Drachenkampf
erschien.
Der, der behauptete, Maudit zu sein und sich als Zaubermeister ausgab, führte die Gruppe an.
»Hier entlang, Madame.«
Königin Anne folgte ihm, ohne zu wissen, dass sie ihr Schicksal einem der zweifelhaftesten Agenten der Schwarzen Kralle überließ. Ihr folgte eine Kammerzofe, die ihr, so dachte die Königin zumindest, wenn der Moment gekommen war, dabei helfen würde, sich zu entkleiden und die rituelle Robe anzulegen, die für die Zeremonie vonnöten war. Eine Zeremonie, die ihr endlich erlauben würde, Mutter zu werden. Die verängstigte Dienerin zitterte, und ihre Augen waren vor Anspannung geweitet, doch im Dienste ihrer Königin war sie zu allem bereit. Beide trugen unter großen Kapuzen noch Halbmasken aus schwarzem Samt.
Ganz am Ende des Gartens befand sich ein Gittertor in der Mauer.
»Nur Mut, Madame«, säuselte der Alchemist. »Das Schwierigste habt Ihr bereits hinter Euch. Sobald wir unter dem Blätterdach der Bäume sind, können wir vom Schloss aus nicht mehr gesehen werden.«
Er öffnete das Gittertor mit dem Schlüssel, den ihm die Herzogin von Chevreuse anvertraut hatte, und reichte dann der Königin die Hand, um sie über eine kleine Holzbrücke zu geleiten – eine Art überdachter Steg, der es Spaziergängern erlaubte, den Schlossgraben zu überqueren, um in den Obstgarten zu gelangen.
Dort unter den Bäumen wurden sie von bewaffneten Männern erwartet, von denen einige Blendlaternen bei sich hatten.
»Wer sind diese Leute?«, erkundigte sich die Königin beunruhigt und wich leicht zurück.
»Eure Eskorte, Madame. Seid unbesorgt.«
Ängstlich, aber entschlossen nickte Anne. Dennoch trat sie näher an ihre Begleitdame heran und ergriff ihre Hand, während der Alchemist mit gesenkter Stimme ein paar Worte mit einem einäugigen Ranzkranken wechselte. Der Mann hatte einen dunklen Teint, kantige Gesichtszüge und trug eine Augenklappe aus schwarzem Leder mit silbernen Verzierungen. Er nannte sich Savelda, was die Königin jedoch nicht wusste. Ebenso wenig wusste sie, dass er der bevorzugte Erfüllungsgehilfe der Anführer der Schwarzen Kralle war.
Als er schließlich zustimmend nickte, trat der vermeintliche Zaubermeister wieder zu den beiden Frauen.
»Es ist alles in bester Ordnung, Madame«, beteuerte er. »Aber es gilt sich zu beeilen, denn es wird schon bald Mitternacht sein. Die Kutsche, die uns zum Zeremonienort bringen wird, erwartet uns bereits vor dem Tor des Obstgartens.«
Doch Savelda, der im Begriff war, die Führung der Gruppe zu übernehmen, hielt plötzlich inne, mit abwesendem Blick und leicht zur Seite geneigtem Kopf, wie jemand, der sehr aufmerksam lauscht.
»Was ist?«, fragte der Alchemist verärgert.
Ohne sich zu ihm zu drehen, erhob der Scherge der Schwarzen Kralle gebieterisch den Zeigefinger: Er bat sich Ruhe aus. Dann rief er mit gedämpfter Stimme die drei Männer, die er als Wachposten im Obstgarten hatte abstellen lassen.
Sie antworteten nicht.
Also schnippte Savelda mit den Fingern, und zwei der sechs Söldner, die ihn begleiteten, traten zu ihm.
»Seht nach«, befahl er ihnen mit einem starken spanischen Akzent, der die Königin aufhorchen ließ.
Die beiden zogen ihre Degen und schritten vorsichtig voran. Einer von beiden hielt eine Laterne in der linken Hand, der andere eine Pistole.
Sie hatten noch keine zehn Schritt zurückgelegt, als sie auf eine Leiche stießen und eine Gestalt zwischen den Obstbäumen hervortrat. Die elegante und stolze Erscheinung des Unbekannten verunsicherte sie kaum weniger als das kleine Lächeln, das ihm auf den Lippen lag. Er trug ausschließlich Schwarz, abgesehen von der edlen Feder, die seinen Hut schmückte: Sie war scharlachrot, genau wie die Gläser seiner runden Brille, hinter der seine Augen verborgen waren. Die linke Hand ruhte lässig am Griff seines ungezückten Degens.
Die beiden Auftragsmörder gingen in Positur. Derjenige mit der Pistole richtete sie auf Saint-Lucq, doch da dieser einfach weiter auf sie zukam, wichen sie langsam zurück, bis sie wieder bei Savelda und den anderen angelangt waren.
Das Mischblut blieb stehen und zog mit der rechten Hand eine Pistole. Im Gegenzug wurden drei Pistolen auf ihn gerichtet und die Degen gezückt. Die Königin und ihre Kammerzofe zuckten zusammen und mussten einen Aufschrei des Entsetzens unterdrücken. Saint-Lucq jedoch verzog keine Miene.
»Ihr werdet mit der Königin nirgends hingehen«, sagte er mit ruhiger Stimme.
»Und du allein willst uns davon
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