Drachenkampf
es La Fargue, sich einen ersten Gegner vom Hals zu schaffen. Daraufhin nutzte er die kurze Atempause, um sich im Licht einer knisternden Lichtrosette, die den Himmel erleuchtete und sich dann in einem bunten Funkenregen verstreute, suchend umzusehen.
Nachdem er, ohne zu zaudern, wenn auch bis zur Erschöpfung, einen der drei Söldner, die sich gleich zu Anfang auf ihn gestürzt hatten, erledigt hatte, kämpfte Saint-Lucq nun mit dem Degen gegen die beiden anderen, wobei er zur Abwehr mit der linken Hand seine Pistole am Lauf schwang. Doch er schien nicht in Bedrängnis, anders als Laincourt, den bereits eine Kugel in die Schulter getroffen hatte und der sich, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, verteidigte, so gut er eben konnte. Zum Glück kam ihm Marciac zu Hilfe und kämpfte trotz einer Handverletzung mit Degen und Dolch gegen drei. Der Alchemist war verschwunden. Aber die Königin?
La Fargue erblickte sie.
Savelda zerrte sie zu dem kleinen Holzsteg, der über den Schlossgraben führte. Wollte sich der Handlanger der Schwarzen Kralle etwa durch den Garten zurück ins Schloss flüchten? Das wäre so, als werfe er sich in die Höhle des Löwen, aber es blieb keine Zeit, sich lange Gedanken darüber zu machen.
»Die Königin!«, rief La Fargue, bevor einer der übrigen Söldner ihn in ein weiteres Duell zwang. »Savelda hat die Königin!«
Ein bisschen tiefer im Obstgarten hörte Saint-Lucq den Ruf seines Hauptmanns über das laute Knallen des Feuerwerks hinweg. Aber er vernahm auch den Befehl, sich zu ergeben. Soeben hatte er den zweiten seiner Gegner außer Gefecht gesetzt, und während er ihm die Spitze seines edlen Rapiers noch an die Kehle drückte, warf er einen schnellen Blick über die Schulter. Ein paar Musketiere hatten auf ihn angelegt …
Alarmiert durch die Schüsse waren die Musketiere des Königs, die in der Umgebung patrouillierten, in den Obstgarten geeilt.
»Im Namen des Königs, stellt den Kampf ein!«
La Fargue, der seinen Degen gerade bis zum Anschlag in den Bauch eines Söldners gebohrt hatte, erstarrte. Seinem Gegner, der sich noch mit glasigen Augen an ihn klammerte, trat schmutzigroter Schaum aus dem Mundwinkel. Mit einem Ruck zog La Fargue seine Klinge heraus, und sein Gegner sank zu Boden. Der Hauptmann sah sich um.
Die Musketiere umstellten bereits den Kampfschauplatz, und unter der Führung eines Leutnants zog sich die Schlinge immer weiter zu. Ihre Absicht war offensichtlich, alle aus der Deckung der Bäume zu drängen.
Savelda und die Königin hatten mittlerweile die kleine Holzbrücke erreicht.
»Degen fallen lassen und ergebt Euch!«, befahl der Leutnant aufs Neue.
Der Kampf war unterbrochen, aber man zögerte noch, seinem Befehl Folge zu leisten. Doch die Gefahr, auf der Stelle erschossen zu werden, überwand die letzten Widerstände der Söldner der Schwarzen Kralle.
Laincourt war von seiner Verletzung so geschwächt, dass er sich erleichtert an dem Baumstamm, an dem er schon die ganze Zeit gelehnt hatte, hinunterrutschen ließ … und das Bewusstsein verlor.
Vorsichtig steckten La Fargue und Marciac ihre Degen ein und wichen, die Arme vom Körper gestreckt, langsam vor den Musketieren zurück.
»Wir unterstehen dem Befehl des Kardinals!«, rief der alte Edelmann zwischen zwei zuckenden Feuerwerkskörperexplosionen. »Nicht schießen!«
»Wer seid Ihr?«, fragte der Oberleutnant, der im Hintergrund geblieben war.
»Hauptmann Étienne-Louis La Fargue!«
»Mir unbekannt!«
»Aber Monsieur Tréville kennt mich!«
Etwas lenkte den jungen Offizier ab. »Aber was ist …? Ihr da! Halt! Rührt euch nicht!«
Entsetzt beobachtete La Fague, dass mehrere Musketen, die zuvor auf ihn und Marciac gerichtet waren, nun Savelda und die Königin bedrohten, die bereits an der Brücke waren. Anne hing mehr tot als lebendig im eisernen Griff des ranzkranken Einäugigen.
»Nein!«, schrie der Hauptmann der Klingen. »Ihr riskiert, die Königin zu töten!«
»Ihr solltet besser auf ihn hören!«, rief Savelda, als er rückwärts die paar Stufen zu dem Holzsteg erklomm.
In diesem Moment zuckte der krönende Abschluss des Feuerwerks über den Himmel. Die Luft vibrierte wie unter Kanonenbeschuss bei jeder Rakete, die sich entzündete, und in diesem ohrenbetäubenden Krach konnte keiner sicher sein, dass er gehört wurde.
»Stehen bleiben oder wir schießen!«, befahl der Oberleutnant erneut.
»Das ist die Königin!«, brüllte La Fargue. »Bei allen Heiligen, so hört doch! Das
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