DrachenKind (German Edition)
Raum ging. Eric und Jack wussten gleich, was es war. Ein Zeitloch. Jack stieß ein entschlossenes Brüllen aus und mit einem langen, kraftvollen Sprung flog er dem Verräter meterweit mit ausgestreckten Pranken in den Rücken und riss ihn von den Füßen. Auf den Aufschrei des Mannes folgte ein greller, blauer Lichtblitz, als er und Jack von der Wucht des Sprunges die letzten Meter direkt in das Zeitloch hinein geschleudert wurden. Der dumpfe Knall hallte durch den gigantischen Raum, dann wurde es unvermittelt still. Eric stand da, gelähmt, unfähig sich zu bewegen. Hinter sich hörte er Seath, die ihnen hinterher kam. Ihr Aufschrei hallte gellend durch die Steinhalle, schlitternd kam sie neben Eric zum Stehen, der die Augen schloss.
Kapitel 48
Um ihn herum verschwamm die Realität wie schmelzende Schokolade, oder besser schmelzender, schwerer Stein. Er erkannte nicht mehr, wo er sich befand, sein Bewusstsein verriegelte sich um die drohenden Qualen auszuschließen. Mit langsamen, schweren Schritten lief er im Kreis, konnte keinen Ausweg aus der Fassungslosigkeit finden, spürte wie seine Gedanken langsam dahinter kamen, dass es zu spät war um irgendetwas zu tun. Jemand neben ihm kniete auf dem kühlen Steinboden und weinte. Er bemerkte es, nahm es aber nicht richtig wahr. Nur ein einziger Gedanke hatte Platz in seinem Unterbewusstsein. Er hatte ihn verloren, er war verschwunden. Er war so gut wie tot. Eine Tür in der Halle krachte gegen die Steinwand als jemand sie brutal aufstieß und herein gelaufen kam. Der Geruch der aufgeregten Gestalt war eindeutig der von Chire, der sich quer durch den monströsen Raum auf Seath zu bewegte. Erics Gedanken wurden immer langsamer. Er lief im Kreis. Er hörte die angespannte Stimme Chires der fragte was geschehen sei. Er machte keine Anstalten darauf zu reagieren. Vor seinen Augen wurde das Bild wieder deutlicher, verschwamm gleich wieder. Die Tränen wirkten wie Brillengläser durch welche man nicht das echte Leben sondern nur die verschwommenen Umrisse der absoluten Grausamkeit sah. Eric blieb abrupt stehen. Es roch nach Angst, von irgendwo her drangen schwarze Gedanken und Freude zu ihm durch, nichts davon passte zu diesen Momenten. Er drehte sich um. Da stand Chire, neben Seath, die schluchzend auf dem Boden hockte. Er sah ihn durchdringend an. Wo kam der so schnell her? Es dauerte nicht lange, da schwand sein Vertrauen. Er ging auf den Mann zu, der einen Schritt zurück wich als er den riesigen, weißen Tiger vor sich sah der einen Ausdruck in den Augen hatte, der alles Andere als Freundlichkeit zeigte. Die scharfen Krallen des Tieres kamen lautlos zum Vorschein. Wie angewurzelt stand Chire da, seine Gedanken waren plötzlich fest verschlossen. Dann drehte sich das Tier weg und ging langsam zum Ausgang der Halle.
Unter seinen Tatzen knackte ein Ast. Er schrak zusammen. Wo war er? Seine Ohren drehten sich, blieben nach hinten gerichtet stehen. Das Dorf. Die Laute der unzähligen Tiere und Menschen, die sich zu Kriegern ausgebildet hatten, wehten zu ihm herüber. Er stand wenige Meter vom Waldrand entfernt im Wald, hatte keine Ahnung, wie er hier her gekommen war. Vor sich sah er den dunklen Wald. Es war kurz nach Mittag doch der Strudel über dem Dorf hatte bereits begonnen, Licht in sich aufzusaugen. Er ging weiter. Sein Bewusstsein kam langsam zurück. Mit einem heftigen, stechenden Schmerz wurde ihm der Grund für seinen einsamen Spaziergang bewusst. Das eine Ereignis brach über ihn herein wie ein weltweites Unwetter über den letzten lebenden Grashalm. Er hatte keine Chance sich dem zu entziehen. Seine Gefühle teilten ihm ohne Ausnahme mit, dass er versagt hatte, ließen ihn wissen, dass er Jack hätte aufhalten müssen. Jack war verschwunden, war direkt in die Welt des Herrschers gelangt, würde gefoltert, würde ermordet werden, würde vielleicht seine Seele an das Imperium der dunklen Magie verlieren, wäre vielleicht bei vollem Bewusstsein dazu verdammt, andere Menschen und Tiere zu töten. Eric kniff die Augen zusammen. Wenn er doch nur vor ihm gewesen wäre, oder wenn er gleichzeitig gesprungen wäre, oder wenn sie beide durch das Zeitloch gelangt wären, oder wenn er den Verräter gelähmt hätte. Oder wenn nur er gesprungen wäre. Er verwandelte sich, kniete mit zugekniffenen, vor Tränen brennenden Augen im weichen Laub des Waldes, bewegte sich nicht. Die Bilder liefen gemächlich und lästernd an ihm vorbei, machten ihm in jeder Sekunde klar dass es
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