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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Milch. Die drei glänzenden, roten Äpfel, die gleichfalls
in seinem Beutel herumlagen, verblüfften ihn jedoch; er
erinnerte sich, daß er sie bewundert hatte, während er seine
anderen Einkäufe bezahlt hatte, aber wie waren sie in den
Beutel gekommen?
    Der Kender zuckte glücklich mit den Schultern. »Vielleicht
hatte der Kaufmann ein Sonderangebot
– kauf Käse, dann
gibt’s Äpfel umsonst«, folgerte er. »Oder vielleicht sind sie
bloß vom Karren gerollt und in meinen Sack gefallen.« Das
alles war sehr merkwürdig, gerade so geheimnisvoll und
fesselnd, wie Kender es gern hatten.
    Die Sonne schien warm, obwohl der Wind i
mmer noch recht
kühl war. Junge, grüne Grashalme, wilde, lila Krokusse und
Hyazinthen lugten überall zwischen den restlichen, dreckigen
Schneeklumpen hervor. Der schwere, moderige Duft von
getauter Erde und Würmern und feuchtem Gras begeisterte
Tolpan genauso sehr wie sonst nur gutes Essen und Bier. Der
Kender nahm den schweren Matsch kaum zur Kenntnis, der an
seinen frisch geputzten Hirschlederstiefeln hängenblieb und
seine hellblauen, engen Hosen bespritzte, während er mit
wippendem Haarknoten die Straße entlanghüpfte.
    Als er auf einem kleinen Hügel ankam, genoß Tolpan
entzückt die Aussicht, die sich ihm darbot. Er setzte sich auf
einen kalten, aber trockenen Felsvorsprung, wobei er die Spitze
seines Hupaks in die weiche Erde trieb. Dann klappte er die
Lederröhre an seinem Gürtel auf und zog eine Karte von
Abanasinia heraus. Dabei kam auch ein Armband zum
Vorschein, das klirrend auf den Felsen fiel und dort in immer
enger werdenden Kreisen herumrollte, bis es direkt neben
Tolpans Füßen liegenblieb.
    »Was ist denn das?« wunderte der sich, doch in dem
Moment, wo er es aufhob, erkannte er bereits Flints
ungewöhnliches Kupferarmband. »Meine Güte, dieser Flint
Feuerschmied paßt aber auch wirklich nicht auf seine Sachen
auf. Wieso steckt er das denn in meine Kartenröhre?« Nach
kurzem Überlegen streifte Tolpan sich das Armband über das
Handgelenk. »Das muß ich so schnell wie möglich nach Solace
zurückbringen, und daran erinnere ich mich am besten, wenn
ich es hier an meinem Handgelenk behalte, wo ich es sehen
kann. Flint wird schon außer sich sein vor Kummer. Aber er
freut sich bestimmt, wenn er mich wiedersieht!«
    Doch zunächst gab es wichtigere Dinge. Ganz Abanasinia
war von niedrigen Bergketten mit engen, bewaldeten Tälern
durchzogen. Im Westen beherrschten drei Gipfel das Bild der
Landschaft: der größte war nur ein paar Meilen von Tolpan
entfernt, während die beiden kleineren in einiger Entfernung
dahinter lagen. Tolpan war neugierig, ob sie wohl Namen
hatten. Der nähere war ein prachtvoller Anblick mit seinen
grünen, zerklüfteten Hängen, die zum Gipfel hin immer weißer
wurden. Ein paar kleine Wolken hingen um die Spitze herum.
Wenn er noch keinen Namen hatte, überlegte Tolpan, dann
würde er ihm gerne selbst einen geben.
    Tolpan rollte die Karte aus, breitete sie auf seinem Schoß aus
und fuhr seinen Weg seit Solace mit dem Finger nach. »Hmm,
muß der Betende Gipfel sein«, murmelte er laut vor sich hin.
»Was für ein komischer Name. Ich frage mich, was er
bedeutet. Bestimmt gehört eine interessante Geschichte dazu.«
Mit Enttäuschung registrierte Tolpan, daß die Berge hinter dem
Betenden Gipfel den wenig einfallsreichen Namen
Doppelspitze trugen.
    Insgesamt war die Karte ziemlich wenig detailliert, denn sie
zeigte nur die Küste, wichtige Straßen und andere bedeutsame
Merkmale für Reisende. Die neue Straße im Süden von Solace,
auf der Tolpan unterwegs war, hieß passenderweise Südstraße,
was auch so auf Tolpans Karte stand. Sie folgte einem Fluß,
der sich durch die niedrigen Hügel an der Nordostgrenze des
Düsterwalds schlängelte.
    Der Düsterwald im Südwesten von Tolpans Standort hatte
seinen Namen von den ruhelosen Seelen, die dort
herumspukten. Selbst ohne diesen Ruf hätte der große
Bergwald abschreckend gewirkt, denn Tolpan wußte, daß
solche Wälder von tückischen Wasserrinnen, Brombeerranken,
Morast und dunklen Höhlen nur so wimmelten. Er wußte zwar,
daß Düsterwald wahrscheinlich auch freundlichere Waldwesen
wie Dryaden, Zentauren und Pegasi beherbergte, doch das
machte seine schattigen Tiefen auch nicht einladender.
    Haven, die Hauptstadt jener Gruppe religiöser Fanatiker, die
als die Sucher bekannt waren, und das Tal von Haven
markierten die Westgrenze des Waldes. Im Nordwesten lagen
die Doppelspitze und

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