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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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die ihm viel zu lang erschienen, musste Leprat all seine Kräfte mobilisieren und all sein Augenmerk darauf richten, einfach nur zu überleben, immer heimtückischere und immer gefährlichere Angriffe abzublocken und abzulenken. Sein Gegner war ihm überlegen. Man könnte auch sagen, er war bereits besiegt, denn am Ende würde er einen Fehler begehen.
    Verzweifelt suchte er einen Ausweg, als der Kampf eine schreckliche Wendung nahm.
    Sein Rapier zerbrach.
    Der Stahl brach, und der längste Teil seiner Klinge fiel klirrend auf den Marmorboden. Einen Moment lang war Rauvin überrascht, Leprat völlig entsetzt …
    … dann grinste der Auftragsmörder und vollführte einen lehrbuchreifen Angriff.
    Leprat schnellte vor, um dem Treffer mit voller Wucht zu entgehen, sprang dann zur Seite, um einem Degenhieb auszuweichen, und parierte den nächsten mit dem kläglichen Überrest seines Degens. Weitere verzweifelte Manöver ermöglichten es ihm, das Unabwendbare hinauszuzögern. Doch schließlich geriet er aus dem Gleichgewicht und verdankte seine Rettung allein seiner rechten Hand, mit der er die gegnerische Klinge packte. Trotz des Handschuhs drang ihm der Stahl tief in die Handfläche. Der Musketier schrie vor Schmerz auf, bevor er vor Rauvin zurückwich, der ihm mit dem gezückten Degen in der ausgestreckten Hand nachkam. Leprat torkelte wie ein Betrunkener, konnte den Blick aber nicht von der scharfen Spitze des Degens wenden, der ihn bedrohte. Dann spürte er plötzlich die Begrenzung des Brunnenschachts an seinen Waden und wäre beinahe hintenübergefallen, als würde die dunkle Leere nach ihm greifen.
    An dieser Stelle verließen ihn die Kräfte.
    Er sank auf die Knie und sah mit verschwommenem Blick zu Rauvin auf, der ihn mit voller Körpergröße überragte.
    Kalt schickte sich dieser an, ihm den Gnadenstoß zu versetzen.
    So also endet es , dachte Leprat.
    »Ein letztes Wort?«, fragte Rauvin. »Ein letztes Wort?«
    Der Musketier besann sich, rang sich als letztes Mittel ein schmerzliches Lachen ab und spuckte aus Trotz blutigen Schleim aus.
    »Also nein? Wie du willst … Lebwohl.«
    Er erhob die Arme, beide Hände um den Griff seines Rapiers gelegt, das er mit der Spitze nach unten hielt, um es in Leprats dargebotene Brust zu stoßen.
    Doch da sagte jemand: »Einen Moment!«
    Rauvin hielt inne, um einen Blick über die Schulter zu werfen … und sah Mirebeau.
    Ungläubig und verblüfft drehte er sich um.
    Doch es war sehr wohl der Edelmann mit dem beigen Wams, der sich da von den Toten erhoben zu haben schien und sich bleich und blutend mit steifem, zögerndem Schritt näherte. Seine linke Hand hing schlaff herunter, die rechte erhob mit Mühe den Degen.
    Mehr schlecht als recht rappelte sich Leprat auf, indem er sich am Rand des Brunnenschachts hochzog.
    »Ich wollte …«, sagte Mirebeau zu Rauvin. »Ich wollte …«
    »Was?«
    »Ich wollte, dass du weißt, wer dich tötet.«
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Auftragsmörders: Mirebeau konnte seinen Degen kaum halten, geschweige denn kämpfen … doch Rauvins Lächeln erlosch, als der Edelmann mit der linken Hand plötzlich eine Pistole zückte.
    Der Schuss knallte.
    Die Kugel traf Rauvin mitten in die Stirn, und er fiel hintenüber, bevor Mirebeau erschöpft zusammenbrach.
    Nachdem sich Leprat versichert hatte, dass der Auftragsmörder wirklich tot war, bemühte er sich um den Edelmann im Todeskampf. Behutsam hob er seinen Kopf an, und Mirebeau öffnete mit Mühe die Augen.
    Der Musketier wusste nicht, was er sagen sollte. Seine Stimme versagte. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und die Augen wurden ihm feucht. »D… Danke«, stammelte er schließlich.
    Mirebeau nickte kaum merklich. »Ein … ein Gefallen …«, sagte er. »Für mich …«
    »Sprecht …«
    »Ich möchte … ich möchte … nicht … hier sterben … bitte … nicht hier.«
    Unter den Baumkronen des Obstgartens von Dampierre spielte sich während des großen Feuerwerks ein erbitterter Kampf ab. Die Klingen und Saveldas Söldner standen sich während des knallenden, blitzenden Spektakels gegenüber, das durch das Blattwerk drang und dann flackernd wieder nachließ. Im changierenden Lichtschimmer zeichneten sich Gesichter und Gestalten ab, und im Stahl der Degen verfingen sich dieselben Reflexe wie im Blut der Wunden und dem Glanz der fiebernden Blicke.
    Mit einem heftigen Tritt und einem mit beiden Händen ausgeführten Schlag mit dem Degenknauf zwischen die Schulterblätter gelang

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