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Drachenkampf

Drachenkampf

Titel: Drachenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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öffnete ein Fach unter der Sitzbank vor sich und holte eine Schatulle heraus, die er sich auf den Schoß stellte. Er öffnete den mit Intarsien verzierten Deckel: Darin befand sich eine Phiole mit Likör aus Goldenem Bilsenkraut.
    Er musste sich verwandeln.
    Seine letzte Verwandlung im Elsass hatte ihn so erschöpft, dass er noch nicht wieder in der Lage war, die Ursprungsform anzunehmen, aber eine Übergangsform würde vielleicht auch reichen, um ihn zu retten. Er entkorkte die Phiole und leerte sie mit gierigen Zügen, bevor er von einem Hustenanfall gepackt wurde, dann folgten heftige Schmerzen.
    Die Kutsche wurde von drei Reitern eskortiert, einer ritt vorneweg, zwei hinterher. Vom Alchemisten gewarnt, drosselten die beiden hinteren die Geschwindigkeit, um Saint-Lucq aufzuhalten, der bereits aufholte. Schüsse wurden abgefeuert, aus Pistolen, die die Reiter in ihren Satteltaschen verstaut hatten. Das Mischblut bekam einen ersten Schuss ab und erwiderte sogleich das Feuer. Er traf einen der Söldner, der daraufhin aus dem Sattel fiel. Dann feuerte der zweite Söldner auf Saint-Lucq. Er wurde von der Kugel touchiert, holte jedoch unbeirrt weiter auf. Also griff der Söldner nach seiner zweiten Pistole und drehte sich im Sattel, um zu schießen. Doch das Mischblut war schneller und jagte ihm eine Kugel mitten in die Stirn. Der Söldner kippte vornüber und wurde von seinem Pferd davongetragen.
    Der Kutscher, der mitbekommen hatte, welche Wendung die Ereignisse genommen hatten, rief den Reiter, der vorneweg galoppierte. Dieser verließ die Straße und ließ sich, versteckt hinter einer Baumgruppe, überholen. Saint-Lucq bekam nichts von dieser Finte mit, denn er erreichte gerade im gestreckten Galopp das Pferd des ersten Söldners, den er erschossen hatte, und hatte bloß Augen für die Pistole, die noch in der Satteltasche steckte. Nur mit Mühe konnte er sein Pferd etwas zügeln und griff im Vorbeireiten nach der Waffe, bevor er sie sich in den Gürtel steckte und sein Pferd wieder antrieb.
    Er holte die Kutsche durch die lange Staubwolke ein, die die Hufe und die mit Eisen beschlagenen Räder aufwirbelten. Er ritt so nah wie möglich heran, streckte den Arm aus, fand Halt und schwang sich auf die schmale Plattform, die für die Lakaien gedacht war. Er dachte, dort kurz Atem schöpfen zu können, doch ein Schuss ertönte, und eine Kugel schlug gleich neben seinem Kopf ein. Er klammerte sich weiter fest, drehte sich um und erblickte den letzten Reiter der Eskorte, der aus seinem Hinterhalt herausgekommen war. Nun kam er in vollem Galopp die Straße entlanggeritten und richtete die zweite Pistole auf ihn. Doch glücklicherweise verfehlte der Schuss sein Ziel: Das Schießpulver explodierte nicht richtig, und die Waffe spuckte lediglich ein paar Funken. Der Söldner warf die Pistole fort und zog seinen Degen. Saint-Lucq tat es ihm gleich. Ein Kampf entspann sich.
    Das Mischblut klammerte sich mit einer Hand an der Kutsche fest und hatte nur mehr einen Fuß auf dem Trittbrett. Er hing also zur Hälfte in der Luft hinten an einer Kutsche, die unsanft hin und her schaukelte, wodurch er immer wieder heftig gegen die Kabine geschleudert wurde. Der Reiter holte zu heftigen Hieben aus, die Saint-Lucq manchmal abwehrte und denen er manchmal auch auswich, indem er sich abwechselnd nach links oder rechts wegdrehte. Schließlich gelang ihm ein Konter. Er streckte sich, so weit er konnte, und stieß dem Söldner den Degen in die Seite, der daraufhin stöhnte, seinen Degen fallen ließ und sich mit beiden Händen an den Bauch fasste. Sein Pferd verfiel in Trab und dann in den Schritt und blieb schließlich ganz stehen, während die Kutsche in der Nacht verschwand.
    Saint-Lucq steckte sein Rapier ein und atmete dreimal tief durch. Nun musste er den Kutscher ausschalten oder ihn dazu bringen, das Gespann anzuhalten. Er hielt sich mit beiden Händen an einem Vorsprung fest und zog sich, flach auf dem Bauch liegend, aufs Kutschdach hinauf. Da er seinen Platz nicht verlassen konnte, versuchte der Kutscher, ihn mit Peitschenhieben zurückzudrängen. Saint-Lucq schützte sich mit dem Unterarm, bis es ihm gelang, den Lederriemen zu packen und die Peitsche an sich zu reißen. Der Kutscher überließ sie ihm ohne große Gegenwehr, denn er war plötzlich zu sehr damit beschäftigt, eine Kurve zu meistern, die das Gespann zu schnell genommen hatte. Das Gefährt neigte sich gefährlich zur Seite, und die beiden Räder, die sich auf einer Seite

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