Drachenkampf - Zwergenkrieger
später, am frühen Nachmittag, erreichte Baran die Tore von Kachar. Er hatte sieben Ponys im Schlepptau, jedes mit einem Toten beladen, jeder Tote ein meuchlings erschlagener Unterhändler.
Im großen Thronsaal versammelte der neue DelfHerr seine Hauptleute. Und begleitet von lautem Wutgebrüll erzählte er, welches Verbrechen die Ridder an der Châkka-Kolonne begangen hatten, obgleich sie die graue Flagge mit sich führte. Und er forderte die Hauptleute auf, die Nachricht zu verbreiten und sich auf einen großen Rachefeldzug vorzubereiten.
Und dann suchte er den Rundbau auf und blickte auf die sterblichen Überreste seines Vaters und redete mit seiner trauernden Mutter; doch was sie zueinander sagten, ist nicht überliefert.
Und Baran befahl, daß ein würdiges Grab geschaffen werde, um Braks Leiche aufzunehmen, in voller Rüstung und versehen mit den Zeichen seines hohen Amtes. Und er verfügte, daß die schwarze Axt seines Vaters in dessen Hände gelegt werden und das zerbrochene Schwert seines Feindes, Elgor, zu seinen Füßen ruhen solle, wie es sich für einen Châk-Krieger gehört, der im Kampfe starb.
Und er befahl, daß die getöteten Unterhändler vor dem Tor im Tal auf einen großen Scheiterhaufen gelegt werden sollten.
Denn so war es Sitte bei den Châkka — Stein oder Feuer, nichts anderes: Châkka mußten entweder in reinem Stein zur Ruhe gebettet werden, oder man legte sie auf einen Scheiterhaufen. Denn die Zwerge glauben, daß das Feuer die Seelen der getöteten Krieger in den Himmel hebt, ähnlich wie der Stein sie reinigt. Und sie sind sicher, daß der Geist eines Châk von den Fesseln Mithgars befreit sein muß, um wiedergeboren zu werden. Deshalb dürfen die Toten nicht in die Erde gelegt werden, denn von Wurzeln durchflochtenes Erdreich schafft Finsternis und Schatten, und vielleicht vergehen halbe Ewigkeiten, ehe die Seele der von Würmern wimmelnden Erde entfliehen kann. Stein oder Feuer: nichts anderes hilft.
Am Tage der Totenverbrennung wurde Brak in einen weißen Schrein gelegt, in dem er ruhen würde, bis sein Grabmal fertiggestellt wäre. Die Klage der Châkia machte die Krieger rasend vor Trauer und Zorn, und sie wären auf der Stelle aus der Zwergenbinge hinausgestürmt und gen Jord gezogen, hätte Baran es ihnen nicht anders befohlen.
Doch als die Tage der Trauer vorüber waren, begannen die Tage des Krieges.
Der Heerbann
Mitt- und Spätfrühling, 3Æ1602 [Im Jahr der Legende]
Es regnete unaufhörlich vom bleiernen Himmel. Über das nasse Land trottete eine Kolonne von Pferden, insgesamt elf, fünf mit Reitern, sechs mit Lasten beladen, und näherte sich der von Regenvorhängen halb verhüllten Burg, die am Rand einer niedrigen Kette von Vorbergen stand. Es war schon spät am Tag, als endlich der müde Trupp die eisenbeschlagenen Tore in der dunklen Steinmauer erreichte und der Wächter vom Vorwerk aus denen unten Bescheid gab, die Portale zu öffnen. Die Reiter saßen ab und führten ihre Rösser durch den Einlaß und gelangten auf den offenen Burghof.
»Waffenmeister Ruric ...« Die Stimme des Torhauptmanns versiegte, als seine Blicke auf die Lasten fiel, die die Pferde trugen: sechs in Regenumhänge eingewickelte Körper.
Ob es Tränen waren oder Regentropfen, die über Rurics Gesicht rannen, war nicht genau festzustellen, doch seine Stimme klang brüchig und kraftlos, als er sagte: »Es ist Prinz Elgor. Und Bogar, Brade, Powys, Larr und Fenn. Durch Zwergenhand gefallen, sie alle. Bahrt sie in der großen Vorhalle auf, dann laßt das Totenhorn erklingen.« Ruric wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und reichte einem Stallgehilfen die Zügel Feuersteins. »Hauptmann, ist der König schon zurück?«
»Nein, Waffenmeister.« Die Stimme des Torhauptmanns klang gedämpft. »Er verhandelt noch immer mit den Naudron, soweit wir wissen.«
»Die Prinzessinnen Arianne und Elyn, sind sie da?«
»Ja, Waffenmeister, im Turm.«
Ohne ein weiteres Wort stapfte Ruric durch den Regen zum Turm; seine Füße waren schwer wie Blei. Ihm folgten trauernde Männer, welche die Pferde mit ihrer bitteren Last führten. Im Turm gab ein Page den Waffenmeister Bescheid, daß beide Damen sich in den Räumen von Prinzessin Elyn aufhielten.
Während Ruric die Treppe hinaufstieg, konnte er das silberhell perlende Lachen der Frauen hören und wappnete sich im Innern für das, was nun kommen würde. Er betrat den Raum, der erhellt wurde von einem knisternden Feuer im Kamin, das die
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