Drachenkampf - Zwergenkrieger
Bram ist alles, was uns von Elgor geblieben ist.«
Ariannes leise Entgegnung verlor sich im Knacken brennender Holzscheite. »Ja, Bram braucht mich. Aber ich brauche Elgor. Er war mein Leben.«
»Er war mein Sohn.«
Er war mein Bruder. »Er war meine Geliebter.«
»Er war mein Stammhalter.«
Er war mein Zwilling. »O Gott, meine Seele ist voller Trauer.«
»... voller Schmerz.«
... voller Haß. »Ich suche Trost.«
»... Gerechtigkeit.«
... Vergeltung. Langsam krochen die Sonnenstrahlen an der hinteren Wand empor, während das Tagesgestirn am Himmel niedersank. Schon verschwand die Flammenscheibe rot hinter dem fernen Horizont. Niemand sagte etwas; die einzigen Laute waren das Knistern des Feuers und das stetige, gleichmäßige Sirren von Wetzstein auf Stahl. Welchen Gedanken ein jeder von ihnen nachhing, weiß man nicht. Aber schließlich war der Bann gebrochen.
»Wir werden sie besiegen, Vater.« Elyns Stimme klang leise, war kaum zu hören, und ihre Blicke waren auf die rasiermesserscharfe Klinge geheftet und brannten in einem bitteren Feuer. »Sie werden dafür zahlen. Ganz gewiß.«
Nun trat Aranor zu seiner Tochter. Der König streckte die Hand aus, legte sie auf den Wetzstein, löste ihn aus Elyns Griff und legte ihn neben Ölflasche und Scheide auf den Tisch.
Betont langsam ließ Elyn das Schwert sinken, legte es auf ihre Knie und schaute zu ihrem Vater auf. Düsternis lauerte in der Tiefe ihrer Augen. »Ich bin bereit, in den Krieg zu ziehen, Vater.«
»Nein, Elyn, du bist bereit für den Tod.« Aranors Stimme war wie ein frostiger Hauch. »Ich habe den Ausdruck deines Gesichts bei anderen Kriegern sehen können, als auch sie für die Schlacht sich wappneten und sie nicht überlebten, um davon zu künden.«
»Er war mein Bruder«, flüsterte sie, als ob das alles erklärte. »Er war mein Zwilling.«
»Ja, dein Zwilling«, entgegnete Aranor, »aber das gibt dir nicht das Recht« — seine Worte trafen mit tödlicher Genauigkeit -, »daran zu denken, alleine durch der Feinde Reihen zu reiten, ihr Blut zu vergießen, um sie für das bezahlen zu lassen, was sie uns nahmen; alleine in der Schlacht zu stehen, um unermeßlich dich zu rächen, wohl wissend, daß der Tod am Ende auch dich selbst hinraffen wird.«
»Aber das ist es, was ich will, Vater!« Ihre Stimme war voll Haß. »So viele wie möglich von ihnen töten, ehe sie mich niederstrecken.«
Mit einem qualvollen Schrei rannte Arianne aus der Halle, ehe jemand sie aufhalten konnte, aber Aranor rief: »Arianne!« Doch Elgors Witwe hörte nicht und war verschwunden.
Müde ließ der König sich auf einen Platz gegenüber Elyn sinken, so daß der schmale Tisch nun zwischen ihnen stand. Erschöpfung machte ihm die Schultern schwer. »Jetzt höre mir zu, Tochter: Einst versprach ich dir, daß niemand dir das Recht streitig machen würde, in die Schlacht zu reiten ... und das wird auch nie geschehen. Dennoch, wir stehen nun im Krieg, und ich will folgendes tun: Ich habe die Absicht, den Kampf in Kachar auszufechten, ihn an die Zwergenfeste heranzuführen.
Aber auch wenn der Krieg in den Gefilden ferner Länder ausgefochten werden sollte, wäre es möglich, daß diese Burg nicht sicher bleibt. Die Zwerge könnten sich entschließen, eine Armee auf geheimen Bergpfaden herzuschicken, um den Turm zu schleifen, während ich und mein Heer auf den Berghängen vor den Toren ihres Reiches erscheinen. Überdies könnten auch andere Feinde Jords die Gunst der Stunde nutzen wollen, diesen Ort zu überfallen, während wir nicht hier sind.
Daher muß auch Bram in Sicherheit gebracht werden; denn er ist der lebendige Erbe Elgors und nun der nächste in der Reihe derer, die dereinst meinen Platz einnehmen und König sein sollen. Und daher halte ich es für richtig, daß Arianne mit Bram unter sicherem Schutz nach Riamon reitet und dort bei ihrem Vater, Hagor, bleibt, bis diese Angelegenheit erledigt ist.
Und noch etwas anderes könnte sich ergeben: Sollte ich im Kampfe fallen, braucht Jord eine starke Hand der Führung, bis Bram die Volljährigkeit erreicht hat.
Elyn, und diese Hand muß die deine sein.« Aranor machte eine abwehrende Geste, um Elyns Einspruch zuvorzukommen. »Hör mich zu Ende an, Tochter: Das Reich braucht einen Verweser, einen Hüter; jemanden, der die Burgwache führen kann, wenn es notwendig sein sollte, diese Mauern zu beschützen; jemanden, der erfahren ist im Kampfe, um diese Burg zu schützen. Und ich brauche jemanden, der hier an meiner Stelle
Weitere Kostenlose Bücher