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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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er lächelte. Trotz einer gewissen
Übertreibung hatte Laurana recht.
»Vielleicht kündigen sie morgen den Nationaltag des
Elfenblütenweins an«, schlug er vor.
Tanis war so selten ironisch, und Laurana brauchte einen
Augenblick, um ihn zu verstehen. Sie lachte. »Oder sie
beschließen, daß jeder Elf zu jeder Mahlzeit Quith-Pa essen
muß.«
Sie kicherte wieder, und plötzlich fühlte sich Tanis wie ein
Kind – nicht der verdrossene Junge, der er gewesen war,
sondern das sorgenlose Kind, das er unter anderen Umständen
hätte sein können. Der Gedanke stimmte ihn zugleich froh und
traurig.
Wie fast immer setzte sich die Traurigkeit durch.
»Höchstwahrscheinlich hat es etwas mit dem Tylor zu tun«,
sagte Tanis.
Laurana fröstelte. »Das ist sicher richtig. Die Palastwache
war den ganzen Tag draußen, aber keiner konnte das Biest
finden.«
Sie versank in Gedanken, und er fragte sich, in welche
Richtung das Gespräch jetzt wohl weitergehen würde.
Sie hatten den Rand von Kith-Kanans Mosaik erreicht und
den Marktlärm hinter sich gelassen. Laurana zog ihn die
Steinstufen hoch, und dann folgte er ihr durch eine Lücke in
den blühenden Fliederbüschen am Rand des Mosaiks auf eine
kleine Lichtung. Die Büsche dämpften die Geräusche vom
Platz. Plötzlich war sich Tanis bewußt, wie allein sie waren.
Laurana zog ein kleines Päckchen aus der Tasche. »Ich habe
etwas für dich«, sagte sie. »Ich hab’s die ganze Woche
dabeigehabt, weil ich hoffte, ich würde dich treffen.«
»Was ist es denn?« fragte er verwirrt, doch Laurana lächelte
nur geheimnisvoll. In diesem Augenblick war sie ganz und gar
kein Kind mehr, und Tanis trat verlegen auf den anderen Fuß.
»Du wirst schon sehen«, sagte sie. Dann stellte sie sich
plötzlich auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange,
wobei sie seine Bartstoppeln ignorierte. Ihre Berührung war so
kühl und weich wie die Frühlingsluft. Gleich darauf war sie
durch den Flieder geschlüpft und nicht mehr zu sehen. Nur ein
leichter Minzeduft hing noch da, wo sie gestanden hatte, in der
Luft. Verwundert faßte sich Tanis an die Wange. Er war
unsicher, was sie im Sinn hatte. Dann wickelte er
achselzuckend das Päckchen aus.
Trotz der warmen Frühlingsluft wurde es Tanis plötzlich kalt
im Bauch. Auf seiner Handfläche schimmerte im Sonnenlicht,
das durch die jungen Blätter der Bäume fiel, ein Ring. Es war
ein einfacher Ring aus sieben winzigen, miteinander
verwobenen Efeublättern, der so hell und golden strahlte wie
das Haar der Elfenfrau, von der er ihn bekommen hatte. Er war
hübsch und zart, ein Ring, den man seinem Liebsten an die
Hand stecken würde. Tanis schüttelte den Kopf und schloß die
Faust um das Stück.
Immer noch kopfschüttelnd, trat Tanis kurz darauf aus den
Fliederbüschen und ließ den schmalen Ring in seiner
Westentasche verschwinden, bis er dessen Bedeutung
verstehen würde.
»Interessant«, sagte eine kalte Stimme.
Tanis fuhr herum. Oben auf den Stufen stand schäumend vor
Wut unter den Blicken mehrerer beladener Händler, die vorbei
wollten, Lord Xenoth.
»Tanthalas Halbelf«, sagte der Elfenlord unheilvoll. »Das
wirst du noch bereuen.«
Als Tanis verwirrt zusah, wie Lord Xenoth verstimmt
davonging, hatte er keinen Zweifel daran, daß der Elfenlord
recht hatte.
Kapitel 11
Besuch aus der Vergangenheit
    Der Klang von Hammerschlägen tönte wie klare Musik
durch die Morgenluft des Frühlingstags. Flint grinste grimmig,
während er den rotglühenden Stahlstab bearbeitete und das
Metall hin und wieder in das halbe Faß Wasser tauchte. Der
Schweiß trat ihm auf die Stirn und tropfte von seinen
rußgeschwärzten Brauen.
    Er hatte am Vortag spät begonnen, seine Decke auf das
Feldbett geworfen und einen Krug Bier heruntergekippt – für
seine schwache Gesundheit, hatte er gemeint –, um dann die
Esse zu schüren und unregelmäßige Eisenstücke zu mehreren
kleinen Metallbarren zurechtzuhämmern. Er schlug die Barren
zu Streifen und erhitzte diese im Holzkohlenfeuer auf eine
hohe Temperatur, wodurch er Flußstahl erhielt. Dann legte er
die Streifen aufeinander und machte daraus einen Stab, den er
immer wieder in der Kohle erhitzte und dann im kalten Wasser
löschte, um das Metall zu härten.
    Jetzt war das Stück Stahl dünn und gleichmäßig genug, und
er hob es mit Eisenzangen aus der Hitze der Esse und löschte
es wieder. Wie der Atem eines Märchendrachens zischten
Dampfwolken in die Luft, bis das Metall endlich abgekühlt
war. Flint legte es auf seine

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