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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Harfnersiegel versehen.«
    Jählings stand Merelan auf, murmelte, sie müsse
    ganz eilig zu Lorra, und verließ das Zimmer. Wäre sie noch einen Augenblick länger geblieben, hätte sie sich in Tränen aufgelöst oder ihrem gefühllosen Ehemann etwas an den Kopf geworfen.
    Hastig warf sie sich eine Jacke über die Schultern, dann hetzte sie, ohne eine Pause einzulegen, die Treppen hinunter. Als sie hinaustrat in die abendliche Kühle, wusste sie, dass sie ihrem Mann gegenüber nie wieder Robies Musikalität erwähnen würde. Ein so talentiertes Kind hatte Petiron gar nicht verdient.
    *
    »Robinton ist den anderen Kindern weit voraus«, er-klärte Kubisa Merelan anlässlich der alljährlichen Ein-stufung, die im Frühling stattfand. »Er brütet über jeden Bericht, den Ogolly ihm zum Lesen gibt. Ogolly lässt ihn sogar einige der einfacheren Dokumente über den letzten Fädenfall kopieren. Aber man sollte Robie nicht von seinen Altersgenossen absondern. Er braucht ihre Gesellschaft und muss mit Gleichaltrigen spielen können. Und eines muss man ihm lassen – er lässt sich keine Frechheiten gefallen.«
    »Aber das ist doch kein echtes Problem, oder?«
    Merelan wusste, dass die Kinder und Lehrlinge oftmals auf einem jungen Burschen herumhackten, der sich in den Vordergrund drängen wollte, und gelegentlich neckten sie einen Jungen, der schwer von Begriff war. Doch die Lehrer ließen keinerlei Schikanen durchgehen und bestraften jeden, der sich gewalttätig aufführte oder mit Worten zu verletzen suchte.
    Lehrlinge in ihrem letzten Ausbildungsjahr neig—
    ten hin und wieder zu ernsthaften Streitereien, doch 97
    diese wurden im Allgemeinen durch einen offiziellen, von einem Gesellen beaufsichtigten Ringkampf beigelegt. Der Beruf des Harfners war hoch angesehen und brachte viele Privilegien mit sich, sodass nur wenige Lehrlinge das Risiko eingingen, wegen gro-ben Fehlverhaltens nicht in den Gesellenstand aufsteigen zu dürfen. Doch im vierten Lehrjahr kam es unweigerlich immer wieder zu Eifersüchteleien und Rivalitäten.
    »Ich will ganz ehrlich sein, Merelan. Manche Kinder sind neidisch auf Robies schnelle Auffassungsgabe.«
    »Nun ja, dafür kann ich ihn ja nicht bestrafen«, versetzte Merelan hitzig.
    Kubisa hob beschwichtigend beide Hände. »Schon
    gut, Mutter, und ich nenne bewusst keine Namen«, fügte sie rasch hinzu, ehe Merelan eine Frage stellen konnte. »Das ist mein Problem, und damit werde ich fertig. Ich frage Rob, ob er ein paar Schülern, die schwer lernen, Nachhilfeunterricht gibt. Der Junge hat sehr viel Geduld, mehr als ich, wenn ich nur an diesen kleinen Lümmel Lexey denke.«
    »Lexey? Boslers Jüngster?«
    »Lexey kommt in der Schule nicht so recht mit,
    aber Rob hat mit ihm so lange geübt, bis er die Lektionen auswendig kannte.« Kubisa stieß einen Seufzer aus. »Die Kinder von Müttern, die bei der Geburt schon etwas älter sind, bleiben nicht selten in ihrer Entwicklung zurück. Und Rob hat ein Lied komponiert, das Lexey hilft, sich die Namen der Burgen zu merken.« Aus einer Mappe zog sie ein Stück Leder, das schon so oft saubergeschabt worden war, dass es beinahe durchsichtig wirkte. Sie reichte es Merelan.
    »Robie ist ein sehr fürsorgliches Kind und der geborene Lehrer.«
    Die Meistersängerin erkannte sofort die Handschrift ihres Sohnes. Leise summte sie die Melodie, eine 98
    schlichte Weise in C-Dur, eingängig und leicht nachzu-singen.
    Zuerst kam Fort,
    danach Süd-Boll.
    Ruatha folgte,
    und Tillek gleich darauf.
    Sodann gab's Benden,
    und später Nord-Telgar …
    Der Rhythmus unterstützte hervorragend den Text, den es sich zu merken galt.
    »Nicht schlecht«, meinte Merelan.
    »Nicht schlecht?« Kubisa funkelte sie empört an.
    »Für ein Kind, das erst fünf Planetenumläufe alt ist?
    Es ist brillant. Washell möchte, dass ich das Lied im Unterricht als Lehrballade einsetze.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Aber Petiron werden wir nichts verraten«, betonte Kubisa beinahe trotzig. »Ich fordere Rob nie auf, irgendwelche Lieder zu schreiben. Er macht es von sich aus. Soll ich es ihm etwa verbieten, Merelan?«
    »Nein, natürlich nicht, Kubisa. Ich danke dir für dein Verständnis.«
    Das Gespräch beunruhigte Merelan eine Zeit lang, aber sie bekam keine Gelegenheit, Petiron von den Fort-schritten seines Sohnes zu berichten. Wie immer, konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Dieses Mal schrieb er Kompositionen für eine Vermählung in Nerat.
    Er komponierte ein Duett für Merelan

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