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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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spürte er, daß diese Worte nicht der
Wahrheit entsprachen. In der friedlichen Elfenstadt, in der seit
so vielen Jahren alles seinen gewohnten Gang gegangen war,
lag eine Veränderung in der Luft. Einen Augenblick fragte er
sich, ob die Stimme vielleicht doch einen Fehler gemacht hatte,
als sie den Handel mit Ausländern – Flint schloß sich selbst mit
ein – zugelassen hatte. Der Zwerg hatte bereits die
Elfenschmiede beeinflußt, die einige Techniken übernommen
hatten, die Flint noch von seinem Vater hatte. Vielleicht gab es
noch andere, wichtigere Veränderungen, die auf seine
Anwesenheit zurückzuführen waren.
Er hoffte, daß Tanis vorbeikommen würde.
    Von den drei Flügeln des Palasts war der mittlere der größte.
Die Flügel umschlossen den hinteren Hof, hinter dem
wiederum die Gärten lagen. In der Mitte des Hauptflügels
öffnete sich der Korridor zum Audienzsaal des Palasts, und
hier wurde die Decke von zahlreichen Bögen getragen. Am
Rand des Saals standen glatte Steinsäulen, die kunstvoll
behauen waren, so daß sie Baumstämmen ähnelten, und am
Ende ihrer Marmorzweige schimmerten silberne und goldene
Blätter im Zwielicht. Die Baumsäulen stützten eine Balustrade,
die um den ganzen Saal herum führte, wo der Hofadel stand,
wenn untenbesondere Zeremonien stattfanden: eine
Trauerfeier, eine Krönung oder eine Hochzeit.
    In der Mitte der Decke befand sich ein großes, farbiges
Glasfenster. Solinari mußte gerade aufgehen, erkannte Tanis,
als er stehenblieb, um das Fenster eine Weile zu betrachten.
Tanis fragte sich, wo Laurana wohl steckte. Das Bild der
blonden Elf in trat ihm vor Augen, Tanis schüttelte den Kopf.
Er würde lange brauchen, bis er diese ganze Sache begriffen
hatte – wenn ihm das überhaupt je gelang. Vielleicht konnte
die frische Gartenluft seinen Kopf klären.
    Trotz des Frühlings war die Luft so kalt, daß sie Tanis eher
an die dunklen Monate des tiefsten Winters erinnerte. Er hüllte
sich fest in seinen grauen Mantel ein, als er in den Garten ging.
    Der Abendhimmel war klar, doch im Westen glaubte er zu
sehen, wie sich eisengraue Wolkenfinger sammelten. Aber
wenn sich so weit im Westen, über den zerklüfteten Gipfeln
der Kharolisberge, ein Sturm zusammenbraute, dann würde es
noch lange dauern, bis er Qualinost erreichte.
    Tanis wanderte über die Kieswege durch den weitläufigen
Hof, der zwischen den Flügeln des Palasts lag. Krokusse und
Narzissen waren bereits verblüht; jetzt kamen die Lilien, deren
blasse, zarte Blüten im Wind schwankten und ihm wie
Gesichter zuzunicken schienen.
Er ging an dem Tor vorbei, das den Eingang zu einem
Irrgarten aus Ziersträuchern bildete, bog um eine Ecke und
gelangte in eine kleine Grotte. Plötzlich blieb er stehen.
    Er hörte, wie jemand erschreckt Luft holte, und ein blonder
Kopf fuhr herum, als seine Mokassins im Kies knirschten. Es
war Laurana. Mit einer Lilie in der einen Hand stand sie da.
Als er näher kam, konnte er in Solinaris Schein an ihren
geschwollenen Wangen sehen, daß sie geweint hatte.
    Doch jetzt hatte sie ihre Gefühle unter Kontrolle, und an
ihrer Selbstbeherrschung konnte Tanis erkennen, daß Laurana
eine wahre Tochter der Stimme der Sonne war. Selbst in Leid
und Wut war sie noch anmutig.
    »Hallo«, sagte sie mit leiser, belegter Stimme. Er betrachtete
sie schweigend. In der Ferne hörte er das Wasser in den
Abgründen tosen, die Qualinost beschützten. Um sie herum
raschelte das Laub im Abendwind.
    Ihr schönes Elfengesicht war im Zwielicht womöglich noch
anziehender als sonst. »Entschuldige wegen vorhin«, sagte
Laurana. »Ich habe gesprochen, ohne nachzudenken, und jetzt
steckst du in Schwierigkeiten. Aber ich kann Lord Tyresian
nicht heiraten. Er ist…« Sie brach ab. »Ich werde das einfach
meinem Vater erklären müssen.«
    »Schon gut«, sagte Tanis, nur um irgend etwas zu sagen, was
sie beruhigen würde. Doch es schien auszureichen, denn jetzt
lächelte sie ihn an und nahm seine Hand.
    »Laurana, ich…«, setzte Tanis an, wußte dann aber nicht
weiter. Er wollte ihr sagen, daß sie unrecht hatte, daß die
Stimme ihr Wort nie zurücknehmen würde, daß es am besten
wäre, wenn sie diese dummen Spielchen mit ihm lassen würde.
Ihre Heiratsschwüre waren Versprechen von Kindern gewesen,
doch sie waren keine Kinder mehr. Und wenn die Stimme der
Sonne ihr befahl, Tyresian zu heiraten, um die Ehre ihres
Hauses zu wahren, dann mußte sie den Elfenlord nehmen,
wenn sie ihren Vater nicht politisch vernichten

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