Drachenkampf - Zwergenkrieger
Bimsstein und Holzkohle eingenäht. Angefeuchtet, würde dies, so hoffte man, einen gewissen Schutz gegen die giftigen Dämpfe von Glaums tödlichem Atem geben, wenngleich niemand dies sicher sagen konnte. Und bevor Reynor seine Maske umband, schenkte er den anderen ein spitzbübisches Grinsen, und sie lächelten zurück. Jeder nahm einen Ledersack, gefüllt mit einer phosphoreszierenden Flüssigkeit, einer dicken Mischung von Wasser mit einer Flechte, die in der Dunkelheit glomm.
»Also, Waffenmeister« — Elgors Stimme klang gedämpft durch das Tuch über Mund und Nase —, »wenn wir fort sind, dann laß die Männer ihre Positionen einnehmen und ihre Lichter löschen, und vergeßt nicht, Eure Masken anzulegen; denn bald, dünkt mich, werden wir einen Drachen in Eure Richtung treiben.«
»Denkt daran, mein stolzer Prinz«, riet Ruric mit heiserer Stimme, »daß Ihr ihm nicht in die Augen schaut, denn es heißt, des Drachen Blick habe die Macht, zu betören.« Ruric verstummte, da er seiner Stimme nicht mehr traute, denn sein Herz schlug heftig: Sein Herr ging einer unerhörten Gefahr entgegen. Es war ein gewagtes Spiel, doch der Plan war wohlüberlegt. Dennoch ahnte Ruric irgendein Unheil voraus, doch er sprach kein Wort, nickte nur und grüßte seinen Prinzen.
Jetzt wandte sich Elgor zu den dreißig, die zurückblieben. »Hál Vanadurin«, rief er, daß seine Stimme laut in der Höhle widerhallte, denn es gab jetzt keinen Grund mehr, still zu bleiben. »Möge das Antlitz der Glücksgöttin über uns allen leuchten!«
»Hál Vanadurin!« kam der Ruf zurück, und Elgor und neun andere nahmen ihre Laternen auf und machten sie auf, entlang der Drachenspur in die Finsternis vorzudringen, in die Höhle des Drachen.
In die Tiefen von Schwarzstein drangen sie vor, entlang einer breiten, glattgeschliffenen Spur, die bleich im Laternenschein schimmerte. Hinter ihnen glommen an den Wänden die Markierungen, die sie hinterließen: phosphoreszierende Pfeile, die zurück zum Ausgang zeigten, den Weg, den sie gekommen waren. Tiefer und tiefer ging es hinab, durch ein Labyrinth von Tunneln und Kammern mit Gängen, die in alle Richtung abzweigten. Treppen führten zur Rechten und Linken hinauf und hinunter. Löcher klafften zu beiden Seiten; wohin sie führten, konnte keiner sagen. Ihr Weg verlief durch mächtige Hallen und wieder hinaus. Sie nahmen sich wenig Zeit, die Kammern, durch die sie traten, in Augenschein zu nehmen; denn sie hatten wenig Zeit. Doch bei einigen Räumen konnten man auf den ersten Blick erkennen, was es war: Sie kamen vorbei an einer großen Küche, doch die Einrichtung war zerstört, zerschlagen von Glaums peitschendem Schweif auf seinem Weg durch die Hallen. Ein Stück weiter auf der anderen Seite lag eine Schmiede, die Essen kalt, die Ambosse stumpf, die Hämmer verstummt. Sie fanden auch eine Rüstkammer, in der Waffen aufgereiht hingen, Kettenhemden und Panzer darauf warteten, angelegt zu werden. Durch andere Hallen kamen sie hindurch, Erzlager, Steinwerkstätten und dergleichen. Doch was sie sahen, war nur ein winziger Teil des Ganzen. Es war, wie wenn man durch ein paar Straßen und Gebäude einer großen dunklen Stadt zog, vor langer Zeit verlassen. Und eine tiefe Trauer schien die Hallen zu erfüllen.
Doch die Vanadurin hatten wenig Zeit, über diese seltsame Wehmut nachzusinnen, denn es war ein Drache, den sie suchten, und ihr Blut rann heiß in den Adern. Eine Meile oder mehr waren sie der gewundenen Schleifspur gefolgt, hatten ihren Weg mit grünglimmenden Pfeilen markiert, Rampen hinab, um Ecken herum, durch Säle und um Biegungen. Und sie wußten, daß sie ihrem Ziel näher kamen, denn die Luft war nun verpestet mit dem Gestank des Kältedrachen, dem Geruch einer großen Schlange vermischt mit den ätzenden Dünsten eines eklen Geifers.
Und schließlich kamen sie in eine weitere große Halle, und in deren Mitte konnten sie den Schimmer von etwas Glitzerndem aufblinken sehen.
Doch ehe sie sagen konnten, was es war, erklang ein gewaltiges, röhrendes Tosen, als würden riesige Messingplatten gegeneinandergeschlagen, so laut, daß Trommelfelle barsten und die Männer taumelnd zurückwichen. Und aus seinem Bett von Gold brach Glaum hervor, ein schreckliches Ungeheuer von gewaltigen Ausmaßen; er kam hervorgeschossen mit einer Geschwindigkeit, die seine Gegner lahmte, und aus seinem Maul schoß eine dunkle Flüssigkeit, spritzte auf Stein und Mensch zugleich, verätzte Fleisch und Fels.
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