und Leder und Haut drang. Blut machte das Heft des Schwertes schlüpfrig, sprach von Toten und Verwundeten.
Doch obwohl der Angriff unerwartet gekommen war, waren die Naudron dennoch wilde Krieger, und die Abgesessenen brachten schließlich doch ihre Waffen ins Spiel, während die Berittenen mit blitzenden Krummsäbeln in das Getümmel eingriffen.
Und jetzt fielen Vanadurin vor dem Feind, lösten sich kraftlose Hände von Speer und Breitschwert, als Männer auf die blutgetränkte Erde fielen.
Elgors Breitschwert klirrte gegen den Säbel eines berittenen Naudron, eines Ostlings, vielleicht doppelt so alt wie er selbst. Stahl traf auf Stahl. Seite an Seite, Kopf an Schweif, drängte die Pferde gegeneinander, während ihre Reiter eine Lücke in der Abwehr des anderen suchten, ohne auf den Kampf ringsum zu achten.
»Daga, Daga!« rief der Naudron über Elgors Schulter hinweg, und hinter Elgor spannte ein berittener Schütze den Bogen und legte auf den Prinzen an. Die Widerhaken der Pfeilspitze glänzten tückisch in der Morgensonne.
Nahebei sah Ruric, was geschah. »Elgor, paß auf!« rief er und spornte Feuerstein an, um den Schützen zu erreichen. Doch ehe er ihn angreifen konnte, trieb ein anderer Feind sein Pferd dazwischen und drängte den Waffenmeister ab.
Und im selben Augenblick, als Elgors Klinge den Naudron vor ihm durchbohrte, zischte ein Pfeil durch die Luft, vorbei an dem Prinzen und in die Kehle des Bogenschützen hinter ihm. Der kippte rückwärts über den Sattelzwiesel und krachte tot auf den Boden; sein Pfeil flog harmlos zur Seite.
Und Elgor blickte auf und sah - Elyn!
Die Kriegsmaid war endlich zu ihnen gestoßen. Und genau zur rechten Zeit; denn es war ihr Pfeil gewesen, der Elgor gerettet hatte. Und er wußte es ebenso wie sie.
In diesem Augenblick blitzte ein weiterer Pfeil zwischen den Feinden auf, und ein weiterer Ostling fiel schreiend zu Boden. Und der junge Reynor kam herbeigelaufen, den eigenen Bogen in der Hand, und ließ bereits den nächsten Pfeil gegen die Feinde los.
Da hielt es die Naudron nicht länger: Sie wandten sich zur Flucht, den Weg zurück, den sie gekommen waren. Und mit Kriegsschreien auf den Lippen nahm Elgors Heerschar die Verfolgung auf. Reynor schwang sich auf ein reiterloses Pferd und folgte ihnen nach.
Dreimal wandten sich die Naudron um und leisteten Widerstand, doch jedesmal wurden sie wieder in die Flucht getrieben, denn sie konnten dem Kampfeseifer der Harlingar nichts entgegensetzen, selbst wenn sie noch immer an Zahl leicht überlegen waren.
Und Elyns Lanze trank Feindesblut, ebenso wie ihr Schwert.
Und als die bedrängten Naudron sich zum viertenmal zum Kampf stellten, erscholl von weither der Klang eines Auerochsenhorns, und in der Ferne tauchte eine Vanadurin-Heerschar auf, um die hundert Mann stark, die Elgor und seinen Mannen zu Hilfe kam.
Es waren Arlan und der Heerbann aus der Ostermark, die kamen, Elgor Entsatz zu bringen.
Und die Naudron wandten sich und flohen gen Osten, als wären die Dämonen Hèls auf ihren Fersen.
Triumphgeschrei brach unter den Harlingar los, und sie preschten hinter ihnen her, Elgor und Elyn in vorderster Front, wie
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