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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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mußte,
weil der Mann überdurchschnittlich groß war. Er trug einen
langen, glänzendroten Umhang mit Kapuze, der über den
kräftigen, breiten Schultern schwarz abgesetzt war. Der
Umhang wurde von einer großen Brosche mit einem Edelstein
zusammengehalten. Die Gesichtshaut des Zauberers wirkte fast
durchsichtig und papierdünn, wie das Fleisch einer reifen
Honigmelone. Unter der unnatürlich glatten
Oberfläche
pulsierten blaue Adern. Im Gegensatz zum Vortag trug er heute
eine dunkelrote, bestickte Augenklappe aus Seide über dem
rechten Auge.
Während er angesichts von Delbridges Unbehagen leise in
sich hineinlächelte, blies der Mann die Flammen aus und zog
dann – mit immer noch rauchender Hand – einen dünnen Stab
aus seinem Gewand. Ein geflüsterter Befehl ließ ein schwaches
Licht aus dem Stab strömen, das den Raum sanft erleuchtete.
»Ihr habt uns da gestern eine interessante Geschichte
aufgetischt«, sagte Balkom plaudernd in seiner gleichmäßigen
Baritonstimme.
»Danke. Ich freue mich sehr, daß Ihr das so seht«, antwortete
Delbridge sarkastisch.
»Vielleicht könntet Ihr so gut sein, mir zu verraten, warum
ich dann eingesperrt wurde.«
Der Magier verschränkte die Arme und wippte auf den
Absätzen. »Alles zu seiner Zeit. Eure Geschichte hat bei Lord
Curston großen Eindruck hinterlassen. Wie habt Ihr sie
erfahren?«
Da Delbridge eine Gelegenheit sah, wie er sich retten und für
sich werben konnte, ließen Angst und Unsicherheit nach, ohne
jedoch ganz zu verschwinden. Er richtete sich zu seiner ganzen,
wenig eindrucksvollen Größe von etwas über fünf Fuß auf.
»Das war eine wirkliche Vision. Ich habe Euch ja gesagt, ich
bin ein Orakel, ein Seher. Wenn meine Fähigkeit mir eine
Stellung am Hof verschafft hat, muß ich sagen, daß mir die Art,
wie Ihr mir diese Neuigkeit mitteilt, nicht gefällt. Vielleicht
muß ich die Sache ja noch einmal überdenken
– oder
wenigstens meine Gehaltsvorstellungen.« Delbridge deutete
auf die Zelle. »Diese kleine Farce hier, die mich offenbar auf
die Probe stellen soll, ist nicht lustig.«
»Das ist weder eine Prüfung, noch soll es lustig sein.«
Die Stimme des Magiers klang wie schwere, zuschlagende
Eisentüren. Balkom begann, langsam und gelassen
herumzulaufen. Der Saum seiner Robe raschelte leise, als er
über den kalten Steinboden glitt. Dann blieb Balkom stehen
und betrachtete Delbridge und legte den Finger nachdenklich
an die Lippen.
»Omardicar… Der Name sagt mir nichts. Ihr seid nicht von
hier, nicht wahr?«
Delbridge schüttelte den Kopf. »Ich bin nur zur Burg
Tantallon gekommen, um Lord Curston meine Dienste
anzubieten. Ich bin aus« – Delbridge erinnerte sich an seinen
unrühmlichen Abgang von Burg Thelgaard – »sagen wir mal,
ich reise viel herum.«
»Der Sohn eines Edelmanns, entführt und irgendwo
gefangengehalten, weggehext, um sich etwas unendlich Bösem
zu stellen, die Familie in Trauer und Sorge zurückgeblieben…
Was für ein tragisches Schicksal.« Balkom fischte etwas aus
einer Tasche und spielte in der Handfläche damit. »Ist das
alles, was Ihr wißt, oder habt Ihr in dieser >Vision< noch mehr
gesehen?«
Delbridge ließ sich nicht gern an die Bilder erinnern. Seine
Schultern sackten wieder herab. »Nein. Ich habe Euch alles
gesagt.« Die Wendung, die das Gespräch nahm, gefiel ihm gar
nicht.
Die Augen des Gefangenen wurden schmal. Er beschloß, ein
letztes Mal zu versuchen, herauszubekommen, was eigentlich
los war. »Ich beantworte anscheinend sehr viele Fragen,
erfahre selbst aber nur wenig. Ich weiß nicht einmal, weshalb
ich hier bin. Warum sollte ich Euch irgend etwas erzählen?«
Der Magier fummelte abwesend an seinem Stab und dem
anderen Ding in seiner Hand herum. Jetzt erkannte Delbridge,
daß es ein großer, blauer Edelstem war. Dann sah Balkom
Delbridge wieder an. »Ihr solltet mir beantworten, wonach ich
frage, weil ich derjenige bin, der Euch verhört. Wenn Ihr meine
völlig berechtigte Neugierde zufriedenstellt, kann ich Eure
Freilassung bewirken. Wenn nicht – wenn Ihr statt dessen neue
Fragen stellt oder beunruhigende Zweifel an Euren Absichten
und Motiven aufkommen laßt –, dann könntet Ihr feststellen,
daß Ihr eine lange, lange Zeit hierbleiben müßt.« Indem er sich
näher zu Delbridge herunterbeugte, fügte er hinzu: »Oder

noch schlimmer – eine sehr kurze Zeit.«
Mit unverbindlicher Miene richtete sich der Magier wieder
auf. »In jedem Fall solltet Ihr meiner Meinung nach

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