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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die Wangen mit einer Paste gegen Son-nenbrand behandelte.
    Aus der Nähe sah er, dass wieder Farbe in ihre blassen Wangen zurückgekehrt war, obwohl sie immer
    noch so heftig hustete, dass er um ihre Stimmbänder fürchtete. Doch allmählich verlor sich der angespannte Zug um ihren Mund und ihre Augen.
    »Geht es dir gut, Merelan?« fragte er, sie bei den Armen haltend.
    »Natürlich geht es mir gut. Mein Kindheitstraum
    wird wahr. Ich hatte mir schon immer gewünscht, mit einer Handelskarawane mitzureisen.«
    Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das Grübchen in ihre Wangen zauberte, und auf einmal war sie wieder seine Merelan, wie er sie aus der Zeit vor ihrer Schwangerschaft kannte. Er schloss sie in die Arme und drückte sie fest an sich; als er ihre Zerbrechlich-keit spürte, erinnerte er sich daran, wie rücksichtsvoll er mit ihr umgehen musste. Gewisse Dinge durften einfach nicht sein, und entschlossen schob er sie von sich fort. Aber sie klammerte sich an ihn.
    »Ich bin mir sicher, dass es keine Konsequenzen
    hat«, flüsterte sie. Er umarmte sie mit einer Leidenschaft, die sich in ihm angestaut hatte und nun endlich zum Ausdruck gebracht werden durfte. Nicht einmal das Baby konnte sie stören, denn Robie schlief in einer Wiege in Dalmas Wagen.
    Er liebte Merelan voller Inbrunst und Begierde, und sie erwiderte seine Liebkosungen mit der gleichen un-gehemmten Lust.
    25
    Die Reise nach Süden war in der Tat eine ausgezeichnete Idee gewesen.
*
    Zu irgendeinem Zeitpunkt während des gemächlichen, drei Wochen dauernden Trecks zur südlichsten Spitze von Süd-Boll vergegenwärtigte sich Petiron, dass er emotional und physisch beinahe genauso erschöpft war wie Merelan. In der Harfnerhalle wurde er tagtäglich mit Musik, Musikern und Instrumenten konfrontiert, bis seine Gedanken nur noch um Gesang, Stimmen und Kompositionen kreisten.
    Auf der Straße hingegen brauchte er sich nicht an der latenten Konkurrenz zu beteiligen, die mittlerweile in der Harfnergilde um sich griff und ihn dazu zwang, immer komplexere und grandiosere Werke zu komponieren. Zum ersten Mal seit er seine Lehre in der Harfnerhalle antrat, fand er die Gelegenheit und die Muße, sowohl die Fülle als auch die Schlichtheit des ihn umgebenden Lebens wahrzunehmen.
    Er stammte aus Burg Telgar, eine der größten Festungen, und deshalb hatte er nie die Dinge des alltäglichen Bedarfs entbehrt. Das Leben in der Harfnerhalle stellte eine Fortsetzung dieser günstigen Umstände dar. Er hielt so vieles für selbstverständlich, dass er regelrecht geschockt war, als ihm plötzlich nicht mehr ausreichend gegerbte Häute zur Verfügung standen, auf denen er seine musikalischen Kompositionen mit einer großen, verschwenderischen Notenschrift festhielt. Nun lernte er, sparsam mit dem Material umzugehen, indem er enger schrieb und kleinere Zeichen benutzte.
    Die Verpflegung war ein weiteres Thema, über das er sich noch nie Gedanken gemacht hatte. Er aß, was er vorgesetzt bekam, ohne zu wissen, wer die Nah-26
    rungsmittel beschaffte oder zubereitete. Während der Reise brachten ihm die Männer der Karawane bei, wie man jagte und fischte, derweil die Frauen Feuerholz und Nüsse sammelten, und, je weiter man in wärmere Gefilde vordrang, auch Obst und Beeren pflückten.
    Mittlerweile konnte Petiron den ganzen Tag lang zu Fuß marschieren. Auch Merelan erholte sich, nahm an Gewicht zu und ließ sich vom Wind und der Sonne
    bräunen. Zusammen mit Dalma und anderen jungen
    Müttern wanderte sie täglich einen Teil der Strecke neben den Wagen einher, ein gemächliches Tempo ein-schlagend, damit die Kinder mit ihnen Schritt halten konnten.
    Ihr Husten heilte aus, und sie war wieder ganz die strahlende Schönheit, die vor fünf Planetenumdrehungen Petiron in ihren Bann gezogen hatte. Ihm selbst dämmerte, wie eingeengt er in der Harfnerhalle lebte, so beschäftigt mit Komponieren und Proben, dass er gar nicht mehr wusste, wie ein normales Leben aussah.
    Drei Tage lang kampierte der Treck an einer der Kurier-Stationen. Wie üblich, schickte der Stationsmeister seine Eilmelder in alle Richtungen, um die Bewohner der entlegeneren Siedlungen von der Ankunft der Handelskarawane zu unterrichten.
    »Ein paar dieser Menschen sind sehr scheu«, eröffnete der Stationsmeister seinen Gästen. »Mitunter regelrecht … na ja, sonderbar.«
    »Weil sie so abgeschieden in den Bergen wohnen?«
    fragte Merelan.
    Sev kratzte sich am Kopf. »Sie sind etwas einfältig, könnte man

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