Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
Kopf?« fauchte Flint den
Kender an, nachdem er endlich mit dem Rücken zur Wand auf
den Beinen stand. »Ihr habt es alle gesehen«, sagte er zu der
gaffenden Menge, »er ist total verrückt!« Anklagend zeigte er
auf den Halbelfen. »Das ist deine Schuld, Tanis. Du hättest
mich heute morgen nicht aufhalten sollen, als ich ihn verhaften
lassen wollte. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.«
Tolpan drehte sein Handgelenk aus Tanis’ Griff. »Meine
Güte«, murmelte er betreten, »das war doch nur ein Scherz. Es
ist ein blöder, alter Trickzauberstab. Der kann gar nichts
zaubern außer Funken.«
»Wie soll jemand mit gesundem Hirn das ahnen?« schimpfte
Flint. Beschämt wischte er sich das Bier ab und setzte sich
wieder auf die Bank, wobei er die ganze Zeit über »verrückte
Kender« vor sich hin grummelte. Die übrigen Gäste im
Wirtshaus kümmerten sich nach und nach wieder um ihre
eigenen Angelegenheiten. Das Mädchen kam vorbei und stellte
einen Zinnteller mit brutzelnden Würsten auf den Tisch neben
Tolpans Sammelsurium von Kostbarkeiten. Flint schnappte
sich eine Wurst und biß wütend davon ab, ohne darauf zu
achten, daß er sich den Mund verbrannte.
Tolpan suchte in Tanis’ Gesicht nach Beistand, fand jedoch
nur vorwurfsvolle Strenge. »War doch nur ein Scherz«,
murmelte er nochmals. Er stocherte in einer Wurst herum. »Ich
weiß sowieso nicht, wie der Stab überhaupt in meine Tasche
gekommen ist. Dieser angeberische Zauberer muß ihn
irgendwie da reingesteckt haben, als ich nicht hingeguckt
habe.«
Flint und Tanis wechselten wissende Blicke.
»Deine Karten?« erinnerte Tanis.
Tolpan schoß von seinem Stuhl hoch und schob den
Wurstteller zur Seite. »Richtig.« Seine geschickten Finger
sausten durch die vielen Unterlagen, sortierten, untersuchten
und verwarfen. Er wählte einen Bogen Pergament und schob
ihn Tanis unter die Nase. »Hier ist die Bucht von Balifor. Das
ist nah bei Kenderheim, wo ich herkomme. Da bin ich am
Anfang meiner Reise langgekommen.«
Dann faltete er eine andere, diesmal viel größere Karte auf.
»Und das sind die Fröhlichen Lande. Das ist auch in der Nähe
meiner Heimat. Seht, da im Norden ist das Höhlenland und die
Trübsinnsküste, die nicht lustiger ist, als sie sich anhört, und
diese Bucht hier ist der Rachen, und da ist der Schlängelfluß
und dazwischen der Wildschlängler. Diese Karte habe ich
selbst gemacht.«
»Das ist sehr schön, Tolpan, aber wir interessieren uns für
Gegenden, die etwas näher bei Solace liegen«, sagte Tanis.
»Ja, natürlich«, stimmte der Kender zu, »ich habe Karten
von jedem Ort, wo ich schon war, und hier war ich auf jeden
Fall.« Er stöberte weiter durch seine Sammlung, sah jede
einzelne Karte an und faltete gelegentlich eine auf, um sie
genauer zu betrachten. »Hier ist die… nein, das bringt nichts.
Hier ist eine versteckte Höhle bei Bloten – nein, das ist weit
jenseits des Neumeers. Was ist das? Die Schallmeerinsel – wir
kommen schon näher. Und das ist doch eine Karte von Ergod.
Wie kommt denn die hierher? Die gehört doch ganz nach
unten.
Seht euch das an! Das ist ganz bestimmt keine Karte. Es ist
eine Locke von Contessa Darbianas Haar. Ich habe sie am
Westrand von Silvanesti kennengelernt. Sie war auf der Flucht
vor einer Bande Gesetzloser – na ja, eigentlich waren es keine
Gesetzlosen, sondern eher Rebellen. Sie waren bloß nicht
genug für eine richtige Revolte, darum haben sie eben Leute
ausgeraubt und jede Menge Scherereien gemacht. Sie haben sie
gejagt, weil sie sie gefangennehmen und irgendwie politisch
benutzen wollten. Hat sie jedenfalls gesagt.«
Tolpan beugte sich über seine Karten und durchwühlte
weiter den Stapel.
Nach ein paar Minuten schob sich Flint den Hut aus der
Stirn. Er griff über den Tisch und nahm die Haarsträhne.
»Und?«
Tolpans Kopf fuhr hoch. »Und was?« fragte er.
»Was wurde aus der Contessa Darbell, du Türknauf?«
»Darbiana. Die Räuber haben sie erwischt. Ich konnte gerade
noch entkommen. Ein paar Tage später fand mich eine
Militärpatrouille, und der Offizier erzählte mir, daß sie die
Banditen verfolgt und ihnen aufgelauert und sie alle getötet
hätten. Von Darbiana hat man keine Spur gefunden. Irgendwie
traurig, finde ich, wenn man so darüber nachdenkt.«
Flint blieb der Mund offenstehen. »Das ist ja eine
schreckliche Geschichte«, protestierte er.
Tolpan verteidigte sich, wie das nur ein Kender könnte. »Ich
habe nie behauptet, daß es eine gute Geschichte ist. Du

Weitere Kostenlose Bücher