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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Zwerg einmal fest und warnend in die Schulter. »Und jetzt
versuch wenigstens, freundlich zu Tolpan zu sein. Er scheint
wirklich ein netter, kleiner Kerl zu sein«
Flint schnaubte nur als Antwort. Seine schweren Stiefel
trabten laut über die Holzstege.
Dann kamen sie auf der Veranda vor der Tür zum Wirtshaus
an. Von innen schienen helle Lichter warm durch die bunten
Glasfenster. Gelächter und Gesang drangen als
Willkommensgruß für die neuen Gäste aus der Schenke. Tanis
schloß die Augen, machte die Tür auf und holte tief Luft, als er
den Raum betrat.
Die Düfte im Wirtshaus fand Tanis unwiderstehlich. In der
Luft mischten sich Pfeifen- und Kaminfeuerrauch mit dem
Geruch nach Otiks Würzkartoffeln, brutzelnden Würstchen,
Brathähnchen und frischem Brot aus der Küche und dem
allgegenwärtigen Frühlingsduft des mächtigen
Vallenholzbaumes, dessen Stamm durch die Mitte des
Schankraums wuchs.
Als Tanis die Augen wieder aufmachte, verschlug es ihm die
Freude an den Wohlgerüchen. Die Gäste des Wirtshauses
waren oft ausgelassen. Heute abend aber standen und saßen
mehrere Dutzend Stammgäste überall herum, klatschten und
schlugen ihre Krüge im Takt zu einem peinlich unflätigen Lied.
Und ausgerechnet der, den sie hier treffen wollten, stand im
Mittelpunkt des Ganzen, sprang von Tisch zu Tisch und
kletterte sogar auf den Schultern seines Publikums herum: der
unverwüstliche Kender persönlich, Tolpan Barfuß.
Flints Ellenbogen fuhr Tanis in die Rippen, wodurch die Luft
herausströmen konnte, die Tanis angehalten hatte. Tanis warf
Flint einen Blick zu, konnte jedoch als Antwort auf die finstere
Miene des Zwergs nur mit den Schultern zucken. Mit geübter
Geduld begann Tanis, sich einen Weg durch die laute,
stampfende Menge zu bahnen.
Kurz bevor die beiden einen leeren Tisch an der hintersten
Wand des Raums erreicht hatten, war das Lied zu Ende.
Scheinbar aus dem Nichts stürzte ein Körper auf Tanis zu, der
instinktiv die Arme ausstreckte, um ihn aufzufangen.
Tolpan lächelte seinen neuen Freund an. »Hallo, Tanis,
schön, daß ihr’s geschafft habt!« Er krabbelte dem Halbelfen
vom Schoß, zog seine Jacke wieder zurecht und setzte sich auf
einen Stuhl. »Was für Leute!« Er nahm einen Schluck aus
einem halbleeren Krug Bier, den die letzten Gäste
stehengelassen hatten. Schaum bedeckte seine Oberlippe wie
ein goldener Schnurrbart. »Das ist eine tolle Stadt. Ich sehe
schon, warum ihr hier lebt.« Zufrieden lehnte er sich zurück.
»Habt ihr das Lied gehört?« fragte er, als er sich wieder nach
vorne beugte. »Wäre fast die Nationalhymne der Kender
geworden, aber es ist nicht leicht, es richtig zu singen mit den
vier Oktaven drin und so. Trotzdem waren auch schlechte
Vorträge in den Wirtshäusern von Kenderheim wirklich
beliebt. Jedenfalls waren sie das, als ich zuletzt zu Hause war.«
»Wann war das?« fragte Tanis automatisch. Er zog den
zurückhaltenden, finster dreinschauenden Zwerg neben sich
auf die Bank.
Mit einem langen Leidensseufzer hielt Flint dem
Schankmädchen drei Finger entgegen und machte es sich dann
für den Abend bequem. Das blonde Mädchen kam schnell
herüber und schleppte drei große, überlaufende Krüge heran.
»Danke!« Tolpan kippte den Inhalt des halbvollen Krugs
herunter, den er gefunden hatte, um ihn dann gegen einen der
vollen in den Armen des Mädchens auszutauschen.
»So, was hast du noch gefragt? Ach, ja, Kenderheim«,
erinnerte sich Tolpan. Er kratzte sich am Kopf. »Welches Jahr
haben wir gerade?«
»Jahr?« fragte Tanis ungläubig. »Bist du schon so lange
unterwegs?«
»Ich habe eigentlich kaum darüber nachgedacht«, sagte der
Kender, der das Gesicht vor lauter Konzentration in tiefe Falten
legte. »Mal sehen. Ich bin gleich nach meinem sechzehnten
Tag des Lebensgeschenks aufgebrochen, und der war am
zweiten Tag des Segensmonats im Jahr 341. Ich weiß, daß ich
danach zweimal Geburtstag hatte – einen habe ich mit ein paar
sehr ekligen Zauberern verbracht, die diesen richtig schönen
Teleportationsring von mir haben wollten, und den anderen mit
ein paar sehr netten Damen in einem hübschen Bordell in
Khuri-Khan – oder war es Valkinord? Die bring ich immer
durcheinander. Wart ihr da schon mal?«
Er bemerkte nicht, daß Flint errötete und Tanis lachte; er
redete einfach weiter. »Ich glaube, das heißt, daß ich jetzt
schon seit zweieinhalb Jahren auf Wanderlust bin. Hmm«,
murmelte er, »mir war gar nicht klar, daß es schon so lange
ist…«
»Bei den

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