DrachenKind (German Edition)
sollte Seraf dann überhaupt noch oben bleiben?
„Ich glaube, das wird nichts. Du könntest nirgends sitzen. Tut mir leid, aber ich bin sicher, dass das nicht funktioniert. Zumindest so lange nicht, wie ich keine feste Gestalt habe.“
„Gut, schade. Ich werde auf dich warten. Flieg doch gleich jetzt, nachts sieht man dich noch weniger. Und bitte, sei vorsichtig.“
Eric kam es komisch vor, dass sie beide sich jetzt so spontan dafür entschieden, einfach mal nachzusehen. Aber erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der Verräter, wer immer es auch war, gute Arbeit geleistet hatte. Niemand wusste, wie sie angreifen sollten. Sie waren wie in einer Falle, aus der der einzige Ausweg das Ende war. Und wenn nicht bald klar würde was sie tun sollten, wäre es zu spät. Eric schloss die Augen und verwandelte sich. Seraf machte erschrocken ein paar Schritte zurück, als er sich, beinahe umgefegt von einer ungestümen Hitzewelle, zwischen den Fängen eines gewaltigen Drachen wiederfand. Als er nach oben blickte, musterten ihn zwei hell glühende, goldgrüne Augen. Oder doch goldrot? Es sah so aus, als würde in ihnen ein Feuer brennen, die Farbe war unbeschreiblich. Er konnte seinen Blick nicht von den schlitzförmigen Pupillen abwenden, die so schwarz waren dass der Kontrast zu der hellen, glühenden Umgebung beinahe unmöglich erschien. Ein lautes und doch leises, zufriedenes Knurren drang freundlich an seine Ohren, er spürte die angenehme Vibration in seinem Bauch. Dann spannte das Tier seine riesigen Flügel und ein Windstoß zwang ihn seine Augen zu schließen. Als er sie wieder öffnete, war er verschwunden. Nur ein kleiner werdender Punkt, der sich auf das Auge des Strudels zu bewegte, der im Laufe des Tages immer größer geworden war, hob sich beinahe schon unsichtbar von den grauschwarzen Wolkenmassen ab. Seraf dachte nach. Dieser Drache war ein gutes Wesen. Vielleicht würden sie gute Freunde? Insgeheim hoffte er das, als er mit langen, langsamen Schritten zurück zum Tempel ging.
Kapitel 49
Die beißende Kälte und der Hohe Druck innerhalb des Zyklons waren noch stärker als Eric sie vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Als er den Mond entdeckte, dachte er fast automatisch wieder an Jack. Wenn er ihn doch nur sehen könnte. Er wünschte sich kaum etwas so sehr wie den Kontakt zu seinem Freund, die Möglichkeit ihm beizustehen. Aber jetzt konnte er nicht mehr als den Anfang tun, damit beginnen, dem Volk eine Möglichkeit zu geben wirklich anzugreifen. Er überlegte was er täte, wenn er tatsächlich herausfände, wo sich das fliegende Land des Herrschers befand. Die Kräfte innerhalb des Wolkenmassives waren unglaublich. Eric waren sie egal, sie störten ihn nicht. Aber wie sollten dann die Anderen da durch kommen? Gar nicht, überlegte er. Vielleicht gab es ja eine andere Möglichkeit. Nach ein paar Minuten hatte er es geschafft, er schwebte über den rotierenden Massen aus eiskaltem Wasserdampf. Er wunderte sich darüber dass es nicht gefror. Einen Moment lang genoss er das Gefühl der Höhe und der grenzenlosen Freiheit. Er dachte an die Flucht und die Reise der Tiere. Und daran, wie Jack ihm leicht überrumpelnd klar gemacht hatte, dass er einer ihrer Spione gewesen war. Wie hatte er eigentlich mit ihnen zusammenarbeiten können? Er war doch nie dort gewesen…Zumindest nie, als Eric ihn kennen gelernt hatte, seitdem waren sie immer zusammen gewesen, hatten sich nie getrennt, gleich nach den ersten paar Wochen waren sie zu den besten Freunden geworden. Unzertrennlich. Und doch hatte er es offensichtlich geschafft, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Eric dachte nach. Der Mond war immer noch voll, rund, makellos. Sein mitreißendes, kaltes Licht beeindruckte ihn. Ob Jack es sehen konnte? Er schloss die Augen. Irgendwie musste er ihn doch erreichen können. Doch nicht jetzt, jetzt würde er sich auf die Suche nach dem fliegenden Land machen. Er öffnete die Augen wieder. So schnell wie er flog hatte er den Strudel beinahe ganz hinter sich gelassen. Und der war gigantisch. Doch seine Vorfreude, das unbekannte Land jenseits des Dorfes von oben zu sehen, wurde von der Anwesenheit eines neuen Strudels, der sich scheinbar direkt hinter dem über dem Dorf befand, in ihre Einzelteile zerlegt. Es wurden mehr. Eric glaubte, dass das Land in der Nähe sein musste. Er konnte es nicht wirklich begründen, doch das Gefühl, bald auf etwas Fremdes zu stoßen, ergriff von ihm Besitz. Der dichte Nebel so nahe über den Wolken störte
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