Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
vertrauten Regale und Stühle seines
Hauses in dem ausgehöhlten Vallenholzstamm. Wie bin ich
hierher gekommen, fragte er sich.
    Das letzte, woran er sich erinnerte, war, daß er auf einer von
Otiks bequemen Bänken im Wirtshaus »Zur Letzten Bleibe«
gehockt hatte. Da war es dunkel gewesen. Jetzt war Tag, das
verriet ihm das gedämpfte Licht, das jetzt durch die
Pergamentfenster drang. Stirnrunzelnd setzte er sich abrupt auf,
um dann aufs Bett zurückzusinken. Seine pochenden Schläfen
erklärten die Gedächtnislücke. Er hatte sich gestern abend
tatsächlich vollaufen lassen.
    Dann sah er Tanis. Der Halbelf lag voll bekleidet mit Hosen,
Stiefeln, Tunika und Wollweste auf dem Dielenboden neben
dem Kamin. Eine kleine Speichelpfütze breitete sich bei jedem
Atemzug auf seinen offenen Lippen aus. Der alte Zwerg
gluckste vor Lachen, obwohl dabei der Schmerz in seinem
Kopf wieder losging.
    Dadurch erwachte der jüngere Halbelf und wischte sich mit
dem Handrücken die Spucke von den Lippen. Das
unvermeidliche Federstirnband, das sein widerspenstiges,
langes rotes Haar bändigte, war ihm über die Augen gerutscht,
und er schob es verärgert auf die Stirn zurück. Als Tanis den
grinsenden Zwerg bemerkte, runzelte er die Stirn. Langsam
rollte er sich herum und setzte sich auf, wobei er den Kopf in
beide Hände legte.
»Otiks Bier ist einfach zu süffig«, stöhnte er.
     
Flint nickte, diesmal etwas langsamer, und zog das eine
    Hosenbein an, das er gestern abend noch abgestreift hatte.
»Aber am nächsten Morgen zahlst du die Zeche«, sagte er und
fügte hinzu: »Besonders, wenn man doppelt soviel trinkt, wie
man selber wiegt!« Den zweiten Stiefel fand er unter dem Bett.
Er schob den Fuß hinein, zog sein pelzbesetztes Wams zurecht
und stopfte die grobgewebte Tunika wieder in die Hose.
»Wenigstens habe ich es bis ins Bett geschafft und immerhin
die Hälfte meiner Sachen ausgezogen.«
    Tanis schoß zurück: »Das liegt nur daran, weil du älter bist
und mit so was mehr Erfahrung hast. Ganz zu schweigen
davon, daß dein Gewicht dir mehr Bier erlaubt…«, endete er
mit einem Blick auf Flints runden Bauch.
    »Etwas mehr Respekt vor dem Alter bitte, Kleiner!« grollte
Flint und knuffte Tanis an den Kopf. Er lief zur
Vorratskammer, die sich gegenüber vom Kamin im
ausgehöhlten Boden des riesigen Vallenholzbaumes befand.
»Ich hab noch zwei eingelegte Eier, drei Streifen Dörrfleisch
und einen etwas angeschimmelten Brotrest.« Er nahm ein
großes Schnitzmesser und schnitt großzügig den grünen
Bewuchs vom Brot ab. »Da, sieht doch gut aus.« Er blickte
Tanis an. »Was möchtest du?«
    Tanis’ feingeschnittene Elfennase rümpfte sich vor Abscheu.
»Ein paar Würzkartoffeln von Otik, wenn er schon welche
hat.« Er stand auf und stieß eins der Pergamentfenster neben
der schweren, hölzernen Eingangstür auf. »Was glaubst du, wie
spät es ist?«
    Stirnrunzelnd spähte Flint durch das offene Fenster. »Gütige
Götter, es ist sehr spät, so verlassen, wie die Straßen aussehen.
Alle sind schon auf dem Festplatz an der Arbeit.« Hastig
schlug er Eier und Fleisch in ein Tuch ein und verknotete die
Ecken. »Meine Kundin könnte jederzeit zum Stand kommen,
um ihr Armband abzuholen.« Mit nicht geringem Stolz klopfte
er auf die Innentasche seines Wamses. Sein Gesicht erstarrte.
Er klopfte erneut dagegen. Diesmal verzog sich sein Gesicht
vor Entsetzen, Unglaube und Wut. »Es ist weg!« kreischte er.
    Tanis, der immer noch am Fenster stand, zuckte bei dem
Aufschrei zusammen und sah sich nach seinem Freund um.
»Was ist weg?«
    »Das Armband natürlich!« rief der. Flint drehte sich der
Magen um. »Ich habe es in die Innentasche von meinem Wams
gesteckt, und da ist es nicht! Ich weiß, daß ich es da
reingesteckt habe!«
    Tanis ging zu dem zerwühlten Bett und fing an, die Decken
zu durchsuchen. »Bestimmt ist es dir im Schlaf aus der Tasche
gerutscht.«
    Flints Gesicht hellte sich hoffnungsvoll auf. »Sicher hast du
recht!« Er half Tanis, das Bett abzuziehen, aber sie fanden
nichts. Flint schlug die Laken aus, dann noch einmal, bis er sie
schließlich wie ein Tier durchwühlte. Dann ging er zum Bett
zurück und steckte seine Nase in jeden Winkel von Matratze
und Rahmen. Schließlich ging er auf die Knie und schaute
darunter nach, in jedem Staubhäufchen und hinter den alten
Schuhen. Aber er kam mit leeren Händen wieder hoch. Flint
merkte, wie Unbehagen aus seinem Bauch zur Kehle aufstieg.
    »Wann hast du es denn

Weitere Kostenlose Bücher