DrachenKind (German Edition)
Danke…“
„Es ist doch keine Schande zu fühlen, oder? Ich wollte dir mit der kleinen Geschichte nicht sagen, dass du nicht trauern darfst…Ich wollte nur…“
„Ja schon klar, ich habe es verstanden. Danke. Lass uns gehen.“
Beide standen auf und machten sich auf den Weg zum Waldrand, langsam und nachdenklich. Eric hatte ein komisches Gefühl. Er musste immer noch an Jack denken, dachte darüber nach, was ihm alles passiert sein konnte. Er fühlte sich noch immer schlecht. Aber gleichzeitig war da ein Funkeln, eine gewisse Kraft die ihn dazu trieb, all seine Kraft darauf zu verwenden seinen Freund zu finden und den Krieg zu beenden, egal, was er dafür zu geben hatte. Seraf ging neben ihm. Er war ein schönes Tier, genau wie Jack. Er fragte:
„Was denkst du, wie können wir den Herrscher überhaupt angreifen? Sie alle hier haben sich vorbereitet, sind bereit zu kämpfen. Während eurer Abwesenheit ist eine Menge passiert. Dennoch gibt es niemanden, der überhaupt eine Ahnung hat, wie es zu tun ist. Chire meint, man solle auf einen Angriff warten und den dann abwehren.“
Bei der Erwähnung von Chire bekam seine Stimme einen misstrauischen, beinahe drohenden Unterton. Eric erinnerte sich gleich an die Gefühle die er gehabt hatte, als er Chire in der großen Halle getroffen hatte, nachdem Jack verschwunden war. Irgendetwas brachte ihn dazu, ihm nicht zu vertrauen.
„Was denkst du über Chire?“
Seraf verstärkte die Barrikade um seine Gedanken herum, dann meinte er:
„Ich traue ihm nicht. Letztendlich sind wir alle auf die Sinne des Drachen angewiesen, aber ich weiß genau, dass meine ausreichen um das zu erkennen. Ich traue ihm einfach nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich spüre es. Er tut Dinge, die niemand, der auf unserer Seite ist, tun würde. Schon früher einmal hat er sich dicht an die dunklen Künste herangewagt. Hast du dich nicht gefragt, warum er nicht zu den Großmeistern gehört, die das Geheimnis finden können? Er hätte genauso gut mitkommen können, als du es mit den anderen geholt hast.“
Eric schüttelte den Kopf. Das hatte er nicht. Ihm war nichts Besonderes daran aufgefallen, dass nur die anderen vier dabei waren: Doch ein Gedanke ließ ihn stehen bleiben. Chire war kurz vorher einfach gegangen, mit der Entschuldigung, er müsse "nach den Anderen sehen". Aber was gab es zu sehen, wenn diese Anderen meditierten? Ihm wurde immer klarer dass Chire sich wirklich komisch verhielt. Und dann das Gefühl, verfolgt zu werden. Es war immer dann stark, wenn Chire in der Nähe war. Jetzt, wo er gezielt darüber nachdachte, fiel es ihm auf wie der Himmel über ihnen. Er sah Seraf an, der schien seine Gedanken zu erraten.
„Also, du scheinst ihm auch nicht zu trauen. Er ist ein Großmeister, aber er ist es nicht in der Magie. Selbstverständlich ist er mächtig, sehr sogar. Aber er hat gewisse Dinge in den alten Schriften und in der Philosophie missverstanden. Im System dieser Welt basiert das eine auf dem Anderen, du kennst die vier Gesetze und das fünfte, welches eigentlich nur eine Antwort auf alles ist. Er ist der Ansicht, dass ein Gleichgewicht nur durch eine Seite entstehen kann.“
„Wie meinst du das?“
„Er meint, dass es nichts Falsches geben kann, wenn nur eines Existiert. Da hat er nicht Unrecht, aber das bedeutet, es gibt nur ein einziges Individuum. Denn bereits zwischen zweien entstehen wieder verschiedene Auffassungen von richtig und falsch, gut und böse, Recht und Unrecht. Er wurde nie offiziell in den Kreis der Großmeister dieser Dörfer aufgenommen, da er sich nicht damit abfinden konnte, dass nicht einer alleine die Macht besitzen sollte, über andere zu Richten. Er meinte, die Natur habe den Menschen nicht dazu erschaffen, gleichberechtigt zu sein. Er hat wieder Recht, aber das bedeutet nicht, dass es keine Aufteilung der Macht geben kann. Verstehst du?“
„Ja. Ich verstehe. Aber warum hat dann gerade er die Ausbildung der Dorfbewohner übernommen? Warum soll gerade er dafür sorgen, dass wir uns wehren können, gegen etwas, was er eigentlich nicht schlecht findet?“
„Ich weiß es nicht. Scheinbar haben Sajani, Mia und Seath da etwas übersehen.“
Eric überlegte abwesend, versuchte noch immer seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Was sollte das alles? War es ein Spiel? Ein einziger Test? Was war der Sinn all der Geschehen in welche sie hineingerieten?
„Seraf, wie ist es eigentlich mit euch allen? Warum interessiert euch, was die Menschen tun?“
Seraf
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