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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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viel getrunken. Komm zum Tisch
zurück.« Flint streckte die Hand aus, und nach ein paar
Minuten nahm sie der Halbelf an.
Die beiden drehten sich um und schlurften zu dem
wartenden Tolpan zurück. Dann saßen die drei ein paar lange
Momente zusammen, während jeder selbstvergessen in seinen
Bierkrug starrte
– bis auf Tolpan natürlich, der unmöglich
selbstvergessen vor sich hin starren konnte.
»Jetzt, wo ich etwas über Tanis weiß, was ist mit dir, Flint?«
hakte der Kender nach. »Wo hast du gelernt, so herrlichen
Schmuck zu machen? Du bist wirklich gut, und ich sollte das
beurteilen können. Ich bin in ganz Ansalon gewesen und habe
alles mögliche gesehen.«
Flints Brust schwoll bei diesem Lob an. Wie Tolpan mit
seinen Karten war Flint immer bereit,
über seine Kunst zu
reden. »Meine Familie hat lauter Schmiede und Krieger
hervorgebracht«, sagte er. Er erzählte dem Kender von seiner
Kindheit in den Hügeln vor der zwergischen Festungsstadt
Thorbardin und von seiner lange zurückliegenden
Entscheidung, die Zwerge in Hügelheim zu verlassen und in
die Menschensiedlung Solace zu ziehen. Unverkennbar war
sein Stolz, als er vom Ruf an den Hof der Stimme der Sonne
erzählte.
»Ich muß sagen, damals in Qualinost waren meine
Fähigkeiten wohl auf ihrem Höhepunkt«, meinte er
abschließend. »Selbst die Stimme der Sonne hat das gesagt.
Und in Qualinost habe ich auch Tanis kennengelernt.«
»Hast du da das herrliche Armband gemacht, das ich heute
gesehen habe?« fragte Tolpan. »Das aus Kupfer mit den
Edelsteinen, über dessen Verkauf du nicht mit dir reden lassen
wolltest?«
Flint schüttelte den Kopf. »Nein, das ist ein ganz neues
Stück. Es ist aber auch wirklich eine schöne Arbeit, nicht
wahr?« Während er das sagte, griff er in die Tasche und zog
das Armband heraus. Er drehte es wieder und wieder in den
Händen, strich über das Filigran und polierte die Steine an
seinem Ärmel.
Spontan reckte sich Tolpan über den Tisch, um das
Schmuckstück genauer anzusehen. Aber als seine Hand nach
vorn schoß, krachte Flints Bierkrug auf den Tisch und schlug
eine walnußgroße Kerbe hinein. Nur Tolpans bemerkenswerte
Reflexe retteten seine Hand davor, von dem schweren Krug
zermalmt zu werden. Schützend versteckte Tolpan seine Hände
in den Tiefen seiner Taschen. Er wirkte zutiefst verletzt. »Ich
wollte es doch nur ansehen.«
»Darf ich?« fragte Tanis. Flint sah ihn einen kurzen Moment
lang mißtrauisch an, um ihm dann betreten das Armband zu
reichen. »Tut mir leid, Tanis«, stammelte er, »ich habe mich
einen Augenblick vergessen.«
Tanis untersuchte das Armband ganz genau, während die
anderen beiden zusahen. Als er dann redete, sprach er Flint an,
ohne die Augen von dem Schmuckstück zu nehmen.
»Das ist hinreißend, Flint«, gab er zu. »Aber warum machst
du so etwas Herrliches aus Kupfer? Diese Steine sehen
wertvoll aus – warum stecken sie in so einem billigen Metall?«
Flint lehnte sich auf der Bank zurück und meinte
geheimnisvoll: »So wollte sie es haben.«
»Ein Auftrag?« fragte Tolpan.
Flint nickte. Ihm war nicht ganz wohl zu Mute.
»Du hast mir nichts von einem Auftrag erzählt«, sagte Tanis.
»War es jemand von hier?«
»Ich habe dir nichts erzählt«, gestand Flint, »weil die ganze
Sache so schnell ging und weil die Frau sehr merkwürdig und
geheimnisvoll war.«
»Eine merkwürdige Frau?« Tolpan war ganz Ohr.
Flint lehnte sich auf der Bank wieder vor und senkte seine
tiefe Stimme zum Flüstern. »Letzte Woche tauchte diese Frau
auf einmal auf und behauptete, sie würde meine Arbeit aus der
Zeit kennen, wo Tanis und ich in Qualinost lebten.
Daraus habe ich natürlich gefolgert, daß sie Elfin ist, aber sie
sah gar nicht aus wie eine Elfin, jedenfalls nicht wie eine
gesunde Elfin. Sie war bestimmt das blasseste Geschöpf, was
ich je gesehen habe – durchsichtig wie der Tod persönlich –,
und trug nur reine Seide.«
»Vielleicht war sie eine Untote oder ein Sukkubus, der
gekommen war, um dich zu verführen und dir die Lebenskraft
auszusaugen!« schlug Tolpan eifrig vor.
»Sie war viel zu nervös, um irgend jemanden zu verführen«,
sagte Flint.
»Ein Sukkubus wäre bestimmt nervös«, überlegte Tolpan.
»Tolpan, kannst du ihn nicht ausreden lassen?« mischte sich
Tanis ein und brachte den wild spekulierenden Kender so zum
Schweigen.
»Jedenfalls«, fuhr Flint fort, »hat sie gesagt, daß sie dieses
Armband brauchte, aber es müßte ganz genau nach ihren
Anweisungen hergestellt werden.

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