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Drachenläufer

Drachenläufer

Titel: Drachenläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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einem rundlichen Gesicht und kleinen ebenmäßigen Zähnen, sprach mit einem leichten osteuropäischen Akzent. Er hatte eine Leidenschaft für Eisenbahnen - seine Praxis war voll gestopft mit Büchern über die Geschichte der Eisenbahn, mit Modelllokomotiven, Gemälden von Zügen, die auf Gleisen zwischen grünen Hügeln und über Brücken dahinrollten. Auf einem Schild über seinem Schreibtisch stand: »Das Leben ist ein Zug. Steigen Sie ein.«
    Er entwarf einen Plan für uns. Ich kam als Erster an die Reihe. »Männer sind nicht kompliziert«, sagte er und trommelte mit den Fingern auf seinen Mahagoni-Schreibtisch. »Die Genitalien eines Mannes sind wie sein Verstand: simpel, sehr wenige Überraschungen. Aber die Damen sind da schon anders ... nun, der liebe Gott hat sich eben Gedanken gemacht, als er Sie und Ihre Geschlechtsgenossinnen erschuf.« Ich fragte mich, ob er diese Bemerkungen wohl bei allen Paaren anbrachte, die zu ihm kamen.
    »Da sind wir ja richtige Glückspilze«, sagte Soraya.
    Dr. Rosen lachte. Es klang beinahe echt. Aber nur beinahe. Er gab mir einen Laborzettel und ein Plastikgefäß und Soraya eine Überweisung für eine Reihe von Blutuntersuchungen.
    Wir schüttelten einander die Hände. »Willkommen an Bord«, sagte er, als er uns hinausbegleitete.
    Ich schnitt glänzend ab.
    Und bei Soraya jagte in den nächsten Monaten ein Test den anderen: Basal-Körpertemperatur-Messungen, Bluttests für jedes nur erdenkliche Hormon, Urintests, ein so genannter Gebärmutterhalsabstrich, Ultraschall, noch mehr Bluttests und noch mehr Urintests. Soraya unterzog sich einem Verfahren, das sich Hysteroskopie nannte, dabei sah sich Dr. Rosen mit einem Hysteroskop in ihrer Gebärmutter um. Er fand nichts. »Alles an Ort und Stelle«, verkündete er und zog sich mit einem schnappenden Geräusch die Latexhandschuhe von den Händen. Als die Tests vorüber waren, eröffnete er uns, dass er keine Erklärung dafür hatte, warum wir keine Kinder bekommen konnten. Offenbar war das gar nicht so ungewöhnlich.
    Dann folgte die Behandlungsphase. Wir versuchten es mit einem Medikament und einer Reihe von Spritzen, die sich Soraya selbst gab. Als das fehlschlug, riet uns Dr. Rosen zur künstlichen Befruchtung. Wir erhielten ein höfliches Schreiben unserer Krankenkasse, in dem man uns viel Glück wünschte, es aber bedauerte, dass man für diese Kosten nicht aufkommen könne.
    Wir benutzten den Vorschuss für meinen Roman, um dafür zu bezahlen. Die künstliche Befruchtung erwies sich als eine langwierige, umständliche, frustrierende und letztendlich erfolglose Angelegenheit. Nach monatelangem Herumsitzen in Wartezimmern und der Lektüre von Zeitschriften wie Good Housekeeping und Readers Digest, nach endlosen kalten und sterilen Untersuchungsräumen, die nur von Neonlampen beleuchtet waren, der wiederholten Demütigung, jedes Detail unseres Liebeslebens mit einem völlig Fremden diskutieren zu müssen, Unmengen von Spritzen und Sonden und Probeentnahmen, kehrten wir wieder zu Dr. Rosen und seinen Eisenbahnen zurück.
    Er saß uns gegenüber, trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch und benutzte zum ersten Mal das Wort »Adoption«. Soraya weinte auf dem ganzen Nachhauseweg.
    Soraya eröffnete ihren Eltern die Neuigkeit an dem Wochenende nach unserem letzten Besuch bei Dr. Rosen. Wir saßen auf Klappstühlen im Garten der Taheris, grillten Forellen und tranken Joghurt-dog/j. Es war ein früher Märzabend im Jahr 1991. Khala Jamila hatte ihre Rosen und ihre frisch gepflanzte Heckenkirsche gegossen, und der Duft vermischte sich mit dem Geruch der gar werdenden Fische. Schon zweimal hatte sie sich aus ihrem Stuhl vorgebeugt, um Soraya über das Haar zu streichen und zu sagen: »Gott weiß, was das Beste für uns ist, bachem. Vielleicht sollte es einfach nicht sein.«
    Soraya blickte immer wieder auf ihre Hände hinunter. Ich wusste, dass sie müde war, dieser ganzen Dinge müde. »Der Arzt hat gesagt, wir sollten über eine Adoption nachdenken«, murmelte sie.
    General Taheris Kopf zuckte hoch. Er schloss den Deckel des Grills. »Hat er das?«
    »Er sagte, es sei eine Möglichkeit«, erwiderte Soraya.
    Wir hatten uns schon zu Hause über eine Adoption unterhalten. Soraya wurde von widersprüchlichen Gefühlen geplagt. »Ich weiß, dass es albern ist und vielleicht auch eitel«, kam sie im Auto, auf dem Weg zum Haus ihrer Eltern, noch einmal darauf zu sprechen. »Aber ich kann einfach nicht anders. Ich habe immer davon

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