Drachenkampf - Zwergenkrieger
schnell wie der Wind, und wir hätten fliehen können, als der Feind sich näherte, aber das wäre gegen meine Ehre gewesen.«
Bei dem Wort >Ehre< bedachte Thork die Kriegsmaid mit einem langen, scharfen Blick, sagte aber nichts. Doch als er den Blick wieder von ihr abwandte, lag ein dunkles Brüten auf seinem Gesicht.
Wieder ritten sie eine Zeitlang schweigend weiter, und wieder war es Thork, der das Schweigen brach: »Kriegerin, mich dünkt, du hast recht, daß uns etwas Böses folgt. Und ich wäre dies Ding gern los, das uns den Weg zu verlegen trachtet. Laß uns morgen auch den Tag hindurch reiten, vielleicht können wir es abschütteln. Denn das Böse scheut die Sonne, und vielleicht wird es im Glanz von Adons Licht unsere Spur verlieren.«
»Ach«, seufzte Elyn, »ich bin bereits müde bis in die Knochen, und nun schlägst du vor, daß wir noch müder werden sollen. Aber auch ich möchte dieses Übel gerne loswerden. Doch es bleibt uns auf eine Art auf den Fersen, die ich nicht ergründen kann, und könnte uns dennoch in der Dunkelheit finden, was wir auch dagegen tun mögen. Trotzdem, auch ich habe keinen besseren Plan, denn wir müssen versuchen, von diesem Übel freizukommen; vielleicht wird ein Ritt durch die Sonne dies möglich machen.
Doch höre: Wir werden den Großteil der Zeit zu Fuß gehen müssen; die Tiere können uns nicht ewig tragen, und müssen von Zeit zu Zeit entlastet werden. Hättest du ein Pferd, dann könnten wir im Wechselschritt reiten, wie die Krieger des Jordreichs dies auf langen Ritten tun, und würden eine große Strecke zwischen uns und irgendwelche Verfolger legen. Aber du hast keins, und darum werde ich das Nächstbeste tun: Ich werde Windsbraut dem Wechselschritt eines Ponys anpassen, und darüber hinaus werden wir zeitweise zu Fuß gehen und häufig rasten. Ich wollte, wir hätten Ersatztiere, aber dem ist nicht so, und so heißt es eben marschieren.«
Bei Sonnenaufgang sah man Elyn und Thork durch die Weite der Grasebene ziehen; jeder führte sein Tier am Zügel. Es hatte in der Nacht keinen weiteren Angriff gegeben, aber sie hatten beide die unsichtbaren Augen der bösen Macht im Nacken gespürt. Ihrem Wort getreu, hatte Elyn ihr Tempo den Erfordernissen angepaßt, möglichst viel Distanz zwischen sie und die Verfolger zu legen und dabei zugleich die Tiere ebenso zu schonen wie die Reiter.
Und so marschierten sie weiter, während die Sonne über den Horizont stieg. Beide hinkten sie noch leicht von Wunden, die sie drei Nächte zuvor in den Khalischen Sümpfen davongetragen hatten. Schließlich kamen sie zu einem munter plätschernden Bach. »Hier wollen wir eine Stunde rasten. Ich werde schlafen, während du Wache hältst. »Das nächste Mal bist du an der Reihe.« Elyn legte sich ins Gras und schlief auf der Stelle ein.
Den ganzen Tag wechselten sie ab — Reiten, Gehen, Ausruhen — immer nach Osten. Kleine Rationen von Korn wurden an die Pferde verfüttert, während die beiden Reiter den Rest des Murmeltierfleischs aßen. Wasser gab es reichlich, denn dann und wann querten Bäche ihren Weg, die von der fernen Hügelkette zur Linken, den Ausläufern der Grimwallberge im Norden, ihren Ausgang nahmen. Was zusätzlichen Proviant betraf, jetzt, da ihr Fleisch zu Ende ging, so hatten beide Reiter Kru bei sich, eine geschmacklose, aber nährreiche Wegzehrung, die auf Mithgar verbreitet war. Nahrung für sie selbst war also kein Problem. Doch die Pferde konnten nicht ewig nur von den schmalen Rationen leben, die sie bekamen. Pferde und Ponys brauchen auf einer Reise viel Korn und Gras, um bei Kräften zu bleiben, ebenso wie Wasser. Aber die Versorgung der Pferde würde erst in ein, zwei Tagen zu einem wirklichen Problem werden, und danach würden sie zudem Zeit brauchen, sich zu erholen.
Immer noch gen Osten zogen sie, den ganzen Tag hindurch, während die Sonne über ihnen ihre Bahn zog und sie vor dem Gezücht schützte. Doch nichts schützte sie gegen die Müdigkeit, die sie bis in die Knochen durchdrang. Denn ihr Zug durch die Wildnis war zermürbend, selbst wenn sie eine von vier Stunden ausruhten.
Einmal hielten sie an einem Bach, wo Elyn ihre immer noch frischen Wunden versorgte, und Thork tat es ihr gleich. Und Elyn reichte dem Zwerg ihre weiße Heilsalbe und erhielt eine schwarze Salbe als Gegengabe.
Und als Thork sein Wams auszog und sich am Wasser niederkauerte, um sich Arme und Brust zu kühlen, da erschienen seine Muskeln eisernen Knoten gleich und wie Lederriemen
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