Drachenkampf - Zwergenkrieger
welches das Mondlicht als einen silbernen Schimmer zurückwarf.
Und siehe! Plötzlich stand vor Krieger und Kriegsmaid ein Mann, mit einem Langdolch in der Hand. War er ein Mensch oder vielleicht eher ein Elf? Scheinbar aus der dünnen Luft war er erschienen: Erst war er nicht da, dann war er's.
Thork trat einen Schritt zurück und hob seinen Hammer. Elyns eigene Waffe hatte sie zur Verteidigung vor den Körper gehoben.
Aber der Mensch oder Elf bückte sich, um an dem langen Gras das Blut von seinem Dolch zu wischen, und sprach mit sanfter Stimme: »Ich bin ein Freund.« Er richtete sich wieder auf und schob die gesäuberte Klinge in eine Scheide an seinem Gürtel; dann deutete er auf die grinsenden Wölfe, die sie alle umringten. »Und dies sind Freunde von mir.«
Er war groß wie ein Mensch, um die sechs Fuß, und damit größer als die meisten Elfen, doch seine Augen waren leicht schräggestellt, und seine Ohren spitz, wenngleich nicht so ausgeprägt, wie man hätte erwarten können. Sein Haar war lang und weiß; es hing ihm bis auf den Rücken hinunter. Es schimmerte fast genauso wie das Fell der Silberwölfe, wenn auch irgendwie dunkler; trotz seines weißen Haares wirkte er nicht älter als vielleicht dreißig Winter. Er war in weiches graues Leder gekleidet, ein schwarzer Gürtel mit silberner Schnalle umschloß seine Hüfte. An den Füßen trug er schwarze Stiefel, geschmeidig und leicht auf dem Boden. Seine Augen blickten so scharf wie die eines Adlers. Ihre Farbe mochte grau sein, wenngleich es in dem Licht des blassen Viertelmondes schwer zu sagen war. An seinem Hals blinkte etwas silbern, womöglich ein Amulett an einer ledernen Schnur.
»Ich bin Thork, vom Zechenbau Kathar«, knurrte der Zwergenkrieger. Er senkte seinen Hammer. »Und dies ist Elyn von Jord.«
Der Elf-Mensch stand einen Augenblick verwirrt, den Kopf auf die Seite gelegt, als suche er sich an etwas zu erinnern. »Namen ... ah, ja, Namen«, meinte er schließlich, und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das hatte ich vergessen. Nennt mich ... nennt mich Wolfmagier, ein Name, den ich in der Vergangenheit trug.«
»Wolfmagier? Aber das ist der Name des Zauberers vom Wolfswald.« Durch Elyns Gedanken zogen wirre Fetzen von alten Legenden, und ihr Blick fiel auf die Silberwölfe. Sie erinnerte sich an ein Lied, das Trent der Barde gesungen hatte, von einem Magier, der mit den Wölfen jagte.
Der Magier breitete die Hände aus und deutete auf den Wald ringsum. »Maid Elyn, dies ist der Wolfswald.«
»Aber es heißt, daß das Böse den Wolfswald meidet« - der Blick der Kriegsmaid ging über die erschlagenen Vulgs —, »und doch kam das Böse hinein.«
Ein Anflug von Zorn verdunkelte das Gesicht des Magiers, und ein riesiger Silberwolf stand auf und knurrte, unsicher, woher die Drohung kam. Und Wolfmagier wandte sich zu Wolf und sprach ein seltsames Wort, und das Tier ließ sich wieder nieder. »Er spürt meinen Zorn, mein Freund Graulicht — falls Ihr auch für ihn einen Namen braucht. Denn er ist so verwundert wie ich über die Anwesenheit von Vulgs im Wald. Nie sind sie in solcher Stärke hier eingedrungen, haben den Ort stets gemieden. Denn sie fürchten die Draega, die Silberwölfe von Adonar.«
»Sie kamen in diese Wälder, weil sie nach unserem Blut lechzten«, knirschte Thork. »Sie waren nur einer von vielen Feinden in den letzten Nächten.«
»Und doch«, erwiderte der Wolfmagier, »haben sie immer lieber die Verfolgung aufgegeben, als sich unter diese Bäume zu wagen.«
»Das Böse hat uns seit fast zwei Wochen gejagt«, sagte Elyn, »gnadenlos. Von den Khalischen Sümpfen bis hier ist das Gezücht uns gefolgt, um uns zu töten. Warum? Wir wissen es nicht. Doch Thork argwöhnt, wie auch ich, daß die Vulgs in Euer Reich eindrangen, weil wir hier sind.«
Der Magier trat zu einem der toten Vulgs. Graulicht erhob sich und kam an seine Seite, mit gesträubtem Fell, bereit zum Angriff, sollte die reglose Kreatur irgendwelche Anzeichen von Leben zeigen. Die anderen Silberwölfe standen gleichfalls bereit. Der Magier kniete nieder und legte eine Hand auf die Stirn des toten Vulg und blieb einen Moment bewegungslos knien, mit geschlossenen Augen. Er sog die Luft zwischen zusammengepreßten Zähnen ein, und er sprach ein einziges Wort: »Andrak.«
Schatten des Waldes huschten über ihre Gesichter, so wie der Mond durch den Nachthimmel zog. Rings um sie her unter den Bäumen huschten silberne Schatten vorbei, eine geisterhafte Wache, die
Weitere Kostenlose Bücher