Drachenkampf - Zwergenkrieger
gleichfalls ihrem Blick entzog »Seht!« rief Reynor aus und zeigte auf den Boden.
Dort auf dem Gestein war ein breiter, matt glänzender Pfad von rötlicher Farbe, eine alte, oft gezogene Spur eines großen Tieres, das aus seinem Bau hinaus- und wieder hereinglitt, wobei die Bauchschuppen unter einem massigen Leib das tropfende Blut eines mitgeschleppten Opfers auf dem schwarzen Fels zerrieben. Ein kaum merklicher Geruch hing in der Luft; er hatte etwas Reptilienhaftes.
»Eine Laterne«, zischte Elgor, der sich hingekniet hatte, um die Spur näher in Augenschein zu nehmen. »Gebt mir eine Laterne!«
Kaum waren die Worte aus des Prinzen Mund, da war Reynor auch schon wieder bei ihm, eine angefachte Laterne in der Hand. Elgor schwenkte das Licht über der Spur hin und her, und seine Erregung wuchs. »Dies wird uns genau dorthin führen, wo wir hinwollen«, sagte er, »direkt zum Lager des Drachen.«
Schnell kehrten sie zu ihren Leuten zurück, die nun die großen Rollen mit Segeltuch zum Tor schleppten, desgleichen lange Taue. Weitere Laternen wurden angezündet und das Tor einer genauen Prüfung unterzogen. Wie man vermutet hatte, führten zu beiden Seiten Steigtreppen hinauf in die Düsternis, über deren Sprossen man zu einem Gang gelangte, von dem aus Schießscharten über dem Tor in den Fels gehauen waren.
Diese Stiegen kletterten nun Vanadurin hoch, ausgerüstet mit Laternen, Seilen und Seilwinden, während andere unten die Planen ausrollten und sich mit Lederhandschutzen wappneten. Nachdem das Segeltuch in sich überlappenden Bahnen auf dem Boden ausgerollt worden war, wurden die Ahlen benutzt; Löcher wurden gebohrt, und große, gekrümmte Nadeln zogen Lederriemen durch das Gewebe, nähten die Bahnen zusammen; und während das Nähwerk seinen Fortgang nahm, wurde Pech auf die entstandenen Löcher gestrichen, um sie zu füllen. Schnell und schweigend ging die Arbeit vonstatten, während draußen die Sonne höher stieg.
Am Rande des Geschehens goß eine Gruppe von zehn Mann Wasser in Behälter mit zerstoßenem Lehm, den man den ganzen Weg von Jord hierhergeschleppt hatte. In mancher Hinsicht war die Aufgabe dieser Männer die wichtigste.
Wieder andere setzten eine lange, schwere Stange zusammen, die aus einzelnen Lanzenschäften von starkem Eschenholz bestand. Jedes Ende wurde in eine enge eiserne Tülle geschoben, die eigens für diesen Zweck geschmiedet worden war, und mit einem anderen Schaft zusammengesteckt; Stahlstifte, die durch vorgebohrte Löcher getrieben wurden, hielten das Ganze zusammen. Schaft, Eisen, Schaft, Eisen ... so ging es weiter, Nägel wurden durchgetrieben, bis die lange Stange Gestalt annahm, so wie man es viele Male zuvor geübt hatte. Und wie es lange zuvor geplant worden war, wurde die zusammengesetzte Stange wiederum mit der Oberkante der großen Leinwand verschnürt und jedes Loch hernach mit Pech abgedeckt.
Es war später Vormittag, als die Männer Seile an die fertige Leinwand banden, diese hochwarfen und sie durch die Seilwinden zogen, die man an dem Steinwerk oben befestigt hatte. Langsam zogen sie die große Plane in die Höhe, daß das Licht in der westlichen Halle allmählich schwächer wurde, verschluckt von dem großen Tuch, welches das Portal verdeckte.
»Versiegelt es!« befahl Elgor. Und Vanadurin traten zu den Lehmbehältern, holten den Inhalt mit den Händen heraus und rollten ihn auf dem Boden zu langen Wülsten aus. Diese wiederum wurden zum Tor gebracht, um die Kanten gelegt und mit Tuch und Wand verstrichen, daß kein Zwischenraum mehr blieb. Selbst oben von dem Wehrgang ließen sich mutige Männer mit Seilen herab, um jede Lücke zu verschließen.
Es war früher Nachmittag, als diese Arbeit zu Ende war, und Elgor gebot, die Laternen abzudunkeln. Finsternis brach über die westliche Halle herein. Und nach geraumer Zeit erhob sich ein Murmeln der Erregung, als aller Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
»Hai, wohlgetan!« rief Elgor, »denn ich sehe nichts. Jetzt gehen wir auf Drachenjagd!«
Die Lampen wurden wieder angezündet, und die Männer legten ihre Waffen an, wenngleich sie genau wußten, daß Waffen ihnen nicht helfen würden, sollte es zu einem wirklichen Kampf mit dem Drachen kommen.
Zehn von ihnen, darunter auch Elgor, legten die Rüstungen ab. Sie waren die schnellsten Läufer und sollten Glaum aus seinem Bau locken. Jeder band sich eine Maske aus mehreren Lagen Tuch vors Gesicht, die Mund und Nase bedeckte; darin waren pulverisierter
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