Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)
der Stumpf des Turmes für das Funkleitfeuer. Erneut krampfte sich etwas in Flakke 2usammen. Irgendwo dort liegt unter einem einfachen Felsblock mit eingekratzten Schriftzeichen auch Irina Skamander…
Flakkes Gedanken irren ab.
Wollte er in Hendrikje das sehen, was ihm Irina bedeutete? Unsinn, weist er sich zurecht. Irina hatte einen Mann, ein Kind. Sie hat mich überhaupt nicht wahrgenommen, was also hätte diese Frau einem pickligen Kadetten bedeuten können? Doch nicht viel mehr als ein Bild, eine Vision, ein Traum. Im Moment ist der Friedhof genau unter uns, denkt Flakke. Sei gegrüßt, Irina, ich wache über das Wohl deines Sohnes, du kannst dich auf mich verlassen.
“Jetzt nimmt der Intensitätsanstieg allmählich ab, Flakke!” ruft Quadrangel.
Skamander läuft Speichel aus dem halbgeöffneten Mund. Der Atem des Elloraners geht stoßweise.
Flakke schüttelt sich unwillkürlich, als er sich bewußtmacht, was die zuckenden Linien auf dem Encephalovisor bedeuten: Die bewußtlosen Männer kriechen durch eine schleimige, von gespenstischem Klagen erfüllte Fieberhölle…
“Jetzt! Das muß das Maximum sein!” Quadrangels heiserer Schrei bringt Flakke wieder zu sich.
Der Kosmander fixiert scharf die verwüstete Gegend, über die die helleuchtende Markierung zieht. “Da sind die Kryokavernen”, flüstert er, “dort lagerten die Vorräte…, und gleich daneben befand sich die Stationsklinik… Skamanders Vater lag dort zum Zeitpunkt der Katastrophe in einem Substitutionsbett, er brauchte Hauttransplantat…”
“Vielleicht hängt das damit zusammen?” wirft Goff ein. “Ein Initial-kurzschluß: Jedesmal, wenn die Unglücksstätte passiert wird, spielen sich in Skamanders Unterbewußtsein Dinge ab, die mit dem Schock zu tun haben, den er damals erlitten hat. So etwas kann wie eine Autohypnose wirken.”
“Und was hat Ellis damit zu tun?” fragt Quadrangel erstaunt. Goff überlegt. Er schließt die mandelförmigen Augen und wirkt für Sekunden wie abwesend. “Sie wissen doch sicher einiges über die mentalen Fähigkeiten der Elloraner, Doktor”, erwidert er dann langsam, “könnte das nicht irgend so eine Art mentaler Resonanz sein?”
Die Linien in Quadrangels Gesicht geraten in Bewegung – auch der Arzt denkt angestrengt nach. Da sagt er entschieden: “Nein. Das klingt zwar einleuchtend, aber vergessen Sie nicht, daß die Halluzinationen bei Ellis bedeutend früher auftraten.”
“Das wußte ich nicht. Schade…” Goff ist sichtlich enttäuscht.
“Die Intensität nimmt weiter ab”, wirft der Arzt ein.
“Also die Kryokavernen”, stellt Flakke nüchtern fest. “Aber was hilft uns das nun?”
“Wenn die Computeranalyse den Sachverhalt bestätigt, hilft es uns sehr viel”, antwortet Quadrangel, “wir wissen dann, wo sich die Geister aufhalten…”
“Geister?” Goff lacht trocken auf. “Wie kommen Sie denn darauf, Doktor?”
Quadrangel wirft ihm einen bösen Blick zu.
“Schließlich ist es egal, wie wir es nennen”, versuchte Flakke einzulenken.
“Das ist nicht egal!” fällt ihm Quadrangel ins Wort. “Das Experiment weist einen deutlichen Zusammenhang nach. Dort unten ist etwas, was auf Skamanders und Ellis' Bewußtsein einwirkt, und wir haben diese…, diese Individuen gesehen. Ich stelle mir so jedenfalls Geister vor!”
“Was? Sie haben sie gesehen?” fragt Goff verblüfft. Davon hatten ihm weder Marigg noch Skamander etwas erzählt, sie hatten ihm nur ihre eigenen Empfindungen beschrieben.
Quadrangel lächelt hinterhältig. “Wollen Sie sie sehen?”
“Aber natürlich!” stößt Goff hervor.
Im selben Moment erlischt das Licht, und die auf und nieder peitschenden Kurven auf dem Bildschirm des Geräts verblassen.
“Sehen Sie auf den Encephalovisor”, hört er den Arzt sagen, “genießen Sie die Alpträume, aber setzen Sie sich besser dabei!”
Dunkles Nebelwogen flimmert auf der Bildfläche. Ein seltsam schneidender Ton dringt aus diesen Schwaden, steigert sich zu einem schrillen Kreischen. Goff spürt, wie sich auf seinem Rücken eine Gänsehaut bildet. Teufel noch mal, denkt er, der Arzt hat recht: Das ist wirklich gespenstisch.
Aus dem wallenden Nebel schält sich eine Kontur heraus, etwas Klumpiges, Unförmiges. Dieses Gebilde windet sich wie ein lebendiger Organismus, zuckt, pulsiert. Da!
Goff prallt zurück. Eine sechsfingrige Hand stößt aus diesem beuligen Klumpen, klein, geradezu winzig im Verhältnis zu dem massigen Gebilde. Aber Goff hat
Weitere Kostenlose Bücher