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DrachenKind (German Edition)

DrachenKind (German Edition)

Titel: DrachenKind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dragons Spirit
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seine Schuld war dass sein bester Freund, der Einzige dem er vertraute, jetzt einen furchtbaren Tod sterben würde oder viel Schlimmeres vor sich hatte. Er hatte doch geschworen, niemals zuzulassen, dass Jack irgendetwas geschehen würde. Niemals hätte er es zugelassen. Er hatte ihn immer beschützt, schon als sie sich kennen gelernt hatten. Sein Hals wurde von der unglaublichen Last der Schuld wie ein Sack zugeschnürt. Und er saß in diesem Sack, niemand würde ihn je dort heraus lassen. Und außerhalb dieses Geflechts aus Verrat, Grausamkeit und versagenden Erics befand sich nichts. Er fiel in endlose Tiefen, wurde bewusstlos.
    Bizarre Muster wölbten sich wie auf eine gespannte Decke gemalt über ihm. Er betrachtete sie eingehend. Diese Leere. Er hatte noch nie etwas Derartiges gefühlt. Nichts war da. Keine Geräusche und keine anderen Laute. Nichts. Keine Gefühle. Gnade. Dieser Zustand war die Rettung seines Geistes, keine Erinnerungen mehr, egal an was. Doch mit einem Rauschen kehrte das unbarmherzige Leben zurück, sein Bewusstsein füllte sich wieder mit allem, was er nie gewollt hatte. Es war wie eine lange Liste mit den Dingen, die er fürchtete. Und am Anfang so wie am Ende standen nur zwei Worte. Jacks Tod. Das Ende der Liste würde vielleicht nicht für immer das Ende bleiben, aber im Moment war es so. Das Feuer in ihm war kleiner geworden. Der Wille zum Leben versickerte im feuchten Waldboden. Seine Sinne waren so scharf wie immer, doch er fand nicht wie sonst etwas Wunderbares an seiner Umwelt. Die Wolken, welche einem eine Lebensaufgabe im Bewundern geben konnten, die saftigen, warmen, leuchtenden Farben der Natur, die Gefühle des Windes, des Feuers, der Erde, des fließenden Wassers. All das war ihm in dem Moment nicht bewusst und völlig egal. Jack war nicht bei ihm. Und er würde nicht voller Vorfreude irgendwo auf ihn warten.
    Seine Kräfte wurden schwächer. Er bemerkte es so deutlich als würde er auf die fallende Anzeige eines Wasserstandmessers blicken. Und das Wasser lief einfach davon, unaufhaltsam, es verschwand in der Erde, zwischen Milliarden kleiner Dinge, Sandkörner, Bakterien. Und niemand würde es an dieser Stelle wiederbekommen. Neben ihm war jemand. Er richtete sich auf und sah sich um. Die Dämmerung machte alle drückenden Gefühle nur noch schlimmer. Ein Paar Augen sahen ihn an. Eric erkannte die Kraft und die Gedanken. Seraf. Er saß einfach da und sah ihn an.
„Du hast lange hier gelegen, junger Drache. Wie geht es dir?“
Eric antwortete nicht. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Jack. Wo war er jetzt und was passierte mit ihm?
„Wie fühlst du dich?“
Eric fror. Der Pelz eines Tigers wäre ideal. Er schloss die Augen und brauchte fast mehrere Minuten um die Konzentration für eine Verwandlung aufzubringen. Dann setzte er sich vor Seraf hin. Seine Gedanken kreisten weiter.
„Ich werde dir eine Geschichte erzählen. Vor etwas mehr als sechs Jahren wurde ein sibirischer Tiger geboren. Mitten im Winter, mehr als ungewöhnlich. Seine Eltern waren beide die fürsorglichsten und stärksten Ihrer Art in dem Gebiet. Tiger sind Einzelgänger, nur diese kleine Familie blieb lange zusammen. Eines Tages wurde das Tigermännchen von einer Gruppe ermordet, welche nie jemand vorher gesehen hatte, niemand kannte sie. Sie wollten nicht mehr als einen toten Tiger, sie wollten nur seine Seele. Aber das wusste das Tigerbaby damals nicht. Es sah nur seinen toten Vater, erkannte weder einen Sinn noch einen Zusammenhang. Das Einzige, was es erkannte, war die Grausamkeit die darin steckte und die Trauer. Es dauerte nicht mehr als ein halbes Jahr, da geschah etwas. Dieselbe Gruppe fand die ausgesuchte Höhle der Tigermutter. Sie versteckte ihr Junges außerhalb in einem verlassenen Bau. Aber trotzdem konnte es sehen und hören, wie die Gruppe seine Mutter folterte und am Ende tötete. Sie schaffte es ihre Seele zu verbergen, sie nicht zu verlieren. Von dem Moment an gab es weder eine Chance für den kleinen Tiger zu überleben noch einen Sinn. Er blieb in dem Bau, bis sie alle verschwunden waren, dann lief er zu dem Körper seiner Mutter und wärmte sich daran. Er verstand nicht, dass sie nicht mehr lebte, er war zu klein um das zu begreifen. Wie damals beim Vater. Erst am nächsten Morgen, als ihm klar wurde dass die Mutter nicht mehr warm war, dass sie ihn nicht mehr vor dem Wind schützte, dass sie nicht mehr für ihn jagen ging, erkannte er, dass sie tot war. Er blieb tagelang dort

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