Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
Seine Augen wurden vor
Staunen erst ganz groß und tränten dann von dem Gestank.
»Ein Körper!« hustete er. »Junge, ist das eklig, ganz blau
und aufgedunsen. Kommt mal her und guckt.«
Flint und Tanis sahen beide Selana an, die sich den Magen
hielt und noch blasser als gewöhnlich aussah.
»Tolpan, mach den Deckel zu. Wir verschwinden hier auf
der Stelle«, befahl der Halbelf, während er Selana am Arm
nahm und sie zur Tür zurückschob.
Tolpan guckte sich den Körper in der Kiste genau an.
»Irgendwas an dem Kerl hier kommt mir sehr bekannt vor,
Tanis«, murmelte er. »Klein, dick, Knubbelnase – «
Flint, der den Kender gerade gehörig ausschimpfen wollte,
erkannte die Beschreibung. Er holte tief Luft, hielt den Atem
an und trat auf drei Schritte an die stinkende Kiste heran, um
dann hineinzusehen und nachdrücklich zu nicken. »Ich wette
um meine Lieblingsaxt, daß das unser Mann ist.«
Trotz ihrer Übelkeit spitzte Selana die Ohren. »Jemand muß
das Armband suchen!« Tolpan beugte sich eifrig in die Kiste.
»Oh, nein, du nicht«, warnte Flint gedämpft. Er nahm den
Kender am Arm und führte ihn zu der Tür zurück, durch die sie
den Raum betreten hatten. »Du faßt dieses Armband nicht
wieder an, falls ich hier irgend etwas zu sagen habe. Und das
habe ich. Du bleibst hier hinten außer Reichweite und hältst
mit Selana Wache.« Er würgte, bevor er hinzufügte: »Tanis
und ich untersuchen die Leiche.«
Flint und Tanis näherten sich wachsam der Kiste. Sie stellten
sich auf beide Seiten und blickten voller Abscheu hinein.
»Ich hatte die ganze Zeit erwartet, daß er uns noch zu
schaffen macht, wenn wir ihn endlich finden, aber jetzt hat er
wirklich den Spieß umgedreht, was, Tanis?«
Tanis grinste angesichts des schwarzen Humors seines
Freundes. »Er sieht das vielleicht nicht ganz so. Bringen wir’s
hinter uns.« Tanis hockte sich auf ein Knie und griff in die
Kiste. Dann zog er die Hand wieder heraus und wischte sie
vergeblich an seiner Lederhose ab. Verärgert griff er wieder zu,
wobei er diesmal den linken Hemdsärmel des Toten erwischte.
Er zog, aber die Hand war verdreht und steckte unter dem
Körper. Er zog fester und zerrte sie heraus. Der Arm war an der
Schulter steif abgeknickt. Mit beiden Händen schob Tanis den
Ärmel vom Handgelenk hoch, sah aber nur aufgedunsenes,
aschgraues Fleisch.
Flint, der mit dem rechten Arm beschäftigt war, hatte
ebensowenig Glück. »Was meinst du, woran unser Freund hier
gestorben ist?« fragte er sich und blickte Tanis an. »Ich kann
keine Wunde erkennen.«
In diesem Moment holte Tanis erschreckt tief Luft. Flint sah
wieder in die Kiste, und ihm stockte fast das Blut in den Adern.
Die Hand des Toten, an deren grauen Fingern Ringe blitzten,
hatte sich um Tanis’ linken Unterarm geschlossen. Seine
leblosen Augen waren weit offen, wenn auch blicklos. Der
Körper richtete sich zum Sitzen auf, und sein bleicher Kopf
baumelte gräßlich an einem überlangen Hals herunter, als wäre
der jetzt nur eine überspannte, gebrochene Feder.
»Ein Zombie!« schrie der Halbelf, der verzweifelt mit seiner
rechten Hand nach dem Dolch an seiner linken Hüfte tastete.
Er riß die Waffe heraus und setzte sie an Delbridges kaltem,
totem Unterarm an, doch der Zombie reagierte kaum, als die
Klinge seine Haut durchstieß.
Flint war blitzschnell zur Stelle und hackte bereits mit seiner
Axt auf den Arm ein. Tanis taumelte von der Kiste zurück, als
der Zombie
– ohne seine linke Hand
– zurückfiel. Die
abgetrennte, zuckende Hand des Toten hielt den Halbelfen
weiter fest, doch Tanis löste die beringten Finger einen nach
dem anderen mit seiner Klinge, bis die Hand zu Boden fiel und
dumpf aufprallte. Ohne zu zögern oder gar aufzuschreien,
mühte sich der Zombie weiter ab, mit seinem triefenden
Stumpf den Rand der Kiste zu erwischen.
Flint war bereit. Der beherzte Zwerg hob die Axt hoch und
ließ sie wie ein geübter Holzhacker immer wieder im Takt
heruntersausen, ohne auf das Blut zu achten, das bei jedem
Schlag aufspritzte, oder wenigstens auf Tanis, der neben ihm
mit seinem Messer zustach. Er wußte, daß ein Zombie nie von
seinem Ziel abließ, bis er zerstört, von einem Priester
vertrieben oder von seinem Herrn zurückgerufen wurde.
»Ich glaube, du kannst jetzt aufhören, Flint«, keuchte Tanis
neben ihm, wobei er den Zwerg an der Schulter berührte. Der
Untote – oder das, was von ihm übrig war – zuckte noch
zweimal reflexartig und lag dann still.
In Flints

Weitere Kostenlose Bücher