DrachenKind (German Edition)
steuerte seinen Körper so leicht, so sicher, als ob er ihn ständig benutzte. Sein gesamtes Bewusstsein hatte sich verändert, war nicht länger das eines Menschen. Er umklammerte den Ast mit seinem gesamten Körper, zerquetschte ihn fast vor Aufregung und Sorge darüber, gleich damit nach unten zu stürzen, dann wand er sich schnell um den Stamm herum, gerade bevor er abknickte.
Saja war kein ungeduldiges Wesen, aber es dauerte ihr zu lange, dass der Drache endlich mal nach unten kann. Sie vernahm die Anwesenheit einer weiteren Riesenschlange. Wer war das denn? Remm vielleicht? Nein, bestimmt nicht. Aber es konnte sonst niemand anderes sein! Unmöglich. Jack sah seine große Freundin erschrocken an, als die den Namen Remm in Gedanken formte.
„Er doch nicht etwa hier, oder?“
Trotz Sajas verneinender Antwort verstand er sie nicht. Die ganze Zeit über hatten sie sich mit Bildern unterhalten, ohne Gedankliche Worte. Aber jetzt wirkte Saja so konzentriert, dass sie nicht daran dachte. Seath und Mia warfen sich erschrockene Blicke zu, als sie am Baumstamm vor sich weit oben eine riesige, blauschwarze Schlange entdeckten.
Die Hälfte des Weges hinter sich dachte Eric nach. Wen er wohl treffen würde? Schon komisch, dass sich so viele Tiere hatten retten können. Als Jack von zwanzig sprach, hatte er gedacht, dass es vielleicht so viele Großfamilien wären, jede mit ihren Angehörigen, oder vielleicht ein paar Herden. Aber er hatte nicht daran gedacht, dass es so viele Arten in einer Gruppe geben würde. Wie viele waren dann erst beim Herrscher gefangen genommen? Er sah den Waldboden näher kommen und spürte, dass Saja und die Anderen genau dort unten standen. Und Jack hatte gerade furchtbare Angst, wovor auch immer. Eric dachte daran, dass Schlangen nichts hören konnten. Nur in Gedanken, und darum konnte sich auch kein normaler Mensch mit ihnen verständigen. Jedenfalls nicht, indem er ein solches Tier ansprach oder so. Früher hatte er das geglaubt, jetzt wusste er es besser. Allerdings wurde schnell klar dass er die Vibrationen der anderen sehr wohl wahrnehmen konnte. Jacks Herzschlag war überdeutlich von dem der anderen zu unterscheiden. Er sah Saja, wie sie unentschlossen und angriffslustig da unten wartete. Er bemerkte schnell, dass er um Einiges größer war als sie. Das war ihm schon wieder unangenehm. Und ihr auch. Als er ihr das Bild des Blauen Drachen schickte, der sich erst in einen Menschen und dann in diese Schlange verwandelt hatte, wich sie zurück um ihm Platz zu machen und fluchte leise zischelnd. Es behagte ihr gar nicht, immer kleiner zu sein. Unter anderen Umständen war ihr das egal, aber in diesen Zeiten wollte sie lieber sicher gehen. Eric hielt an als er nur wenige Meter über dem Boden war und wickelte sich fast bis zur Hälfte vom Stamm, sodass sein Kopf Jack immer näher kam. Der sah verunsichert aus, aber als er Erics Gedanken und seine ruhige Ausstrahlung bemerkte, entspannte er sich und verdrehte die Augen.
„Ah, du. Ich dachten schon es wären Remm, aber der andere Farben. Schön, dass du es nach unten geschafft, ohne zu springen.“
Eric lachte, aber Jack hörte nur ein drohendes Fauchen und schrak zusammen. Eric entschuldigte sich in Gedanken.
„Du bist das? Na wunderbar, also bist du wirklich ein echter Drache. Sowas. Ich dachte, die wären alle ausgestorben. Und der Auserwählte wäre ein Mensch mit der Seele des Drachen. Aber du…“
Saja sprach ihn geradeheraus an. Eric wunderte sich. Ihre Laute konnte er hören. Oder besser gesagt wahrnehmen. Er antwortete nicht und ließ den Rest seines Körpers wie fließendes Wasser vom Baum gleiten, bis er ganz auf dem Waldboden lag. Dann verwandelte er sich wieder. Der Lichtblitz blendete seine Gefährten für einen Moment, der Hitzestoß wirbelte ein paar Blätter auf. Ging das denn nicht unauffälliger? Saja starrte einen Moment ins Leere, bis sie den Kopf senkte und ihn dort unten stehen sah.
„Ihr könnt absteigen, es ist gleich da hinten. Schwer zu sehen, nicht?“
Sie sahen sich um und bemerkten bei genauerem Hinsehen dass sich dort zwischen den Bäumen so etwas wie ein großes Zelt befand. Es war riesig, schien die Baumkronen zu erreichen und sah aus, als hätte ein kleiner Zoo darin Platz. Saja glitt darauf zu und sie folgten ihr. Aus der Nähe erkannten sie ein geschicktes Geflecht aus langen Bambusrohren, welches mit Getreidehalmen wasserdicht abgedeckt worden war. Aus dem Dach wuchsen kleine Bäume und Sträucher heraus,
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